Ein Warnschild für Zecken in einem Wald
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Gefährliche Blutsauger Zecken - Was tun nach einem Stich und wie entfernt man sie richtig?

21. März 2024, 16:40 Uhr

Die Monate März bis Oktober gelten als Zeckensaison. Wer jetzt viel in der Natur unterwegs ist, sollte wachsam sein. Denn die kleinen Blutsauger übertragen gefährliche Krankheiten. Wie man Zecken am besten entfernt und was man lassen sollte - BRISANT hat die Antworten.

Zecken lieben Blut

Zecken durchlaufen im Laufe ihres Lebens drei Stadien: Larve, Nymphe und erwachsene Zecke. Und in jedem Stadium lieben sie Blut. Außerdem beißen Zecken nicht, sie stechen. Zuerst ritzen sie die Haut des "Opfers" an und saugen dann über einen Stechrüssel das Blut. Und damit sie nicht wieder abfallen, verankern sie sich mit Widerhaken!

Zecke 3 min
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BRISANT Mi 08.06.2022 17:15Uhr 03:10 min

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Sie haben noch nie einen Zeckenstich gespürt? Kein Wunder, denn die Zecke gibt mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel ab. Bis zu sieben Tage lang können sie saugen. Und sind dann 200 mal schwerer als vorher. Außerdem stechen sie nicht einfach wahllos irgendwo zu. Sie suchen sich stundenlang eine geeignete Stelle! Besonders beliebt sind die Achseln und die Schamregion.

Zecken brauchen hohe Luftfeuchtigkeit, um nicht auszutrocknen. Sie hassen Sonne und Hitze. Unabhängig von der Jahreszeit werden Zecken bei Temperaturen ab 7 Grad Celsius aktiv. Aufgrund der milden Winter werden die Parasiten zunehmend zum Ganzjahresproblem. Meistens sind sie vormittags und am frühen Abend unterwegs.

Zecke saugt in menschlicher Haut
Eine Zecke bei ihrer Lieblingsbeschäftigung. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Zecken übertragen Bakterien und Viren

Zecken können Bakterien wie Borrelien und Viren wie das FSME-Virus übertragen. FSME steht für Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, eine grippeähnliche Krankheit, die sogar eine Hirnhautentzündung auslösen kann. Die Borreliose ist - sofern sie nicht sofort erkannt wird - nur schwer zu behandeln.

Schätzungen zufolge tragen nur rund 25 Prozent der Tiere die gefährlichen Keime in sich. Und auch nicht von Natur aus. Eine Zecke muss erst "verseuchtes" Blut trinken, damit sie später Borrelien oder das FSME-Virus übertragen kann. Das passiert meist von Tieren. Und nicht jeder Stich bedeutet sofort, dass Keime übertragen werden. Vermeiden Sie daher Panik, wenn Sie eine Zecke an sich entdecken.

Hirnhaut-Erkrankung: FSME - mehr als eine "Sommergrippe"

Eine FSME ist eine Erkrankung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems, ausgelöst durch das FSME-(Frühsommer-Meningoenzephalitis-)Virus. Dabei ist der Begriff "Frühsommer" in der Erkrankungsbezeichnung "FSME" irreführend, da infektiöse Zecken das Virus ganzjährig übertragen können.

Direkt nach dem Stich kann eine infizierte Zecke die FSME-Viren übertragen, da sich das Virus in den Speicheldrüsen der Zecke befindet. Eine FSME-Infektion beginnt meist mit grippeähnlichen Symptomen. Im Anschluss kommt es bei rund zehn Prozent der Betroffenen zu einer zweiten Erkrankungsphase, wobei meist eine Hirnhautentzündung im Vordergrund steht. Knapp 600 Fälle wurden 2018 gemeldet. Durch Impfen kann man einer FSME-Erkrankung vorbeugen.

Wer in einem Risikogebiet lebt, sollte sich daher gegen FSME impfen lassen. Das geht am besten im Herbst. Auch wer in einem Risikogebiet Urlaub machen möchte und dort viel wandern will, sollte eine Impfung mit dem Hausarzt besprechen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten der Zecken-Impfung aber nur für Versicherte, die in Risikogebieten wohnen.

Diese Gebiete sind FSME-Risikogebiete:

Dem Robert-Koch-Institut zufolge besteht in Deutschland im Jahr 2023 in 178 Stadt- und Landkreisen ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen.

Vollgesogene Zecke liegt an einem Zollstock.
Ist die Zecke vollgesaugt, lässt sie sich fallen. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Borreliose - oftmals unterschätzt

Die Borreliose (oder auch Lyme-Borreliose, nach dem Entdeckerort Lyme im US-Staat Connecticut) ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in Deutschland. Jährlich erkranken bis zu 100.000 Menschen in Deutschland (Quelle: RKI, Stand 2017). Die Borrelien-Bakterien leben im Darm der Zecken und können beim Stich über den Speichel weitergeben werden.

Gut zu wissen: Zu einer Borrelien-Übertragung kommt es frühestens nach zwölf Stunden saugen. Daher hat man gute Chancen, die Zecke rechtzeitig zu entfernen.

Die Borreliose verursacht unspezifische Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Muskel- und Kopfschmerzen. Ein charakteristisches Zeichen ist die "Wanderröte".

Das ist ein roter Fleck, der sich um die Einstichstelle bildet und der mit der Zeit immer größer und innen blasser wird. Allerdings tritt die Wanderröte nicht immer auf oder nicht an der Stelle, wo die Zecke gestochen hat. Wird die Borreliose in einem frühen Stadium erkannt, bestehen gute Heilungschancen mit Antibiotika.

Ohne Behandlung kommt es nach Wochen bis Monaten zu Entzündungen des Nervensystems und der Organe. Taubheitsgefühle, geschwollene, schmerzende Gelenke, Herzmuskelentzündungen und dauerhafte Lähmungen sind keine Seltenheit. Eine Impfung gegen Borreliose gibt es nicht.

Eine nach einem Zeckenstich stark errötete Wade.
Wanderröte auf einer Wade. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Harry Melchert

Wie schützt man sich vor Zeckenstichen?

  • In der Natur lange Ärmel und Hosenbeine tragen
  • Hosenbeine in die Strümpfe oder Schuhe stecken, so dass keine direkte Angriffsfläche für die Zecke da ist
  • Helle Kleidung tragen - darauf sind die Zecken besser sichtbar
  • Aufenthalt in hohem Gras oder Unterholz meiden
  • Ggf. insektenabweisendes Mittel auftragen
  • Nach einem Aufenthalt in der Natur immer sorgfältig auf Zecken absuchen, besonders in den Kniekehlen, am Hals sowie der Bauch-, Brust- und Leistengegend
  • Achten Sie besonders auf die nur einen Millimeter großen, sehr infektiösen Nymphen - das Teenanger-Stadium der Zecke
  • Waschen Sie die Kleidung vom Ausflug heiß. Die meisten Zecken überleben einen Waschgang bei 40 Grad! Kritisch wird es erst, wenn sie bei 60 Grad gewaschen werden oder im Trockner landen. Oder frieren Sie die Kleidung mindestens 24 Stunden bei -20 °C richtig durch.

Eine Socke wird über ein Hosenbein gezogen
Hose in die Socken stecken! Bildrechte: www.zecken.de

Stimmt das? Zecken-Mythen unter der Lupe

Beim Zeckenentfernen muss der Kopf mit dran sein

Stimmt nicht. Die Zecke hat nämlich gar keinen Kopf. Was man als Kopf bezeichnet, ist der Stechapparat. Und sollte er beim Zeckenentfernen in unserer Haut steckenbleiben, ist das nicht schlimm. Er wird von der Haut in den nächsten Tagen abgestoßen.

Zecken fallen von Bäumen

Nein. Zecken halten sich bis maximal 1,20 m Höhe auf, gern in hohem Gras. Sie lassen sich auch nicht fallen, sondern werden abgestreift. Dabei orientieren sie sich an Schweißgeruch, Erschütterungen und Körperwärme. Sie krallen sich dann an Fell oder Kleidung fest.

Zecken lassen sich gut entfernen, wenn man Öl etc. auf die Bissstelle gibt

Lieber nicht! Wenn man Öl, Alkohol, Benzin, Nagellackentferner oder Kleber auf die Zecke tropft, ist sie irritiert und gibt noch mehr Speichel in die Wunde ab. Zecken atmen höchstens alle zwei Stunden. Die Flüssigkeit würde also niemals dazu führen, dass die Zecke zu ersticken droht und von selber loslässt.

Abgezupfte Zecken einfach das Klo runterspülen

Zecken sind zähe Biester. Mit Feuchtigkeit haben sie kein Problem. Daher ist auch das Herunterspülen in der Toilette nicht unbedingt lebensbedrohlich für sie. Zecken können bis zu drei Wochen unter Wasser überleben. Besser: Zecke in ein Papiertuch wickeln und mit einem Gegenstand zerquetschen - nie mit den Fingern! Sonst könnten Viren oder Bakterien an die Haut gelangen.

Wie entfernt man eine Zecke am besten?

Vom Wanderausflug oder dem Picknick im Grünen wieder daheim und plötzlich entdecken Sie einen kleinen Blutsauger an Ihrer Wade? Kein Problem!

Nehmen Sie eine Zeckenzange oder Zeckenkarte und erfassen Sie das Tier direkt an Ihrer Haut. Ein beherzter, langsamer Zug und die Zecke ist entfernt. Die Zange und die Karte bekommen Sie in jeder Apotheke. Eine spitze Pinzette geht aber auch - und notfalls lange Fingernägel. Reinigen Sie den Stich mit Desinfektionsmittel.

eine Zecke in einer Zeckenzange
Mühelos entfernt mit der Zeckenzange Bildrechte: imago/imagebroker

Was Sie lieber lassen sollten

Drücken Sie nicht auf der Zecke herum! Sonst können Borreliose-Bakterien in die Wunde gelangen. Dehen Sie sie nicht - Zecken haben kein Gewinde! Einfach gerade herausziehen.

Wenn Sie unsicher sind oder die Zecke an einer schwer zugänglichen Stelle hängt, z.B. am Nacken, und Sie sie alleine nicht sicher entfernen können, gehen Sie zum Arzt!

(Dieser Beitrag wurde erstmals am 08.02.2023 veröffentlicht.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 08. Juni 2022 | 17:15 Uhr

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