Vielfalt auf engstem Raum Oscar-Preisträger in "Sexy"-Anhalt

06. Januar 2022, 14:43 Uhr

Ob Amerika, Schottland oder Russland – all diese Landschaften lassen sich in Sachsen-Anhalt inszenieren. Das Bundesland hat viele Gesichter. Diese Vielfalt auf engstem Raum lockt seit einigen Jahren immer wieder namhafte Regisseure und Schauspieler nach Sachsen-Anhalt.

"Die Anfänge waren schwer, weil da einfach noch nicht so viel los war hier. Aber mit der Entdeckung der Region, natürlich auch mit den Fördermitteln, die vergeben werden, kann man hier mittlerweile sehr schöne Filme drehen", sagt Location-Scout Sören von der Heyde, der den Filmboom in Sachsen-Anhalt von Anfang an miterlebt und sich einen Namen in der Branche gemacht hat.

Heimliche Hauptrolle für die Burg Querfurt

Dank seiner Vermittlung bekam die Burg Querfurt im Saalekreis die heimliche Hauptrolle in Sönke Wortmanns Verfilmung von "Die Päpstin" (2009). Die historische Feldsteinoptik, verschiedenste Schauplätze auf einem riesigen, in sich geschlossenen Areal – all das macht Querfurt – eine der größten mittelalterlichen Burgen Deutschlands - für Filmleute so reizvoll. Herr-der-Ringe-Star David Wenham und die deutsche Schauspielerin Johanna Wokalek spielten damals die Hauptrollen und waren begeistert vom Drehort. „Sehr beeindruckend und sehr hilfreich, um sich einzuleben in diese Zeit", meinte Johanna Wokalek. Auch der Australier David Wenham war sehr angetan: "Dort, wo ich herkomme, ist nichts älter als 200 Jahre. Wenn ich mich umdrehe und sehe, das ist echt, das ist schon außerordentlich."

Die Oscar-Preisträger Helen Mirren und Christopher Plummer wären wohl auch nie nach Sachsen-Anhalt gekommen, hätte nicht ein gewisser Sören von der Heyde den Bahnhof Pretzsch in der Dübener Heide entdeckt. In Pretzsch entstanden 2008 die Schlussszenen für ein "Ein russischer Sommer" - der Verfilmung von Tolstois letztem Lebensjahr mit Mirren und Plummer als Ehepaar Tolstoi. Zeit für Land und Leute hatten die Weltstars damals kaum. Immerhin gönnte sich Christopher Plummer einen Ausflug in die nahe gelegene Lutherstadt Wittenberg: "Wittenberg ist absolut faszinierend mit seinem Luther-Haus. Sie kennen das alles, aber ich hab' so was noch nie gesehen, das hat wirklich großen Charme und macht mich ganz nostalgisch." Helen Mirren war besonders von der Elbe fasziniert. Ihr persönliches Fazit macht Sachsen-Anhalt auch international als Filmland berühmt: "I called it Sexy Anhalt this morning."

Die Mentalität der Anhalter wusste vor allem Til Schweiger, der im gleichen Jahr in Querfurt "Eineinhalb Ritter" drehte, zu schätzen: "Die Menschen hier in der Region sind unheimlich freundlich und herzlich. Uns schlägt eine Welle der Sympathie und Unterstützung entgegen und deswegen bin ich absolut glücklich, dass wir hierhergekommen sind."

Förderpolitik sichert Existenzen

Im Sommer 2012 war die Burg Querfurt erneut Schauplatz für einen Film mit internationaler Besetzung: die Verfilmung des gleichnamigen Weltbestseller "Der Medicus" mit Oscar-Preisträger Ben Kingsley in der Hauptrolle. Dass Sachsen-Anhalt an diesem Großprojekt maßgeblich beteiligt war, hing auch mit Fördermitteln zusammen. Das Geld kam aus Fördertöpfen der mitteldeutschen Länder sowie vom ZDF und dem MDR. Konkret gab es für den "Medicus" 700.000 Euro von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM). Geld, das in die Region zurückfließen soll. "Die Auflage der MDM ist lediglich, dass das Fördergeld in der Region ausgegeben wird", erklärt MDM-Geschäftsführer Manfred Schmidt.

Für Kostümgestalterin Anja Becker-Geipel, die auf der Burg Querfurt ihr Atelier hat, ist diese Förderpolitik Existenzgrundlage: "Wenn es diese Fördergelder nicht geben würde, hätte ich hier nichts zu tun. Da würden die Kostümbildner ihre Aufträge in Berlin oder sonst wo abwickeln und nicht unbedingt in Querfurt oder überhaupt in Mitteldeutschland."

MDM-Geschäftsführer Schmidt ist zuversichtlich, dass der Filmboom in Sachsen-Anhalt anhält: "Ich gehe davon aus, dass die Dichte der Dreharbeiten nicht abreißen wird. Es wird eine Kontinuität geben, und Kontinuität ist ganz wichtig für uns".