Die sorbischen Osterreiter 3 min
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Seit 700 Jahren überbringen die festlich gekleideten sorbischen Osterreiter die Botschaft "Christus lebt". So wie von Rablitz in die Nachbargemeinde Wittichenau.

Mo 31.03.1997 11:00Uhr 02:55 min

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Osterbräuche der Sorben Osterreiten und Eierschieben in der Oberlausitz

09. April 2023, 05:00 Uhr

Der ganz sicher spektakulärste Osterbrauch in Sachsen ist das Osterreiten. Schon seit mehreren Jahrhunderten ist es eine sorbische Tradition, dass in der Oberlausitz (in der Gegend zwischen Bautzen und Hoyerswerda) die Osterreiter am Ostersonntag in Prozessionen die Botschaft von der Auferstehung Christi in die Nachbargemeinde tragen. Das war auch in den Zeiten der DDR nicht anders. Nur in der Corona-Pandemie musste das Ostterreiten 2020 ausfallen.

Osterreiter und Kreuzreiter in der Oberlausitz

Bei dem Osterritt handelt es sich um einen sogenannten Segnungsritt, bei dem auch Geistliche mitreiten, mit kirchlichen Standarten und einem Kruzifix in den Händen. Bevor die Osterreiter aus dem eigenen Dorf herausreiten, umrunden sie dreimal die Kirche und werden dabei vom Pfarrer ausgesegnet. Die Reiter bewegen sich, wo immer möglich, auf traditionellen Routen und sind den halben Vormittag unterwegs; sie singen kirchliche Lieder, die den Segen für das (zu Zeiten der DDR genossenschaftliche) Land erflehen.

Die Osterreiter tragen Frack und Zylinder. Im Zielort angekommen, reiten sie wieder dreimal um die Kirche und sind dann zu Gast bei den Familien des Ortes. Die Osterreiter sind in jeder Familie herzlich willkommen und werden mit selbstgebackenem Kuchen bewirtet.

Die Osterreiterprozession in Wittichenau wird bis heute "Kreuzreiterprozession" genannt und ist eine katholische Auferstehungsprozession. Symbolisch wird bei dieser Prozession ein Kreuz mit weißer Stola als Zeichen des Sieges über den Tod und als Symbol der Auferstehung mitgeführt. Öffentlich verkünden die Kreuzreiter ihren Glauben an Christus allen Menschen, denen sie begegnen - meist auf Deutsch und Sorbisch. 

Sorbisches Eierschieben in Bautzen

Ein seltsamer Osterbrauch in der Oberlausitz war das "Eierschieben" am Protschenberg in Bautzen. Wohlhabende Bürger aus der Bautzener Oberstadt machten sich alljährlich am Ostersonntag ein Vergnügen daraus, Orangen, Gebäck und allerlei Konfekt den steilen Hang hinunterkullern zu lassen. Unten, am Fuße des Berges, wohnten arme Leute in maroden Hütten und deren Kinder sammelten die von oben kommenden Gaben ein. Oft soll es dabei zu wilden Raufereien unter den Kindern gekommen sein. Dieser Brauch wurde mit Gründung der DDR untersagt – derlei Treiben sei mit sozialistischer Menschenwürde unvereinbar. Inzwischen ist das Eierschieben in abgewandelter Form wieder fester Bestandteil des sorbischen Osterfestes am Protschenberg.

Eierjokel Heiko Harig auf dem Protschenberg in Bautzen.
Eierjokel Heiko Harig auf dem Protschenberg in Bautzen. Bildrechte: IMAGO / Steffen Unger

Weitere Osterbräuche: Blasmusik, Schießen und Wasserholen

Zur Tradition in vielen Gemeinden der Oberlausitz gehört auch das Osterblasen. In Berthelsdorf beispielsweise ziehen seit mehr als 130 Jahren Blechbläser in der Nacht zum Ostersonntag durch den Ort und spielen Choräle und Volkslieder zur Osterzeit. Auch das Osterschießen in der Nacht zum Sonntag ist Tradition. Damit sollen Hexen und böse Geister vertrieben werden. Geschossen wird mit einer selbstgebauten Karbidkanone, bestehend aus einer alten Blechkanne, Karbid und einem Gummideckel.

Das Osterwasserholen ist ebenfalls Brauch. Im Morgengrauen des Ostersonntages ziehen junge Mädchen zu einem fließenden Gewässer oder einer Quelle, um daraus Osterwasser zu schöpfen. Das Wasser soll Schönheit verleihen und Krankheiten vertreiben, aber nur wenn die Mädchen auf dem Hin- und Rückweg kein Wort sprechen.

Dieser Artikel erschien erstmals im April 2015.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Sachsenspiegel | 26. März 2021 | 19:00 Uhr

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