Kamele in Dubai
Mit geklonten Kamelen wird in Dubai viel Geld verdient. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / Arabian Eye

Vom Wüstenschiff zum Statussymbol Dubai - Das lukrative Geschäft mit geklonten Kamelen

28. September 2021, 18:42 Uhr

Bei Schönheitswettbewerben oder Wettrennen lassen erfolgreiche Kamele in Dubai die Kasse klingeln. Die Nachfrage ist entsprechend groß. Um eines der Tiere abzubekommen, wählen finanzkräftige Kunden statt der natürlichen Zucht immer öfter den Weg des Klonens - allen ethischen Bedenken zum Trotz. Wäre das in Deutschland auch möglich?

In den Vereinigten Arabischen Emiraten werden Kamele nicht mehr nur gezüchtet, sondern auch reihenweise geklont. Die Nachfrage ist riesig. Die dortige Klon-Industrie arbeitet rund um die Uhr, um die Bedürfnisse der Kunden zu befriedigen. Vor allem in Schönheitswettbewerben und bei Kamel-Rennen überlassen die Halter nichts dem Zufall. Sie lassen preisträchtige Tiere einfach klonen - in der Hoffnung, ihre Erfolge ebenfalls zu duplizieren. Für eine Kopie eines besonders schönen oder schnellen Tieres greifen sie tief in die Tasche.

Hohe fünfstellige Summe für ein Klon-Kamel

Im "Reproduktiven Technologiezentrum" in Dubai tummeln sich Hunderte Kamele, die für die Klon-Zucht verwendet werden. Pro Jahr werden Dutzende geklonte Kamel-Babys geboren. Das Geschäft boomt trotz der üppigen Preise: Ein Klon-Kamel kostet zwischen 46.000 und 93.000 Euro. "Die Nachfrage ist so groß, dass wir damit kaum Schritt halten können", sagt der wissenschaftliche Direktor des Zentrums, Nisar Wani. "Wir sind stolz darauf, das erste Zentrum der Welt zur Vervielfältigung von Elite-Kamelen zu sein", so Wani weiter.

Was bedeutet Klonen? Die Erzeugung mehrerer Individuen mit identischem Erbgut wird als Klonen bezeichnet. Dabei können einzelne Zellen, Gewebe oder ganze Organismen entstehen. Alle genetisch gleichen Nachkommen einer Zelle oder eines Lebewesens werden als Klone bezeichnet.

Kamel können viel Geld bringen

Aus mitteleuropäischer Sicht mag das lukrative Geschäft um die Schönheit oder Schnelligkeit eines Kamels schwer nachzuvollziehen sein, vor allem in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist es für viele aber eine Lebensgrundlage. Die Wüstenschiffe, wie die Tiere auch genannt werden, werden längst nicht mehr nur zum Transport über Sanddünen gezüchtet. Sie sind inzwischen zum Statussymbol geworden. Fleisch und Milch produzieren oder Schönheitswettbewerbe und Rennen gewinnen, darum geht es heute für Kamele und Dromedare. Auf Auktionen werden Preise von mehr als zwei Millionen Euro für die schönsten Tiere bezahlt. Besonders gefragt sind ein großer Kopf, hängende Lippen, dicke, lange Wimpern, ein langer, eleganter Nacken, dunkle Haare auf den Höckern und lange Beine. Einige Züchter helfen mit Botox und Fillern nach. Aber erfolgsversprechender scheint vielen ein Klon von früheren Siegern.

Kamele in Dubai
Kamele sind ein absolutes Statussymbol in den Vereinigten Arabischen Emiraten. (Archiv) Bildrechte: imago images/Arabian Eye

Kritik von Tierschützern

Tierschützer auf der ganzen Welt setzen bei solchen Methoden zum Aufschrei an. Die Klon-Experten aus Dubai verfeinern indes die Techniken mit Leihmüttern, um das Tempo halten zu können. Die Methode ist mittlerweile bewährt, aber keineswegs sicher: Nur jede zehnte Befruchtung führt zur Schwangerschaft. Diese verlaufen häufiger mit Komplikationen. Dass ein gesundes Tier geboren wird, ist noch unwahrscheinlicher als die Schwangerschaft. Das Zentrum produziert aus einer Zellprobe deshalb eine Vielzahl von Embryonen - in der Hoffnung, dass zumindest einige wenige Kamel-Babys das Licht der Welt erblicken.

Das klingt alles einfach und harmlos, doch die Kamele empfinden Schmerzen beim Entnehmen und Einsetzen der Eizellen, sagen Tierschützer. Kritiker des Verfahrens machen zudem ethische Bedenken geltend: Menschen spielten Gott, wählten spezifische Tiere aus, die ihren Vorlieben entsprächen, andere würden über kurz oder lang aussterben. Dies könne die Artenvielfalt einschränken.

Methoden in Deutschland denkbar?

Wären Verfahren wie in Dubai auch in Deutschland denkbar? Auf EU-Ebene gibt es bislang keine spezielle Gesetzgebung, die das Klonen von Tieren explizit regelt. Die EU plant allerdings ein Verbot des Klonens von Nutztieren sowie des Imports lebender Klon-Tiere und daraus erzeugter Lebensmittel wie Fleisch oder Milch. Gesetze auf nationaler Ebene gibt es bislang nur in Dänemark und Norwegen.

In Deutschland, wie auch in den meisten anderen Ländern, ist das Klonen von Tieren nach Angaben des Leibnitz-Instituts für Primatenforschung nicht direkt verboten, sondern wird durch Tierschutzgesetze indirekt geregelt. Demnach müsse wie bei allen Arten von Tierversuchen auch für das Klonen eine behördliche Genehmigung eingeholt werden, sofern die Experimente Schäden, Leiden oder Schmerzen für die Tiere verursachen können.

(BRISANT/tagesschau/dw/dpz)

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Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 28. September 2021 | 17:15 Uhr

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