Der Osten - Entdecke wo du lebst | 27.12.2020 Making of: "Sachsens Glanz & Preußens Gloria" – Geheimnis einer Legende
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Der Sechsteiler über Aufstieg und Fall des sächsischen Königshauses war das größte Projekt des DDR-Fernsehens. Hochkarätig besetzt mit Schauspielern wie Dietrich Körner oder Rolf Hoppe und wahrlich barock ausgestattet! Zum bevorstehenden 35-jährigen Jubiläum der Reihe entstand ein nachträgliches Making-of: Der Film von Kerstin Mauersberger spürt den Erinnerungen von Beteiligten, der Kraft der Bilder, den Charakteren und der bis heute anhaltenden Wirkung nach.
Sachsens Glanz und Preußens Gloria – der Sechsteiler über das Leben und die damit einhergehenden Intrigen am sächsischen Hof im 18. Jahrhundert waren das größte, teuerste und ehrgeizigste Projekt des DDR-Fernsehens überhaupt. Millionen Zuschauer verfolgten die Geschichte um den Aufstieg des sächischen Königshauses, der im Siebenjährigen Krieg endete. Die barocke Pracht in einem Rausch schöner Bilder wiederaufleben zu lassen, das hatte seinen Preis.
Hochkarätig besetztes Großprojekt
Szenarist und Regisseur feilten drei Jahre am Drehbuch und mussten dann noch einmal anderthalb Jahre warten, bis die DEFA das Budget zusammen hatte. 12 Millionen Mark waren veranschlagt, sie sollten nicht reichen. Schon allein die Garderobe der Hauptdarsteller kostete im Schnitt 50.000 Mark der DDR und wurde in aufwendiger Handarbeit gefertigt. Die DEFA fuhr mit riesigen Teams, hunderten von Kostümen und LKW's voll Technik nach Leningrad und Warschau, um den eigentlichen Handlungsort Dresden so glanzvoll wie möglich zu inszenieren. Denn damals Anfang der 1980er-Jahre war etwa das Residenzschloss noch eine Ruine.
Das namhafte Schauspiel- Ensemble um Dietrich Körner, Rolf Hoppe, Ezard Haußmann, Monika Woytowicz, Eberhard Esche und Irma Münch schufen in Regie von Hans Joachim Kasprzik Figuren, hinter denen die historischen Vorbilder teilweise verblassten.
Nicht nur Leander Haußmann auch Anne Kasprik, Michele Marian und Maxi Biewer spielten ihre ersten Rollen in "Sachsens Glanz und Preußens Gloria". Magdalena Trzybala agierte als schöne und temperamentvolle Gräfin Cosel. Die Tochter des Regisseurs, Anne Kasprik, mimte Gräfin Dönhoff, die Nachfolgerin der Cosel als Mätresse Augusts des Starken, den Dietrich Körner verkörperte. Kasprik weiß auch um die Kämpfe ihres Vaters, das Großprojekt zu stemmen.
Fakt und Fiktion
Die sechs Filme rund um "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" haben bis heute Spuren hinterlassen. Historiker oder Gästeführer an einstigen wie der Burg Stolpen können ein Lied davon singen. So kennen nicht wenige Touristen die Filme, die dann auch im Westen erfolgreich im Fernsehen liefen. Sie hören demnach oft nicht so gern, dass die Cosel nicht die romantisch Liebende war, die alle im Kopf haben oder dass Friedrich August vielleicht doch nicht so schwach, melancholisch und von Staatsgeschäften überfordert war, wie in "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" dargestellt. Auch im Falle Brühls kann bei näherer Betrachtung der Quellenlage keinesfalls an dem intriganten, selbstsüchtigen und politisch unterbelichtete Charakter festgehalten werden, den der Film zeichnet.
Dass der Sechsteiler dennoch hochprofessionelles Filmkunsthandwerk war, wird dennoch von keinem Historiker bezweifelt. Zehn Jahre seines Lebens hat Regisseur Kasprzik schließlich an "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" gearbeitet und dem DDR-Fernsehen zu einem seiner größten Erfolge verholfen. Auch die ARD zeigte die Serie.
Sachsen und Preußen: Szenen einer Nachbarschaft
Wallende Locken, prächtige Rüstungen, rechts Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, links Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen – Hand in Hand malte Johann Fink in einem großen Ölbild die beiden Nachbarn um 1660. Beide griffen nach der Königswürde, nicht ohne einander dabei zu unterstützen. Damals tauschten sie noch gegenseitige Glückwunschschreiben aus. Zugleich wetteiferten sie um "Glanz und Gloria" – und rüsteten auf.
Doch die Allianz zwischen Preußen und Sachsen war nicht für die Ewigkeit. Mit Friedrich II. kam die fatale Wende. 1756 marschierte der Preuße in Sachsen ein und eröffnete damit einen Siebenjährigen Krieg in Europa. Als Aufmarsch- und Versorgungsgebiet musste Sachsen herhalten. So folgten auf den Handschlag blutige Schlachten, der Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht und der Niedergang des glanzvollen Sachsens, das an der Seite Napoleons in den Befreiungskriegen unterging und nach dem Wiener Kongress 1814/1815 zwei Drittel seines Territoriums verlor. Die erste Brandenburgische Landesausstellung 2014 schilderte die "Szenen einer Nachbarschaft".
"SGPG": Worum es in dem Sechteiler geht
August der Starke nimmt sich Anna Constantina von Hoym, die spätere Reichsgräfin von Cosel, zur Mätresse. Er gewinnt die polnische Krone, agiert aber eher glücklos in der europäischen Politik. Ihm folgt sein Sohn, der Sachsenkönig August III., auf den Thron. Er ist von den Regierungsgeschäften eher überfordert, flüchtet sich lieber ins Sammeln und Betrachten von Bildern. Er vertraut die Regierungsgeschäfte nacheinander Graf Sulkowski und dessen Gegenspieler Minister Heinrich Graf von Brühl an. Im Gegensatz zum trägen Sachsenkönig weiß der Preußenkönig, Friedrich der Große, die Gunst der Stunde zu nutzen.
So wie Kraszewski Roman soll auch der Film aus sechs Teilen bestehen. Doch dagegen formiert sich anfangs Widerstand, da bei der DEFA zur gleichen Zeit ein Vierteiler über das Leben des Kommunisten und Widerstandskämpfers Ernst Thälmann-Film entsteht. Erst mit dem "SGPG"-Erfolg nach der Ausstrahlung wird mit der eigentlich vorangestellten Geschichte rund um die Cosel in zwei Teilen nachgelegt.
Es geht darin also um ihre Liebe zu August dem Starken und ihr tragisches Ende in der Verbannung auf der Burg Stolpen. Nach dem Tode Augusts des Starken steht der listige Graf Brühl im Mittelpunkt. Mit Intrigen versteht er es, August III. auf seine Seite zu ziehen und Widersacher am Hofe zu entfernen. Es folgen die Wirren des Siebenjährigen Krieges. August III. und Brühl legen sich mit Friedrich dem Großen an. Bis preußische Soldaten in Dresden einmarschieren. Preußens Gloria siegt über Sachsens Glanz.
Wer mitgespielt hat
August der Starke: Dietrich Körner
Gräfin Cosel: Marzena Trybała
August III.: Rolf Hoppe
Graf Heinrich von Brühl: Ezard Haußmann
Gräfin Franziska von Brühl: Jitka Molavcová
Graf Josef von Sulkowski: Gunter Schoß
Königin Maria Josepha: Irma Münch
Friedrich II.: Arno Wyzniewski
Monika Woytowicz: Gräfin Frederike von Moszynska, Tochter von August dem Starken mit seiner Mätresse, Gräfin von Cosel
u.v.a.
Making of
* Zehn Stunden Film in sechs Teilen
* 186 Drehorte, davon 100 im Außenbereich,
* Innenaufnahmen in 86 verschiedenen Dekorationen vom Hinterzimmer und Kabinett bis zu Salons und Sälen
* Kosten: 21 Millionen Ost-Mark, eine Million D-Mark zahl die ARD für die Senderechte.
Buchtipp
Albrecht Börner
Sachsens Glanz und Preußens Gloria
336 Seiten
Jena: Bussert & Stadeler 2007
ISBN: 978-3-932906-76-3
Auf Basis von Józef Ignacy Kraszewskis Epos schrieb Albrecht Börner das Drehbuch. Kraszewskis Zyklus umfasst die drei Romane "Gräfin Cosel" (1873), "Brühl" (1874) und "Aus dem Siebenjährigen Krieg" (1875). Jeder der drei Teile ist noch untergliedert in zwei Bücher.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 27. Dezember 2020 | 22:00 Uhr