Umstrittene Glaubensgemeinschaft Die Zeugen Jehovas - Wer sie sind und woran sie glauben

Sind sie eine Religionsgemeinschaft oder doch eine Sekte? Auf jeden Fall sind die Zeugen Jehovas sehr umstritten. Doch warum eigentlich? BRISANT hat Antworten.

Ziegelwand mit der Aufschrift: Königreichssaal Jehovas Zeugen
Die Gottesdienste der Zeugen Jehovas finden in sogenannten "Königreichssälen" statt. (Symbolbild) Bildrechte: dpa

Die Zeugen Jehovas (auch Jehovas Zeugen) sind eine christliche Gemeinschaft mit einer eigenen Auslegung der Bibel, in der Gott Jehova heißt. Die Anhänger glauben an ihn als "allmächtigen Gott und Schöpfer". Sie unterwerfen sich strengen Vorschriften und sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht, in der sie als auserwählte Gemeinde verschont werden. Zu den prominentesten Mitgliedern gehören die Tennis-Schwestern Serena und Venus Williams und bis zu seinem Tod der Musiker Prince. Auch Michael Jackson soll ein Zeuge Jehovas gewesen sein.

Zeugen Jehovas als anerkannte Körperschaft

Die Wurzeln der streng organisierten Gruppe liegen im 19. Jahrhundert als sie von dem Geschäftsmann Charles Taze Russell in den USA gegründet wurden. In Deutschland war die Glaubensgemeinschaft unter dem Nazi-Regime verboten und wurde verfolgt. Seit 2017 ist die Religionsgemeinschaft in allen Bundesländern als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Sie finanziert sich durch freiwillige Spenden.

170.000 Mitglieder in Deutschland

Weltweit haben die Zeugen Jehovas etwa acht Millionen Mitglieder. Die "Weltzentrale" ist in New York City. Die deutsche Gemeinschaft gehört mit etwa 170.000 Mitgliedern zu den größten in Europa. Ihre Leitung sitzt in Selters im Taunus. Die Zeugen Jehovas haben keine bezahlten Geistlichen. Ihre Gottesdienste finden in sogenannten "Königreichssälen" statt. Ihre wichtigsten Publikationen sind "Der Wachtturm" und "Erwachet!", die bei Hausbesuchen oder in Fußgängerzonen verteilt werden.

Wachtturm -Broschüre der Zeugen Jehovas
Die Wachtturm-Broschüre zählt zu den wichtigsten Publikationen der Zeugen Jehovas. Bildrechte: IMAGO / Future Image

Staat als geduldete Übergangsordnung

Dem Staat stehen die Zeugen Jehovas distanziert gegenüber, auch wenn sie ihn als "von Gott geduldete Übergangsordnung" akzeptieren. Sie achten Gesetze, haben jedoch eine kritische Haltung in Bezug auf staatliche Strukturen. An Wahlen nehmen sie nicht teil, den Wehrdienst lehnen sie ab. Übermäßiger Alkoholgenuss, Tabak und das Feiern nach dem christlichen Festkalender, also kirchliche Traditionen und Gebräuche wie das Weihnachtsfest oder die Kindertaufe, werden ebenso abgelehnt. Außerdem sind sie dafür bekannt, keine engen Kontakte außerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft zu haben.

Keine Bluttransfusionen

Kritiker werfen der Gruppe eine sektenähnliche Struktur und totalitäres Verhalten vor. Die "Zeugen Jehovas" würden durch psychische Abhängigkeitsverhältnisse eine freie Persönlichkeitsentfaltung verhindern und durch ihre Endzeit-Ideologie Angst schüren. Auch die Erziehungsvorstellungen der Organisation und ihre detaillierten Vorschriften wie das Verweigern von Bluttransfusionen stehen in der Kritik.


BRISANT/dpa/kna/epd

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 10. März 2023 | 17:15 Uhr

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