Ein Reh auf einer Landstraße
Hundertausende Wildtiere kommen jedes Jahr bei Wildunfällen ums Leben. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Gefahr auf der Straße Wildunfall - Was tun und wer zahlt?

01. April 2023, 18:15 Uhr

Im Herbst und Frühling kommt es immer wieder vor, dass Wildtiere unvorhersehbar Straßen überqueren. Wie aus dem Nichts tauchen die Tiere plötzlich vor dem Auto auf und machen einen Unfall oft unvermeidbar. Wie verhält man sich im Ernstfall? Und welche Versicherung kommt für den Schaden auf?

Wildunfälle machen nach Angaben des ADAC jährlich rund fünf Prozent aller Straßenverkehrsunfälle aus, was in etwa 300.000 pro Jahr bedeutet. Demnach kamen allein im Jahr 2020 mehr als 2.600 Menschen bei solchen Unfällen zu Schaden, sieben verunglückten tödlich. Die Zahl der getöteten Wildtiere liegt nach Angaben des Deutschen Jagdverbands sogar bei mehreren Hunderttausend. Wildunfälle zu vermeiden, ist also ein erstrebenswertes Ziel.

Wie kann ein Wildunfall am besten verhindert werden?

  • Langsamer fahren: Geringeres Tempo zahlt sich aus, denn nur so haben Mensch und Tier mehr Zeit und Raum, um zu reagieren. Wer zum Beispiel bei Tempo 50 auf die Bremse tritt, kommt schon nach ca. 26 Metern zum Stehen, bei Tempo 70 sind es schon 43 Meter. Außerdem hat ein möglicher Zusammenstoß weniger Wucht: Kracht ein Reh auf ein Auto, das mit 50 Kilometern pro Stunde fährt, ist es, als würde das Reh 425 Kilogramm wiegen. Bei einem Crash mit Tempo 70 wäre es dann schon so, als würde das Reh 850 Kilogramm wiegen.

  • Erhöhte Aufmerksamkeit: Wenn mit Wildwechsel gerechnet werden muss, sollte ein Autofahrer ständig beide Straßenränder im Blick behalten. So bemerkt er das Wild schon, bevor es auf die Straße springt und kann schneller reagieren.

  • Mit vielen Tieren rechnen: Auch nach einem unfallfrei überstandenen Wildwechsel ist die Gefahr noch nicht gebannt. Weil die Tiere oft nicht allein unterwegs sind, müssen Autofahrer immer auch mit weiteren Artgenossen rechnen.

  • Bremsen, hupen, abblenden: Ist Wild auf der Fahrbahn hilft nur noch: bremsen und hupen. Statt Fernlicht sollte das Abblendlicht eingeschaltet werden, damit die Tiere nicht geblendet sind und einen Fluchtweg finden können.

  • Im Ernstfall: Lässt sich ein Zusammenprall nicht mehr vermeiden, sollte man so stark wie möglich bremsen und das Lenkrad in Geradeausstellung festhalten. Auf keinen Fall ausweichen, sonst kann das Fahrzeug ins Schleudern geraten und möglicherweise noch schlimmer verunfallen.

Besonders in der kalten Jahreszeit ereignen sich viele Wildunfälle
Vor allem in Gegenden mit viel Wild ist angepasstes Fahren dringend nötig. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / Andreas Haas

Was tun, wenn es doch zum Wildunfall kommt?

  • Zuerst sollten die Warnblinker des Autos eingeschaltet, die Warnweste angezogen und die Unfallstelle abgesichert werden. Ganz wichtig dabei: Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen.
  • Sollte es verletzte Personen geben: 112 anrufen und dann Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten.
  • Bei einem Wildunfall muss immer die Polizei informiert werden - am besten unter der 110. In einigen Bundesländern ist es zudem nötig, einen Jäger zu verständigen. Meist übernimmt das die Polizei.
  • Sollte das Tier verletzt und noch vor Ort sein, sollten Sie nicht versuchen, sich zu nähern oder es anzufassen. Es könnte versuchen, sich zu wehren.
  • Tote Tier wenn möglich mit Handschuhen an den Randstreifen ziehen, um Folgeunfälle zu verhindern. Das Tier aber nicht von der Unfallstelle entfernen, da sonst eine Anzeige wegen Wilderei droht.
  • Auf das Eintreffen der Polizei warten.
  • Für die Versicherung Wildunfall-Bescheinigung ausstellen lassen.

Wildunfall Tier Straßenrand
In jedem Fall muss bei einem Wildunfall die Polizei alarmiert werden. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / alimdi

Wer zahlt den Schaden nach einem Wildunfall?

Wildschäden werden unter bestimmten Voraussetzungen von der Kasko-Versicherung übernommen. Dabei muss zwischen Vollkasko- und Teilkasko-Versicherung unterschieden werden.

  • Teilkasko-Versicherung: Hier werden Schäden am Fahrzeug ersetzt, die durch einen Unfall mit sogenanntem Haarwild entstanden sind. Beispiele sind Wildschwein, Reh, Wolf. Kommt es hingegen zu einem Zusammenstoß mit Federwild (Vögel), Nutz- oder Haustier, ist dieser nicht bei allen Versicherungen abgedeckt. Für solche Fälle bieten die Versicherungen meist Vertragserweiterungen an.

  • Vollkasko-Versicherung: In den Fällen, wo die Teilkasko nicht zahlt, reguliert die Vollkasko-Versicherung. Allerdings führt die Inanspruchnahme der Versicherung zu einer Einstufung in eine ungünstigere Schadenfreiheitsklasse. Zudem ist in den meisten Verträgen eine Selbstbeteiligung vereinbart.

Gut zu wissen: Schäden Dritter, zum Beispiel entgegenkommender Autos, die in den Unfall verwickelt werden, zahlt im Regelfall die Haftpflichtversicherung.

BRISANT/djv/adac

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 01. April 2023 | 17:10 Uhr

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