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Neue Umfrage zeigt: 34 Prozent der jungen Männer ist in Partnerschaften schon mal "die Hand ausgerutscht". Bildrechte: PantherMedia/Andriy Popov

UmfrageJeder dritte junge Mann befürwortet Gewalt gegen Frauen - aus diesen Gründen

04. August 2023, 15:36 Uhr

Eine neue Umfrage von Plan International hat sich mit dem Thema "Männlichkeit" beschäftigt - mit erschreckenden Ergebnissen: Jeder dritte junge Mann in Deutschland findet Gewalt gegen Frauen in Beziehungen akzeptabel. Ein Weltbild, in dem keine moderne Frau leben möchte.

Insgesamt 1.000 Männer und 1.000 Frauen im Alter von 18-35 wurden befragt. Laut Angaben der Organisatoren wurde darauf geachtet, ein möglichst repräsentatives Bild abzugeben. So wurde in der Online-Befragung unterteilt in Altersgruppen, Schulbildung und Gebiete (Nord, Ost, Süd & West). Eine Aufschlüsselung der Kriterien in Zusammenhang der Antworten, wurde in dem Umfrage-Ergebnis nicht präsentiert. Ziel sei es gewesen, junge Menschen und deren Blick auf "Männlichkeit" zu verstehen.

Umfrage-Ergebnisse

34 Prozent der befragten Männer gaben an, gegenüber Frauen schon mal handgreiflich geworden zu sein, um ihnen "Respekt einzuflößen". Auch halten es 33 Prozent der Männer für akzeptabel, wenn ihnen im Streit mit der Partnerin mal "die Hand ausrutscht". Gleichzeitig stimmen diesen Aussagen auch 17 bzw. 14 Prozent der Frauen zu.

41 Prozent der jungen Männer halten es für ihr gutes Recht, Frauen in der Öffentlichkeit hinterherzupfeifen oder ihnen hinterherzuschauen. Erschreckend: Fast die Hälfte der männlichen Teilnehmer (47 Prozent) stimmten der Aussage zu, dass "sich eine Frau, wenn sie sich aufreizend verhält, nicht wundern muss, wenn ein Mann das als Aufforderung versteht."

Die Antworten seien laut Umfrage in allen Bildungs- und Altersschichten ähnlich ausgefallen.

Ein Drittel der befragten Männer findet Gewalt gegenüber ihren Parterinnen in Beziehungen akzeptabel. Etwa 14 Prozent der befragten Frauen schließen sich dieser Aussage an. Bildrechte: imago/Bild13

Haushalt bleibt Frauensache

Die jungen Männer aus der Befragung sehen sich zum Großteil als die Hauptverdiener in einer Beziehung, während die Frau Aufgaben wie den Haushalt und die Kindererziehung übernehmen soll.

81 Prozent der Frauen widersprechen diesem "traditionellem" Rollenbild. Mehr als zwei Drittel der Frauen (79 Prozent) finden, dass Männer länger als nur ein paar Wochen in Elternzeit gehen sollten. Allerdings sind nur 41 Prozent der befragten Männer dazu tatsächlich bereit.

Rollenvorstellungen wie 1950? Das könnten die Gründe sein

All diese Ergebnisse geben den Anschein eines Frauenbildes der 1950er-Jahre. Dabei kämpfen Frauen seit Jahren und Jahrzehnten für Emanzipation und Gleichberechtigung der Geschlechter.

Laut der Weltgesundheitsorganisation hat etwa jede dritte Frau auf der Welt schon einmal Gewalt durch einen Partner erfahren müssen. Auch das Bundeskriminalamt verzeichnet in den letzten fünf Jahren einen Anstieg der häuslichen Gewalt gegenüber Frauen um 3,4 Prozent. Im Jahr 2021 wurden offiziell 143.604 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt - wie hoch die Dunkelziffer ist, unklar.

60 Prozent aller Anrufe, die beim Hilfetelefon eingehen, sind laut eigener Angaben Fälle, die sich um Gewalt durch den (Ex-)-Partner drehen. Besonders gefährdet für häusliche Gewalt: Frauen, die sich trennen wollen.

Die Organisation Terre des Femmes schreibt, dass häusliche Gewalt häufig durch Eifersucht und das Verlangen, die Frau zu besitzen, ausgelöst wird. Die Ursprünge dafür lägen in patriacharlen Traditionen, die auch heute noch wirken.

Sina Tonk von Terre des Femmes sagt dazu, dass "Frauen ein ganz gewisses Rollenbild noch zugetan wird. Es bestehen Rollenstereotype." Sie selbst finde die Ergebnisse dieser Umfrage nicht überraschend. Das zeige sich beispielsweise auch in ihrer alltäglichen Arbeit:

Wir machen Projekte, wir gehen an Schulen und klären [...] auf und da sehen wir, dass diese Rollenstereoptype einfach noch verbreitet sind. Dass es zum Beispiel heißt: Mädchen sind gut im leise sein, sie sind schlecht im Fußball, Jungs dagegen können gut Unruhe stiften, die sind viel besser im Fußball.

Frauen sollten sich um den Haushalt kümmern, Männer um das Geld - Rollenbilder die offenbar immer noch in der Gesellschaft verankert sind. Bildrechte: imago images/budabar

Kritik an der Umfrage

So erschreckend diese Zahlen auch sind, im Internet stößt Kritik an der Umfrage auf. Demnach sei beispielsweise nicht erkennbar, wie die Studienteilnehmer ausgewählt wurden, da es sich bei der Umfrage um eine Online-Befragung auf einer Online-Access-Panel-Plattform handelt, auf welcher Teilnehmer oft mit Prämien in Form von Geld, Bonuspunkten o.ä. belohnt werden. Dementsprechend würde nur ein bestimmtes Milieu an Menschen erreicht werden.

Kathrin Hartkopf von Plan International hält an der Umfrage und den Ergebnissen fest: "Es ist transparent gemacht worden, es ist eine repräsentative Umfrage. Wir sind sehr sicher, dass die Ergebnisse so stimmen."

BRISANT/Terre de Femme/WHO/Bundeskriminalamt/Hilfetelefon/Plan International

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 12. Juni 2023 | 17:15 Uhr