Ludwig Zepner und die Porzellanmanufaktur Meißen

18. Januar 2010, 15:42 Uhr

Als im Jahr 2000 das Leipziger Grassi-Museum das Lebenswerk Ludwig Zepners präsentierte, befand sich darunter auch eine einzigartige Kreation: eine Orgel, deren Pfeifen aus Meißner Porzellan modelliert sind.

1950 hatte der damals 19-jährige Zepner auf dem Dachboden der Meißner Manufaktur Bruchstücke von Porzellanorgelpfeifen entdeckt – Relikte fehlgeschlagener Bemühungen aus zwei Jahrhunderten. Das Thema ließ ihn nicht wieder los. Doch erst 50 Jahre später schaffte er es tatsächlich, eine funktionstüchtige Orgel aus Porzellan herzustellen. Die erste weltweit.

Ludwig Zepner 7 min
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Ludwig Zepner sorgte als Leiter der Meissner Künstlergruppe für Gedankenfreiheit. Darin eingebettet studierten sie die Natur und schufen kleine Porzellan-Kunstwerke.

Sa 02.01.1993 22:00Uhr 06:34 min

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Für Zepner war diese Ausstellung mit der Präsentation seiner Orgel der Höhepunkt einer künstlerischen Karriere, die von Anfang an im Zeichen der blauen Schwerter gestanden hatte. Begonnen hatte alles 1946 in einem Flüchtlingslager in Meißen, wo der 1931 in der Nähe von Breslau geborene Zepner gemeinsam mit seiner Mutter nach der Vertreibung aus der schlesischen Heimat Unterschlupf gefunden hatte. Zepner hatte hier zum Weihnachtsfest Krippenfiguren aus Ton modelliert. Der Lagerleiter war begeistert: "Der Junge muss in die Porzelline!" Und so geschah es auch.

Es kann nur etwas Gültiges entstehen, wenn eine gedankliche Freiheit herrscht. Und diesen Freiraum, den haben wir uns geschaffen, trotz aller Reglements, die von politischer Seite kamen.

Ludwig Zepner

Zepner besuchte von 1948 bis 1952 die Keramikschule der Meißner Porzellanmanufaktur und lernte alles: Dekormalerei, das Zusammenfügen von Figuren, das sogenannte Bossieren, und das Modellieren… Anschließend studierte Zepner Formgestaltung an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Nach seiner Rückkehr aus Berlin wurde er zum Leiter des "Kollektivs Künstlerische Entwicklung" berufen. Unter seiner Federführung entstanden in den folgenden 30 Jahren die bedeutendsten Neuschöpfungen der Staatlichen Porzellanmanufaktur: das Jahrhundert-Service "Großer Ausschnitt", das "Jägerservice", das Porzellanensemble "Tausendundeine Nacht", Wandgestaltungen sowie Hunderte von Unikaten: Vasen, Teller, Figurengruppen ...

Auf die Frage nach der künstlerische Unabhängigkeit der sozialistischen Künstlergruppe sagte er einmal: "Es kann nur etwas Gültiges entstehen, wenn eine gedankliche Freiheit herrscht. Und diesen Freiraum, den haben wir uns geschaffen, trotz aller Reglements, die von politischer Seite kamen."

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Über dieses Thema berichtete MDR AKTUELL auch im TV: 30.11.2017 | 19:30 Uhr