Kriminalität Der Remmo-Clan - diese Taten gehen auf sein Konto

2019 erbeuteten Diebe bei einem spektakulären Einbruch in das Dresdner Residenzschloss wertvollen Schmuck aus dem Grünen Gewölbe. Sechs Männer stehen deswegen vor Gericht. Sie alle gehören zum Remmo-Clan. Für die Justiz ist er kein unbekannter. Wer steckt dahinter und welche Straftaten gehen noch auf das Konto der Großfamilie?

Ein Polizist geht bei einer Razzia mit einem Bolzenschneider in ein Haus
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Der Remmo-Clan in Berlin ist ähnlich wie der Abou-Chaker-Clan (ebenfalls in Berlin ansässig), oder der Miri-Clan in Bremen ein "big player" in Sachen Familienkriminalität.

Wieviele Personen zur arabischstämmigen Großfamilie Remmo dazugehören, ist unklar. Zahlen schwanken zwischen 500 und 1.000. Nicht alle Familienmitglieder sind kriminell, doch die Haupteinnahmequelle der übrigen sind: Drogenhandel, Einbrüche, Waffenhandel und Schutzgelderpressung.

Staatliche Gesetze werden nicht anerkannt, die Clans schaffen sich eine "Paralleljustiz", so der Berliner Stadtrat Falko Liecke. Wer mit den Behörden kooperiert, gilt als Verräter.

Fehlender Respekt vor der Justiz  

Dass sich die Angeklagten von den Ermittlungen beeindrucken lassen, glaubt der SPD-Innenexperte im Berliner Abgeordnetenhaus, Tom Schreiber, nicht. Er beobachtet die Clan-Kriminalität in der Hauptstadt schon seit Jahren und kommt auch mit Blick auf den Remmo-Clan zu dem Schluss:

Die Personen dieser Clans, die kriminell sind, lachen letzten Endes über Polizei und Justiz und nehmen sie nicht ernst.

Tom Schreiber

Taten wie den Einbruch im Grünen Gewölbe in Dresden sähen sie als Imagegewinn: "Für diese Familien ist es wichtig, mit ihrem Namen zu arbeiten und sich in der Öffentlichkeit darzustellen." Womöglich spiele auch ein gewisser Wettbewerb innerhalb der organisierten Kriminalität eine Rolle, um für weitere solcher Aufträge "gebucht" zu werden, spekuliert der Innenexperte.

Beute wird in Immobilien investiert

Einige Verdächtige und Verurteilte des Clans sind junge Männer, um die 20 und ohne Ausbildung. Ihr Stammplatz, so scheint es, ist die Anklagebank. Eine Strafe schreckt sie nicht ab, sie werden mehrfach verurteilt. Und der Remmo-Clan gibt sich nicht mit Kleingeld ab, er dreht die ganz großen Dinger.

Das erbeutete Geld wird reinvestiert - in Immobilien. 2018 wurden 77 Häuser und Wohnungen der Remmos beschlagnahmt. Unter anderem eine Villa in Alt-Buckow. Dort wohnen etwa 15 Familienangehörigen. Die Miete zahlt übrigens das Amt, denn offiziell beziehen alle Hartz IV.  

Abschieben kann man die Familie nicht. Einige Familienmitglieder der jüngeren Generation sind in Deutschland geboren und haben einen deutschen Pass. Andere sind Staatenlose. In den Libanon, aus dem sie wegen des Bürgerkriegs in den 1980er-Jahren geflüchtet sind, können sie nicht zurückkehren.

Ein Exemplar der sogenannten 'Big Maple Leaf'-Goldmünze
Die "Big Maple Leaf"-Goldmünze verschwand 2017 aus dem Berliner Bode-Museum. Verurteilt wurden Mitglieder des Remmo-Clans. Bildrechte: dpa

Liste der bekannt gewordenen Verbrechen

  • 2014: Einbruch in eine Sparkasse in Berlin-Mariendorf. Beute: Mehr als neun Millionen Euro.
  • 2017: Vier Männer stehlen eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum. Die Münze bleibt bis heute verschollen. Ermittler gehen davon aus, dass sie zerstört und eingeschmolzen wurde.
  • 2019: Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden. Sechs Männer zertrümmern Vitrinen mit einer Axt und stehlen 21 Schmuckstücke im Versicherungswert von 113 Millionen Euro. Mittlerweile sind einige Teile wieder aufgetaucht.
  • 2021 überfallen fünf Männer einen Geldtransporter auf dem Berliner Ku'damm und erbeuten 650.000 Euro.

Weitere Straftaten nicht ausgeschlossen

Für ihre Beteiligung am Diebstahl im Berliner Bode-Museum wurden zwei Mitglieder der Familie verurteilt: die Cousins Ahmed und Wissam Remmo. Und beide stehen wieder vor Gericht - wegen des Einbruchs ins Grüne Gewölbe.

BRISANT/MDR/ntv/Welt/Spiegel

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 23. Februar 2023 | 17:15 Uhr

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