Männer beten anlässlich des Tages der offenen Moschee in der Centrum Moschee
Regaib Kandili ist die erste von fünf heiligen Nächten im Islam. Bildrechte: picture alliance/dpa

Muslimisches Fest Die Nacht der Wünsche - Was hat es damit auf sich?

08. April 2024, 11:00 Uhr

Die Nacht vom 11.1. auf den 12.1.2024 wird für viele Muslime eine besondere: Sie feiern Regaib kandili, wie es im Türkischen heißt. Übersetzt bedeutet das in etwa die "Nacht der Wünsche". Was bedeutet das und wie verbringen die Gläubigen diese Nacht?

Die Nacht der Wünsche

Die Nacht auf Freitag, den 12. Januar 2024 ist eine besondere im Islamischen Kalender: Mit Regaib kandili wird die "Nacht der Wünsche" gefeiert - in Deutschland vor allem von Muslimen, die aus der Türkei stammen. Man erinnert sich dabei an die Empfängnis der Mutter des Propheten Mohammed. Es wird gebetet, Gläubige bitten um Vergebung der Sünden. Die Regaib-Nacht wird jedes Jahr am ersten Freitag des Radschab, dem siebten Monat im islamischen Kalender begangen. Sie ist die erste von fünf heiligen Nächten im Islam.

Was bedeutet Regaib Kandili?

Die Nacht wird "Nacht der Wünsche" genannt, denn der arabische Begriff "Raghaib" bedeutet "das Erwünschte", "das Ersehnte" und es heißt, dass Gott in dieser Nacht den Gläubigen besondere Barmherzigkeit, Segen, Gnade und Wohltaten zuteil werden lässt. Sünden finden Vergebung und gottesdienstliche Handlungen werden mehrfach belohnt

Woher stammt der Name Regaib Kandili?

Bezüglich der Namensgebung gibt es zahlreiche Überlieferungen: Eine davon ist, dass Amina, die Mutter des Propheten Mohammed in dieser Nacht ihre Schwangerschaft bemerkte. Der Legende nach wurde Mohammed gezeugt, indem ein göttliches Licht von der Stirn seines Vaters in den Schoß der Mutter gelangte. Die Art der Empfängnis war in dieser Nacht nicht das einzige Wunder: Tiere konnten beispielsweise sprechen und verkündeten das frohe Ereignis. Diese Geschichten stammen eher aus der volkstümlichen Unterhaltungsliteratur, die den muslimischen Glauben aber stark beeinflussten.

Die für die meisten islamischen Gelehrten schlüssigere Theorie besagt, dass der Prophet Mohammed in der Regaib-Nacht anfing seine Gebete zu vermehren. Dadurch sollen in dieser Nacht Milde und Vergebung Gottes zunehmen.

Gläubige Muslime beten 2010 im Gebetsraum eine Moschee
Gläubige bitten in dieser Nacht um Vergebung ihrer Sünden. Bildrechte: picture alliance / dpa | Fredrik von Erichsen

Wie wird die "Nacht der Wünsche" verbracht?

Gefeiert wird die Nacht erst seit dem 18. Jahrhundert. In islamischen Derwisch-Klöstern trugen die Mönche damals eigens dafür geschriebene Gedichte vor, die sogenannten "Ragaibija". Das Volk begann die Regaib-Nacht mit Gottesdiensten, Gebeten und Fasten zu verbringen, denn es heißt: Sünden die man  in der "Lailatu-l-raghaib" bereut, werden von Gott vergeben und Gebete mehrfach belohnt.

Um die Nacht festlich zu gestalten, wurden zwischen den Minaretten der Moscheen kleine Öllampen (türkisch: kandil) angebracht. Dieser Brauch hat sich bis heute in der Türkei gehalten. Außerdem sollen die Gläubigen über ihr vergangenes Leben nachdenken, und in der darauffolgenden Zeit eigene Interessen nicht so wichtig nehmen. So sollen sie sich zum Beispiel mehr um ihre Mitmenschen kümmern, Alte und Kranke besuchen, oder einfach Bekannte anrufen, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Arme und Waisen sollen mit Spenden und Geschenken bedacht werden. So entstand auch der Brauch, in dieser Nacht und dem darauffolgenden Tag, Süßigkeiten und Lokma, ein mit Zucker bestreutes Ölgebäck mit Zucker an die Nachbarn zu verteilen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 08. Januar 2024 | 17:15 Uhr

Weitere Themen