Der Schriftzug Euro ist auf einer 1-Euro Münze neben einem 20-Euro-Schein sehen.
Die Europäische Zentralbank will den Leitzins im Juli von null auf 0,25 Prozent anheben. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / Silas Stein

EZB schraubt am Leitzins Es gibt wieder Zinsen - Was bedeutet das für Sparer und Kreditnehmer?

04. Juli 2022, 17:05 Uhr

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angekündigt, dass die Zinsen im Juli wieder steigen werden. Demnach soll der Leitzins, zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können, erhöht werden. Was bedeutet das für Sparer? Wird es demnächst wieder Zinsen auf das gute alte Sparbuch geben - und was bedeutet der EZB-Schritt für Kreditnehmer?

Mit der Erhöhung des Leitzinses von null auf 0,25 Prozent leitet die Europäische Zentralbank (EZB) eine Zinswende im Euroraum ein. Was bedeutet dieser Schritt für Verbraucherinnen und Verbraucher? Was passiert mit ihrem Ersparten? Lohnt sich womöglich der Griff zum guten alten Sparbuch wieder? Und was bedeutet diese Entscheidung für Kreditnehmer, die vom Eigenheim träumen?

Leitzins Unter einem Leitzins versteht man den von der zuständigen Zentralbank festgelegten Zinsatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei einer Zentral- oder Notenbank Geld beschaffen können. In der Eurozone ist die Europäische Zentralbank (EZB) zuständig für die Festlegung der Leitzinsen.

Inflationsrate schluckt Zinsen auf Erspartes

Wenn sich der Leitzins erhöht, gibt es in der Regel auch mehr Zinsen auf Erspartes. Auf den ersten Blick klingt das gut, beim genaueren Betrachten ist es aber nicht wirklich attraktiv.

Der Grund: Es ist zwar richtig, dass es bald wieder Zinserträge für Geld auf dem Sparbuch, dem Tages- oder Festgeldkonto gibt, doch stehen dem Mehr von 0,25 Prozent Zinsen derzeit mehr als sieben Prozent Inflationsrate gegenüber.

In der Summe bedeutet das für den sogenannten Realzins nach wie vor ein dickes Minus. Statt durch höhere Zinsen zu wachsen, schrumpft die Geldsumme durch die hohe Inflationsrate also zusammen. Es lohnt sich aktuell nicht, große Geldmengen mit der Hoffnung auf Rendite, auf dem Konto zu lagern.

Dispo wird teurer, Negativzins fällt weg

Für Dispo-Kreditnehmer ist die Erhöhung des Leitzinses keine gute Nachricht. Denn auch der Dispozins wird nach Angaben von Experten durch die Maßnahme steigen. Bankkunden müssen für das geliehene Geld im Minus also mehr Zinsen zahlen.

Eine gute Nachricht für Kontoinhaber ist aber, dass die Verwahrentgelte für Geldbeträge ab einer bestimmten Summe bald Geschichte sein sollen. Dieser sogenannte Negativzins soll nach Expertenangaben bei den meisten Geldhäusern wegfallen.

Derzeit müssen Banken noch 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB leihen. Viele Institute geben diese Belastung an Privatkunden als sogenanntes Verwahrentgelt weiter.

Buchstaben bilden bei einem Buchstabenspiel die Worte NEGATIV und ZINSEN
Der Negativzins auf Geldbeträge ab bestimmten Summer soll bald Geschichte sein. (Archiv) Bildrechte: imago images/Michael Weber

Preis für Kredite steigt

Bei den Zinsen für Kredite wird es einen Anstieg geben. Die Gebühren, die Kunden an die Bank zahlen, um sich Geld zu leihen, werden also höher. Damit geben die Banken ihre höheren Kosten für das teurere Geldleihen bei der EZB an die Kunden weiter. In der Regel liegen die Kreditzinsen über den Guthabenzinsen. Bei einem weiteren Anstieg der Differenz bedeutet das, dass Kredite für Autos, Leasingraten und andere Konsumentenkredite im Preis steigen.

Zudem hat die Vergangenheit gezeigt, dass Banken oft schneller dabei sind, einen erhöhten Leitzins auf Kredite weiterzugeben, als sie es bei der Gutschreibung von Zinsen auf Erspartes sind. Verbraucher werden also schneller zur Kasse gebeten, wenn sie sich Geld bei einer Bank leihen, als sie umgekehrt Zinsen auf ihr Erspartes ausgezahlt bekommen.

Auch Auswirkungen auf Baukredite

Der erhöhte Leitzins wird sich nach Auffassung von Experten auch auf Baukredite auswirken. Demnach werden Kredite teurer, da sich die Zinsen auf geliehenes Geld langfristig erhöhen werden. Höhere Zinsen treffen hier vor allem diejenigen, die ein neues Darlehen brauchen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Bei laufenden Baukrediten ändert sich nichts an der Zinshöhe.


(BRISANT/dpa/bmf/tagesschau)

(Dieser Beitrag wurde am 01.07.2022 erstmals veröffentlicht.)

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