Zwei Uhren mit Schneeflocken und Sonnenstrahlen
Sommerzeit: Stunde vor- oder Stunde zurückstellen? Jedes Jahr die gleiche Frage - und die gleiche Antwort. Bildrechte: IMAGO / Christian Ohde

Von Winterzeit auf Sommerzeit Zeitumstellung: Wann wird sie endlich abgeschafft?

16. März 2024, 18:52 Uhr

Die Umstellung auf Sommerzeit steht wieder an: In der Nacht vom 30. März zum Ostersonntag, 31. März, werden die Uhren um 2:00 auf 3:00 Uhr vorgestellt. Die Nacht ist also eine Stunde kürzer. Morgens ist es also noch länger dunkel, dafür bleibt es abends eine Stunde länger hell.

Deutsche mehrheitlich gegen Zeitumstellung

Soll die Zeitumstellung abgeschafft werden? Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2022 zeigt, dass 75 Prozent der Deutschen die Zeitumstellung sofort abschaffen würden, wenn sie könnten. Im europäischen Vergleich ist das ein Spitzenwert, nirgendwo lehnen mehr Menschen die Zeitumstellung ab. Nur 18 Prozent der befragten Deutschen finden die Zeitumstellung okay.

Abschaffung der Zeitumstellung nicht vor 2026

Allerdings sieht es trotz einer Mehrheit unter den EU-Bürgern gerade nicht danach aus, dass die Abschaffung der Zeitumstellung demnächst kommt: Bis 2026 sei das auf EU-Ebene kein Thema, sagte die Grünen-Abgeordnete Anna Cavazzini dem MDR. Klar ist außerdem, dass sich die EU-Staaten gemeinsam auf eine Zeit einigen müssten: entweder Sommer- oder Winterzeit, um einen Flickenteppich verschiedener Zeitzonen in Europa zu vermeiden.

Droht Europa ein Zeiten-Wirrwarr?

Das Problem: Die EU-Staaten können selbst entscheiden, ob sie in der Sommer- oder Winterzeit leben möchten und können sich darüber offenbar nicht einig werden. Denn die EU ist ein riesiges Gebilde mit einer Kernzeitzone, die von Polen bis Spanien reicht. Je weiter nach Osten, desto weiter vorangeschritten ist der Tag. Denn wie wir wissen, geht im Osten die Sonne auf.

Herrscht Normalzeit (unsere Winterzeit), so beginnt in Polen im Juli bereits gegen 3 Uhr nachts der Tag, während in Spanien noch dunkle Nacht herrscht. Kein Wunder, dass Polen die dauerhafte Sommerzeit anstrebt. Wer möchte schon um 3 Uhr morgens von Sonnenstrahlen geweckt werden?

Im EU-Binnenmarkt gäbe es ein heilloses Durcheinander, sollten nicht alle Länder an einem Strang ziehen. Liefertermine und Öffnungszeiten würden voneinander abweichen und man bräuchte für jedes Land eine Zeitzonentabelle!

Zwei Wecker stehen mit unterschiedlichen Zeitangaben, nebeneinander.
Seit 40 Jahren Winterzeit und Sommerzeit im Wechsel. Bildrechte: picture alliance/dpa/Revierfoto | Revierfoto

Störung der inneren Uhr

Laut einer repräsentativen Umfrage der Krankenkasse DAK-Gesundheit im Jahr 2019 haben 29 Prozent der Deutschen Beschwerden beim Wechsel zur Winterzeit: Schlafstörungen, Kreislaufbeschwerden und Müdigkeit über Wochen hinweg. Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, empfinden die Zeitumstellung als besonders belastend.

Chronobiologen, die unseren Biorhythmus erforschen, befürworten die "Normalzeit", also Winterzeit. Die Mediziner warnen vor einer permanenten Sommerzeit, die eine "künstliche" Zeit sei. Sie nähme das Licht am Morgen weg, was die Arbeitsleistung negativ beeinflusse, und belaste den Körper abends mit einer zusätzlichen Stunde Licht, wenn man schon längst schlafen möchte.

Schlaflosigkeit: Frau gähnt nachts halb drei
Schlägt die permanente Zeitumstellung aufs Gemüt? Bildrechte: IMAGO / McPHOTO

Mehr Wildunfälle nach Zeitumstellung

Experten weisen außerdem auf eine steigende Gefahr von Wildunfällen nach der Zeitumstellung hin. "Nach dem Wechsel von Winter- auf Sommerzeit sind vor allem viele Pendlerinnen und Pendler auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit wieder in der Dunkelheit oder der Dämmerung unterwegs - und damit in jenen Stunden, in denen an Straßen verstärkt mit Wildwechseln gerechnet werden muss", teilte zum Beispiel das Innenministerium von Sachsen-Anhalt mit.

In den frühen Morgenstunden liegt ein totes Reh auf einer Straߟe .
Nach der Umstellung auf Sommerzeit ist es früh wieder dunkel, was vielen Wildtieren zum Verhängnis wird. Bildrechte: picture-alliance / ZB | Patrick Pleul

Warum drehen wir an der Uhr?

1980 wurde in Deutschland die Sommerzeit eingeführt. Grund war unter anderem die vorangegangene Ölkrise. Um Energie zu sparen, sollte abends die Sonne eine Stunde länger scheinen und die Lampen erst später eingeschaltet werden. Laut Bundesumweltamt steigt aber der Energieverbrauch, weil in den kalten Monaten (März, April und Oktober) morgens mehr geheizt wird.

"Wieviel Energie durch die Umstellung auf Sommerzeit tatsächlich eingespart wird, lässt sich nicht genau beziffern, denn: Die Umstellung führt an der einen Stelle zu einem geringeren und an der anderen zu einem höheren Verbrauch", fasst das Umweltbundesamt zusammen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 31. März 2023 | 17:15 Uhr

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