Lexikon Der Palast der Republik

22. April 2021, 09:44 Uhr

Am 23. April 1976 wurde nach dreijähriger Bauzeit das größte Repräsentationsgebäude der DDR eröffnet. 180 Meter lang, 85 Meter breit und 32 Meter hoch war der Palast der Republik; ein weiterer Superlativ regte bald den Spott der Bevölkerung an: Volkskammerabgeordnete und Besucher wurden in "Erichs Lampenladen" von 9873 teilweise avantgardistischen "Kugeleffektleuchten" erhellt.

Zum Nutzen des Staates

Der Palast schloss im Zentrum Berlins die bauliche Lücke, welche die Sprengung des Stadtschlosses hinterlassen hatte. Der Willkürakt vom November 1950 sollte ursprünglich Platz für sozialistische Architektur im Zuckerbäckerstil schaffen. Über 20 Jahre tat sich nichts, erst im September 1972 erteilte das Politbüro den "Auftrag zur Ausarbeitung einer Grundsatzstudie für ein Mehrzweckgebäude am Marx-Engels-Platz." Statt stalinistischem Prunk entschied man sich für moderne Schuhkartonarchitektur in Stahl, Marmor, verspiegeltem Glas und Asbest; ein Entschluss, der nicht nur dem Geschmack, sondern auch den Repräsentationsbedürfnissen des neuen Parteichefs geschuldet war. Erich Honecker machte sich persönlich für den Entwurf des Architekten Heinz Graffunder stark, symbolisierte er doch die Neuorientierung nach dem VIII. Parteitag. Entsprechend eröffnete Honecker den Palast der Republik "zum Nutzen unseres Staates und der Menschen in ihm."

Spitznamen des Republik-Palastes: Honnis oder Erichs Lampenladen

Palazzo Prozzo

Ballast der Republik

Kultureller Anziehpunkt

Dass statt der geplanten 250 Millionen Mark das Dreifache ausgegeben wurde, war jetzt nebensächlich. Pünktlich zum IX. Parteitag der SED konnte Honecker sich und seine ersten Erfolge im neuen Gebäude feiern lassen. Der Palast der Republik wurde nicht nur als Sitz der Volkskammer und Tagungsort für SED, FDGB und FDJ genutzt, bald entwickelte er sich zu einem beliebten kulturellen Anziehungspunkt.

Galerie, Theater, Cafés, Kneipen, Jugenddiskothek und Veranstaltungen wie "Rock für den Frieden" und der im Fernsehen übertragene "Kessel Buntes" lockten Besucher aus der ganzen Republik an. 1.700 Mitarbeiter sorgten für den Betrieb des "Volkspalastes".