Ein Känguruh liegt in entspannter Pose auf einer Wiese.
Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere, können sich an bestimmten Substanzen berauschen. Bildrechte: Getty Images

Besoffen und Bekifft Tierischer Rausch: So dröhnen sich Delfine, Kängurus und Co. zu

20. August 2023, 15:59 Uhr

Alkohol, Pilze, Opium - Vertreter bestimmter Tierarten genehmigen sich regelmäßig einen Schluck Hochprozentiges - oder greifen sogar zu Drogen. Wie funktioniert so ein tierischer Rausch? Hier gibt es einen Überblick über die kuriosesten Junkies aus dem Reich der Tiere.

Kugelfisch - der Trip für Delfine

Eine ganz spezielle Art der Berauschung betreiben Delfine. Die Meeresbiologin Lisa Steiner beobachtete 1995 eine Gruppe von Delfinen vor den Azoren, die einen aufgeblasenen Kugelfisch vor sich herschoben - und das, obwohl diese Fischart Tetrodotoxin absondert, sobald sie sich bedroht fühlt.

Tetrodotoxin ist eines der tödlichsten Nervengifte der Welt und kann bei Menschen zu Lähmungserscheinungen, in hohen Dosen sogar zum Tod führen.

In einer veröffentlichten Forschungsarbeit stellte Lisa Steiner dann die Hypothese auf, dass Delfine winzige Mengen Tetrodotoxin konsumierten, um high zu werden. 

Auch einem Filmteam des britischen Senders BBC gelang 2014 eine besondere Aufnahme: Sie filmten eine Gruppe von Delfinen, die genüsslich an einem aufgeblähten Kugelfisch saugten. Mit ihren Mäulern reichten sie dabei den giftigen Fisch wie einen Joint an ihre Artgenossen weiter. Sie ließen sich wie berauscht an die Meeresoberfläche treiben und schienen ihre eigenen Reflexionen in den Wellen anzustarren, so die Beobachtungen.

Wegen der hohen Giftigkeit des Tetrodotoxins bezweifeln einige Biologen diese Absicht der Delfine. Das Spiel mit dem Kugelfisch könnte der natürlichen Neugier der Meeressäuger geschuldet sein und der Rausch damit ein eher zufälliger Spaß.

Ein Delfin sieht in die Kamera.
Delfine berauschen sich am Gift der Kugelfische. Bildrechte: Getty Images

Katzen im Minze-Fieber

Wer einer Katze schon mal Katzenminze gegeben hat, konnte wahrscheinlich beobachten, wie der Stubentiger in eine Art Rauschzustand verfällt. Die Tiere wälzen sich teilweise verträumt an Stellen, die mit der Minze in Berührung gekommen sind, herum oder reiben ihren Kopf an der Pflanze. Sie wirken euphorisch, der Spieltrieb steigert sich.

Katzenminze enthält unter anderem die Stoffe Actinidin und Nepetalacton. Diese sind den Sexuallockstoffen (Pheromonen) sehr ähnlich, die eine rollige Katze verströmt. Gelangt durch Einnahme oder Schnüffeln ein bestimmtes Enzym in den Katzenkörper, kann das verschiedene Zustände auslösen: von Angst über Hyperaktivität bis hin zu Schläfrigkeit. Auf nervöse Katzen kann Katzenminze auch eine beruhigende Wirkung haben. Manche Tiere reagieren überhaupt nicht auf den Duft.

Rentiere auf Pilzen

Einige Tiere machen sich sogar bewusst auf die Suche nach dem Rausch. So grasen etwa Rentiere in einigen Regionen Skandinaviens gezielt Weiden und Wälder nach Fliegenpilzen ab, um sich am Gift der "Magic Mushrooms" zu berauschen.

Rentiere haben einen wesentlich robusteren Stoffwechsel als der Mensch. Deshalb kann die Spezies den Fliegenpilz in Mengen konsumieren, die für Menschen tödlich wären.

Die Inhaltsstoffe rufen nach dem Verzehr ähnliche Halluzinationen, wie zum Beispiel LSD, hervor. Gerade im Winter sind Rentiere in Skandinavien offensichtlich so scharf auf einen ordentlichen Pilzrausch, dass sie in dieser Jahreszeit Fliegenpilze gezielt unter der Schneedecke ausgraben.

Die Wirkung des Pilzkonsums auf die Vierbeiner ist dabei stets die gleiche: Die Rentiere haben einen unsicheren Tritt, schwanken hin und her und geben seltsame Geräusche von sich.

Ein junges Karibu in einer Tundra-Landschaft.
Rentiere geben sich gern mal einen ordentlichen Pilzrausch. Bildrechte: Getty Images

Kängurus im Mohnrausch

Auch im australischen Tasmanien sind bei manchen Tieren Drogen angesagt. Dort ist der weltweit größte Produzent von legal angebautem Schlafmohn für pharmazeutische Produkte angesiedelt und betreibt riesige Schlafmohnfelder.

Kängurus dringen immer wieder in die umzäunten Felder ein und fressen die Mohnkapseln. Ein Genuss mit Folgen: Die Kängurus sind nach dem Mohnkonsum derart high, dass sie meist wie verrückt im Kreis umherhüpfen und dabei mit ihren großen Füßen die Mohnfelder zertrampeln.

Für die Schlafmohnproduzenten stellen die außer Rand und Band geratenen Kängurus ein schwerwiegendes Problem dar, denn mit ihren unkontrollierten Hüpforgien zerstören die großen Beuteltiere einen erheblichen Teil der Ernte.

Aber nicht nur Kängurus geben sich der Versuchung des Mohns hin: In der Slowakei sammeln sich regelmäßig berauschte Schwäne auf einem Mohnfeld.

Zunächst waren nur ein paar Tiere auf den Geschmack gekommen, doch nach und nach kamen immer mehr Vögel dazu. Auch sie zerstören die Felder. Nachdem sie sich den Bauch vollgeschlagen haben, liegen sie zugedröhnt zwischen den Pflanzen. In ihrem benebelten Zustand können sie weder laufen noch fliegen.

Seidenschwänze - die Alkoholiker unter den Vögeln

Wie viele andere Vögel, mögen auch Seidenschwänze Beeren. Doch die haben es ganz schön in sich: Durch Fermentation hat sich bereits Alkohol in den beliebten Früchten gebildet.

Seidenschwänze haben zwar eine besonders große Leber, und können den aufgenommenen Alkohol schneller abbauen als andere Tiere, doch manchmal schlagen die kleinen Vögel etwas über die Stränge. Der Alkohol hält sie nämlich nicht vom Fliegen ab, die Folgen sind mitunter tödlich.

So zum Beispiel im Frühjahr 2013: Etwa 100 Seidenschwänze sind damals gegen einen verglasten Fußgängerüberweg in Bad Boll in Baden-Württemberg geprallt und ums Leben gekommen. Die Untersuchung durch das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart hat gezeigt: Die Vögel hatten Alkohol im Blut. Deshalb konnten sie vermutlich nicht schnell genug reagieren und hatten keine Zeit, dem nur schwer erkennbaren Hindernis rechtzeitig auszuweichen.

Ein Seidenschwanz mit Beere im Schnabel auf einem Ast.
Der Seidenschwanz "nippt" gern mal an fermentierten Beeren. Prost! Bildrechte: Getty Images

Übrigens haut der Alkohol nicht nur zierliche Vögel um, sondern auch stattliche Elche! Regelmäßig häufen sich in Skandinavien pünktlich zum ersten Schnee die Schlagzeilen über angetrunkene Elche, die sogar Passanten angreifen.

Der frühe Schneefall lasse Fallobst und Beeren an Sträuchern schnell gären, was nach dem Verzehr bei Elchen ähnlich wirke wie zu viel Alkohol bei Menschen. Manche Tiere werden absolut harmlos und manche das genaue Gegenteil. Auch in der Tierwelt gilt also: Alkohol nur in Maßen genießen!

(Dieser Artikel wurde erstmals am 13.06.2023 veröffentlicht)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 13. Juni 2023 | 17:15 Uhr

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