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Für wen lohnt sich eine private Windkraftanlage? Bildrechte: imago/fStop Images

WindenergieEin privates Windrad fürs eigene Haus - lohnt sich das?

20. Mai 2023, 17:47 Uhr

Windkraft leistet einen wichtigen Beitrag zur Stromversorgung. Dabei handelt es sich allerdings durchweg um sehr große Anlagen. Aber: Es gibt auch sogenannte Mini-Windkraftwerke für den Endverbraucher. Für wen lohnt sich eine private Windkraftanlage für Dach oder Vorgarten? Ein Überblick.

Der Markt für Windkraftanlagen zur privaten Nutzung gliedert sich in zwei Segmente: In einfache Hobby-Anlagen, die fehleranfällig und kaum sturmsicher sind, nur wenige hundert Watt Strom pro Jahr erzeugen und von etwa 400 bis 1.000 Euro kosten. Die Erträge dieser Mini-Windkraftanlagen sind sehr klein und hängen extrem stark vom Standort ab. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist mit diesen Anlagen in der Regel nicht möglich. Und: Die Qualität der Anlagen ist nicht immer ausgereift, weil nur geringe Stückzahlen produziert werden.

Zum anderen gibt es robuste Minikraftwerke, die auf einem Mast in der Nähe eines Hauses montiert werden und - bei guten Windverhältnissen - bis zu 5.000 kw/h sauberen Strom pro Jahr produzieren können. Doch das hat seinen Preis. Bei diesen Anlagen ist zunächst mit Kosten von ungefähr 25.000 Euro zu rechnen.

Wie viel Ertrag liefert eine Kleinwindkraftanlage?

Der Ertrag einer Hobby-Kleinwindkraftanlage ist abhängig vom Wind und vom Standort. Auch wenn manche Anbieter versprechen, dass ihre Anlage besonders viel Strom erzeugt: Selbst die beste Anlage kann nicht mehr Energie aus dem Wind herausholen als drin ist.

In der Regel erzeugen Solarstromanlagen mit gleicher Fläche ähnlich viel oder sogar mehr Strom - und das mit einer deutlich größeren Zuverlässigkeit.

Für wen rentiert sich eine Mini-Windkraftanlage?

Das A und O der Effektivität einer Windkraftanlage ist ihr Standort. Bebaute Gebiete sind ungünstig, weil umstehende Gebäude ebenso wie Bäume den Wind ausbremsen. Auch die Lage - Tal, Hügel oder Küste - ist entscheidend.

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann eine Windmessung durchführen lassen. Die ist jedoch sehr kostenintensiv und steht meist in keinem Verhältnis zum Preis der Anlage und ihrem zu erwartenden Ertrag.

Kann allerhand Strom für den Eigenbedarf produzieren: robustes Minikraftwerk. Bildrechte: imago/imagebroker

Wo sollte das private Windrad montiert werden?

Je höher und freier eine Hobby-Mini-Windanlage montiert wird, desto mehr Strom kann sie erzeugen. Nachbargebäude und Verwirbelungen schmälern den Ertrag merklich. Erst ab Windgeschwindigkeiten von 5 - 7 Meter/Sekunde rentiert sich der Betrieb.

Das eigene Dach ist windtechnisch meist ungünstig und ein unkalkulierbarer Standort. Außerdem können bei einer Dachmontage störende Geräusche und Vibrationen übertragen werden.

Entscheidet man sich für ein kostenintensives robustes Mini-Kraftwerk, um möglichst autark und umweltschonend seinen eigenen Strom zu produzieren, ist das in der Regel auf einem hohen Mast nahe des Hauses montiert.

Kann man den selbst erzeugten Strom aus einer Mini-Windkraftanlage verkaufen?

Das ist zwar theoretisch möglich, sollte aber nicht die Motivation für die Anschaffung einer eigenen Windkraftanlage sein. Denn mit einer Anfangsvergütung für eingespeisten Windstrom von etwa 9 Cent pro Kilowattstunde (kWh), sind die Einkünfte alles andere als üppig.

Sinnvoller ist es, den Windstrom selbst zu nutzen und dafür keinen bzw. weniger teuren Strom aus dem Netz zu kaufen. Denn der kostet aktuell (Stand Januar2023) ab 35 Cent/kWh.

Vier Mini-Windräder, die - auf einem Dach montiert - in Kombination mit Photovoltaik Strom erzeugen sollen. Bildrechte: imago/imagebroker

Woran erkennt man eine gute Windkraftanlage - und welche ist die richtige?

Während sich die Photovoltaik-Branche seit Jahren kontinuierlich entwickelt, ist der Markt für Kleinwindkraftanlagen vergleichsweise winzig.

Um abzuschätzen, ob ein Mini-Windrad für den eigenen Bedarf geeignet ist, sollte man folgende Aspekte im Blick haben.

  • Kann man die Anlage als Muster vorab besichtigen?
  • Ist die Anlage sturmsicher?
  • Wieviel Lärm verursacht sie?
  • Wie lang ist ihre Lebensdauer?
  • Liegen Prüfzertifikate vor?
  • Ist die Anlage für die Netzeinspeisung zugelassen? 

Zur Beantwortung der Fragen sollte man nicht nur den Hersteller-Angaben vertrauen, sondern auch unabhängige Quellen zu Rate ziehen. Einen guten Überblick und viele Ratschläge sind auf der Internetseite klein-windkraftanlagen.com zu finden.

Baugenehmigung, Anmeldung, Versicherung: Was gilt für private Windräder?

Auch kleine Windkraftanlagen müssen beim Stromnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Zudem sollte man die Anlage über seine Gebäude- und Haftpflichtversicherung gegen mögliche Schäden mitversichern lassen.

Je nach Art der Anlage kann zudem eine Baugenehmigung notwendig sein. Und die variiert von Bundesland zu Bundesland. Immer mehr Länder erlauben Windturbinen bis 10 m Höhe mittlerweile ohne Genehmigung.

Welche Risiken sollte man im Vorfeld beachten?

Nicht nur große Windkraftanlagen machen Lärm. Auch bei kleinen Anlagen können Geräusche im Haus selbst, aber auch den Nachbarn stören.

Die Lebensdauer von Mini-Windrädern können unerwartet kurz sein, zudem kann der Strom-Ertrag deutlich geringer als erwartet ausfallen. Laut Verbraucherzentrale besteht sogar das Risiko, dass eine Hobby-Anlage übers Jahr mehr Strom verbraucht als sie erzeugt.

Wer autark seinen Strom generieren möchte, sollte auf ein robustes Minikraftwerk in Kombination mit einer Photovoltaikanlage setzen. Bildrechte: colourbox

Für wen lohnt sich eine private Windkraftanlage?

Selbst Hobby-Kleinwindkraftanlagen funktionieren unter idealen Standortbedingungen und in speziellen Bereichen wie auf Booten oder bei entlegenen Hütten oft sogar unter extrem rauen Bedingungen zuverlässig. Für Wohngebäude sind sie im Garten oder auf dem Dach meist eher ungeeignet.

Sollte man sich dennoch für eine Hobby-Windkraftanlage fürs Eigenheim entscheiden, sollten nicht nur finanzielle Interessen im Vordergrund stehen. Denn ob man wirklich Strom aus dem Netz und damit Geld spart, hängt in erster Linie von den Windverhältnissen am Standort ab.

Darüber hinaus sollte man ein gewisses Interesse für die Technologie mitbringen und Spaß daran haben, aus Wind Strom zu generieren. Denn effektiv sparen wird man mit kleinen Hobby-Windkraftanlagen vermutlich nicht.

Wer in Sachen Strom zum Selbstversorger werden möchte, für den ist - abhängig vom Standort - ein kostenintensives robustes Minikraftwerk durchaus eine Option, am besten in Kombination mit einer Photovoltaikanlage und ggf. einem Stromspeicher.

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Quellen: verbraucherzentrale.de/energie-fachberater.de/klein-windkraftanlagen.com

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