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Die Industrie warnt, dass Klopapier durch die Gaskrise wieder knapp werden könnte. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / CHROMORANGE

Internationaler Tag des ToilettenpapiersFolgen der Gaskrise - Wird das Klopapier schon wieder knapp?

Stand: 26. August 2022, 10:45 Uhr

Während der Corona-Pandemie ist das Klopapier mancherorts schon einmal knapp geworden, jetzt könnte die Versorgung mit dem Objekt der Begierde erneut schwierig werden. Schuld ist dieses Mal aber kein Virus, sondern die Gaskrise, die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde. Zum "internationalen Tag des Toilettenpapiers" blicken wir auf die Geschichte des Hygiene-Artikels.

Es ist noch nicht sehr lange her, da schien es in deutschen Supermärkten und Drogerien beinahe unmöglich zu sein, auch nur eine Rolle Klopapier zu ergattern. Zu sehr wurde so mancher Bürger durch die Corona-Pandemie verunsichert und dazu angestachelt, absurde Mengen des Hygiene-Artikels als eine Art Wertanlage in den eigenen vier Wänden zu hamstern. Wer in dieser Zeit wirklich auf zwei- oder dreilagigen Nachschub angewiesen war, wurde von der gähnenden Leere der Klopapier-Regale zwangsläufig in Richtung Taschentuch, Zeitung und Co. weitergeleitet.

Industrie warnt vor Versorgungsengpässen

Jetzt drohen neue Engpässe in Sachen Klopapier. Zum "Internationalen Tag des Toilettenpapiers" am Freitag (26.08.) warnt die Deutsche Papierindustrie davor, dass die Versorgungssicherheit gefährdet sei. Das Problem ist dieses Mal aber nicht die Corona-Pandemie, sondern die Gaskrise, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine. "Im Hygienepapier-Produktionsprozess sind wir besonders auf Gas angewiesen. Bei einem Wegfall können wir die Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleisten", sagt Martin Krengel, Vizepräsident des Verbandes "Die Papierindustrie".

Wie viel Klopapier verbraucht ein Mensch?

Und das wäre ein Problem, denn jeder Bundesbürger verbraucht im Schnitt pro Jahr zwischen zehn und 15 Kilogramm Toilettenpapier. In seinem ganzen Leben sind es mehr als 3.600 Rollen.

750.000 Tonnen Toilettenpapier werden insgesamt in Deutschland pro Jahr produziert. Das entspricht 3,4 Prozent der gesamten Papierproduktion. "Toilettenpapier ist nicht nur für die private Hygiene wichtig", so Krengel. "Es ist auch am Arbeitsplatz und in öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Pflegeheimen und Flughäfen unverzichtbar."

Toilette und Toilettenpapier mit eigenen Tagen

Etwa drei Jahre seines Lebens hockt der Bundesbürger auf dem stillen Örtchen. Der "Welttoilettentag" macht jährlich am 19. November darauf aufmerksam, dass mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung keine ausreichenden Sanitäreinrichtungen zur Verfügung haben.

Der "Internationale Tag des Toilettenpapiers" erinnert dagegen daran, dass Joseph Cayetty in den USA im Jahr 1857 das erste Papier produzierte, das speziell als Toilettenpapier industriell hergestellt wurde.

Mehr als 40 Prozent der Weltbevökerung habe keine ausreichenden Sanitäreinrichtungen zur Verfügung. (Symboldbild) Bildrechte: dpa

Muscheln, Lumpen oder Moos

Vor dieser Zeit behalf man sich mit Blättern, Lumpen oder schlicht Wasser. Die Griechen nutzten Tonscherben oder Muscheln. Die Römer griffen immerhin schon auf festgebundene nasse Schwämme zurück.

Archäologen fanden in mittelalterlichen Kloaken Lappen, Stoffreste und kleine Wollballen, wie die Historikerin Sabine Schachtner vom Industriemuseum des Landschaftsverbands Rheinland herausgefunden hat. Sie wurden gewaschen und immer wieder neu verwendet. Andere Quellen beschreiben den Gebrauch von Moos, Blättern, Heu oder Stroh. Die Chinesen waren im 14. Jahrhundert die ersten, die Toilettenpapier herstellten.

Zeitungen sorgen für Verstopfung

Je stärker der Papiergebrauch wuchs und je mehr Papierabfälle zur Verfügung standen, desto üblicher wurde auch das Papier auf der Toilette. Durch Zeitungen fiel ab dem 19. Jahrhundert regelmäßig Abfallpapier an, das man als Wischtuch benutzen konnte.

Auch in Deutschland gehörte bis in die Nachkriegszeit Zeitungspapier, das in handliche Blätter geschnitten und gestapelt wurde wurde, zur Ausstattung des Lokus (lateinisch: locus necessitatis = Ort der Notdurft). Spätestens mit der Durchsetzung des Wasserklosetts gab es aber Probleme: Zeitungspapier löst sich im Wasser nur schlecht auf und kann daher die Rohre verstopfen.

Im 19. Jahrhundert fand die Zeitung vermehrt den Weg in Richtung Toilette. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / CHROMORANGE

1857: Erstes Papier speziell für die Toilette

1857 kam in den USA das erste spezielle Toilettenpapier auf den Markt. In Deutschland begann seine Produktion um 1880, von Anfang an entweder in Rollen mit Perforation zum Abreißen oder in Form von Einzelblättern. 1958 wurde erstmals weicheres Papier hergestellt. Bis dahin wurde Toilettenpapier aus hartem und rauem Krepp produziert.

Nass- oder Trockenreinigung?

Heutzutage ist Toilettenpapier nicht gleich Toilettenpapier; die Zahl der Sorten ist riesig. Dabei ist die Form der Trockenreinigung in Deutschland global betrachtet lediglich ein Verfahren unter vielen: In anderen Kulturkreisen säubern sich die Menschen das Hinterteil bis heute nicht durch Wischen, sondern durch Waschen.


(BRISANT/kna/dpa)

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 26. August 2022 | 17:15 Uhr