Karl Stülpner: Rebell aus dem Erzgebirge

08. Oktober 2021, 15:53 Uhr

Er ist wohl der bekannteste Sohn des Erzgebirges. Als Beschützer der Armen, verwegener Wilderer und freiheitsliebender Rebell ging er in die Legenden seiner Heimat ein. Doch was ist dran an den zahlreichen Geschichten um seine Person?

Stülpner, der eigentlich Carl Heinrich Stilpner hieß, wird am 30. September 1762 in Scharfenstein bei Chemnitz geboren. Er stammt aus einer Tagelöhnerfamilie und muss sich seinen Lebensunterhalt früh selbst verdienen, zumal der Vater früh stirbt. Stülpners Jugend ist gezeichnet von Hunger und Armut.


Wilderer und Deserteur

Bei einem Forstaufseher lernt er die Jagd und ist schon bald als Wilderer unterwegs - ein Delikt, das damals schwer bestraft wurde. Schon mit 16 Jahren soll er sich erstmals als Troßsoldat verdingt haben. 1780 tritt er ins Chemnitzer Regiment ein. 1785 flieht er, nachdem er beim Wildern erwischt und inhaftiert wurde. Die folgende Zeit führt ihn unter anderem nach Böhmen, Ungarn, Österreich und Hannover, wo er Dragoner wird. Wieder desertiert er. Auf der Seite Preußens nimmt er 1793 am Ersten Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich teil, wird verwundet und desertiert ein weiteres Mal.

Anwalt der Armen

Danach lebt Karl Stülpner relativ unbehelligt in den Wäldern des sächsischen und böhmischen Erzgebirges. Er wird der Anführer einer Bande, die vom Wildern und Schmuggeln lebt. Zu dieser Zeit erwirbt er sich wohl seinen Ruf als Beschützer der Armen. Er versorgt sie mit Fleisch und Schmugglerware, dafür beschützen sie den steckbrieflich Gesuchten vorm Zugriff durch die Justiz. Und es ist ausgerechnet die Tochter des Ortsrichters, Christiane Wolf, die sich in ihn verliebt und später seine Frau wird. Als Karl Stülpner Vater wird, bittet er um Begnadigung und kehrt freiwillig ins Heer zurück, um seine Familie versorgen zu können. 1793 nimmt er am Interventionskrieg gegen Frankreich teil, nach einer Verwundung desertiert er und nimmt sein Wildererdasein wieder auf.

Um 1800 verdingt sich Karl Stülpner erneut beim Chemnitzer Regiment. In der Schlacht bei Jena gerät er 1806 in Gefangenschaft, aus der er entkommen kann. Als sein Gesuch, seine kranke Mutter zu pflegen, abgelehnt wird, desertiert er erneut und flieht mit seiner Familie nach Böhmen. Nachdem Sachsen 1813 eine Generalamnestie erlässt, kehrt er nach Scharfenstein zurück. Erneut lässt er sich auf Schmugglergeschäfte ein und muss einmal mehr aus seiner Heimat fliehen. Seine Frau Christiane stirbt 1820. Drei Jahre später nimmt Stülpner Anna Veronika Ventzora zur Frau. Doch die Ehe ist nicht glücklich, er verlässt sie 1828 und geht nach Sachsen zurück.

Unsterblich als Legende

Zur Legendenbildung hat Stülpner bereitwillig selbst beigetragen, indem er vielerorts Geschichten über sein Leben verbreitet hat. Schließlich verkauft er 1835 seine Lebensgeschichte an einen Verleger. Das Buch erscheint zwar, wird aber bald darauf von der sächsischen Zensur als "gemeinschädliche Räubergeschichte" verboten. Stülpner stirbt am 24. September 1841 verarmt, krank und halbblind kurz vor seinem 79. Geburtstag in Scharfenstein. In zahlreichen Volksliedern und Theaterstücken werden seine Taten seitdem besungen, nicht zuletzt hat die berühmte Verfilmung mit Manfred Krug (1973) dazu geführt, dass er bis heute nicht vergessen wurde.