Sexualität25 Jahre Viagra: So hat die blaue Pille unser Sexleben verändert
Happy Birthday, Viagra! Vor 25 Jahren, am 27. März 1998, wurde die kleine blaue Pille von der US-Gesundheitsbehörde FDA offiziell zum Verkauf freigegeben. Seitdem hat sich das Sexleben vieler Männer und Frauen verändert, denn Impotenz und Sex im Alter waren und sind nicht mehr tabu. Frei kaufen kann man das Medikament in Deutschland trotzdem nicht. Auch die Nebenwirkungen sollte man kennen! Das Viagra für Frauen hat sich dagegen nicht durchgesetzt.
Männliche Impotenz und nachlassende Lust im Alter sind schon seit Jahrhunderten ein Thema und seither wurde auch viel ausprobiert: Casanova soll sich mit Austern gestärkt haben, auch Pulver aus Rhinozeros-Horn galt mal als Geheimtipp. Bis Viagra vom US-Unternehmen Pfizer entwickelt wurde – und viele Männer wieder zum Mann werden ließ.
Je älter, desto mehr Sexprobleme
Erektile Dysfunktion lautet der medizinische Fachbegriff: Rund 40 Prozent aller Männer zwischen 40 und 50 Jahren sollen davon betroffen sein. Bei Männern über 60 sind es sogar 60 Prozent. Für viele Betroffene und deren Partner und Partnerinnen ist das vor allem ein psychisches Problem.
Potenzwirkung nur zufällig entdeckt
Dabei war Viagra zunächst gar nicht als Potenzmittel gedacht: Eigentlich sollte das Medikament den Blutdruck senken und Gefäße bei bestimmten Herzerkrankungen erweitern. In ersten Studien berichteten Probanden aber vor allem über ihre wiederentdeckte sexuelle Standfestigkeit. Für das Unternehmen Pfizer ein Glücksgriff, schließlich schlucken heute weltweit Millionen Männer Viagra.
Hilft Viagra immer?
Dass Viagra wirkt, ist unbestritten. Der Kardiologe Heinz-Wilhelm Esser verweist in seinem WDR-Podcast "Frag dich fit" aber auch auf die Grenzen der blauen Pille: "Viagra unterstützt letztendlich die Füllung des Penis. Mehr aber eben auch nicht. Wenn ich aber keinen sexuellen Reiz im Kopf habe, dann kann man einwerfen, was man will, es wird nichts passieren."
In Deutschland gibt es Viagra nur auf Rezept
Anders als in anderen Ländern steht in Deutschland vor dem Kauf von Viagra aber der Gang zum Arzt, denn hierzulande gibt es Viagra nur auf Rezept. Aus Sicht der meisten Mediziner ist das auch notwendig, denn viele Medikamente vertragen sich nicht mit Viagra. "Normale" Nebenwirkungen, auf die immer wieder hingewiesen wird, sind: Kopf- und Muskelschmerzen, Hautrötungen, Schwindelgefühle und verändertes Farbsehen. Offenbar nehmen das aber die meisten Männer in Kauf.
Männer mit Durchblutungsstörungen aller Art sollten komplett auf Viagra verzichten. Sehr wahrscheinlich legt in diesen Fällen der Arzt aber eh sein Veto ein.
Mit dem Rezept vom Arzt kann man dann Viagra in der Apotheke kaufen. Der Preis pro Tablette variiert je nach Dosierungsstärke und Packungsgröße zwischen 12 und 18 Euro. Der Hersteller Pfizer empfiehlt, eine 50-mg-Tablette etwa eine Stunde vor dem Geschlechtsverkehr einzunehmen - höchstens 1x täglich.
Viagra im Internet kaufen? Lieber nicht!
Dass Viagra in Deutschland demnächst frei verkäuflich sein wird, ist eher unwahrscheinlich. Doch von Nachahmer-Produkten aus dem Internet sollte man trotzdem besser die Finger lassen. "Die Analysen dieser Ersatztabletten haben ergeben, dass da entweder gar kein Wirkstoff drin ist, oder ein anderer oder viel zu viel. Es ist russisch Roulette", sagt Kardiologe Heinz-Wilhelm Esser.
Viagra für Frauen: viele Nebenwirkungen!
Für Schlagzeilen sorgte vor ein paar Jahren der Wirkstoff Flibanserin, schnell auch als "Pink Viagra" bekannt. Das Versprechen: die Lust der Frau steigern. Anders als das Viagra für Männer beeinflusst "Pink Viagra" aber nur den Serotoninspiegel im Gehirn – es wirkt, wenn überhaupt, im Kopf, nicht in der Unterhose. Normale Schwankungen im Lustempfinden beeinflusst auch "Pink Viagra" nicht. In Studien haben zudem nur wenige Frauen von einer Verbesserung ihres Sexlebens berichtet. Auch die vielen Nebenwirkungen sollten vor der Einnahme berücksichtigt werden. Ursprünglich war Flibanserin zur Regulierung von Angststörungen entwickelt worden.
dpa/BRISANT/WDR/NDR/Süddeutsche/Berufsverband der Frauenärzte e.V.
(Dieser Artikel wurde erstmals am 27.03.2023 veröffentlicht.)
BRISANT