Aus dem Leben des Schauspielers Rolf Hoppe - der ewige "Bösewicht"

02. Dezember 2010, 15:45 Uhr

Angefangen hat Rolf Hoppe als FDJ-Entertainer, war dann Theaterschauspieler und schließlich der ewige "Bösewicht" der DEFA. Wie kaum ein anderer vermag er es, das "Tückische der bösen Menschen", nämlich ihre guten Seiten, darzustellen.

Noch heute erzählen sich die Leute im Südharz-Städtchen Ellrich eine Anekdote über Rolf Hoppe: Er habe für die väterliche Bäckerei mit Pferden Brennholz aus dem Harz gekarrt, sich plötzlich vom Kutsch-Bock aufs Pflaster geworfen und einen Liebestext deklamiert. Hoppe selbst wehrt ab: "Es kursieren so viele Geschichten über mich im Ort - ich war da immer nicht dabei." Wahr ist: Hoppe wurde als Bäckersohn am 6. Dezember 1930, vor nunmehr 80 Jahren, in Ellrich geboren, musste nach dem Krieg im Wald mit Pferden Holzstämme rücken und in "Hoppes Feinbäckerei" schwarzmehlige, grobe Brötchen backen.

Die Anfänge: Als FDJ-Entertainer im Südharz

Im FDJ-Jugendkabarett sang er 16-, 17-jährig "Das Leben muss besser werden", krempelte die Jacke verkehrt herum und machte den lustigen Entertainer auf Harzer Tanzsälen. "Die Leute wollten das Lachen. Und ich hatte Freude daran, Ihnen das Lachen zu bringen. Das befreiende, fröhliche Lachen. Oder - bei all den Schurken, die ich bis hin zum Klischee später gespielt habe - das nachdenkliche, das eine Haltung provozierende Lachen. Ein Lachen, das auch im Halse stecken bleiben kann. Im Herzen bin ich ein Clown, der aus der Sicht eines naiven Kindes für die Menschen nach dem Lachen sucht."

Pferdebursche nach Verlust der Stimme

Er sucht und findet seine Bestimmung in der Schauspielerei, lernt auf dem Konservatorium und am Theater Erfurt; macht die erfahrungsreiche Ochsentour unter anderem über die Stationen Halle, Gera, Greifswald. Dabei bringt sich der junge Stürmer fast um alle Karriere-Chancen, als er sich im Part des Prinzen im Weihnachtsmärchen eine Stimmbandlähmung einhandelt, erkältet überzieht: "Die Ärzte sagten: So, das war's mit dem Beruf. Aber ich habe einen Dickschädel, ging auf ein Sprachinstitut in Halle. Und verdiente mein Geld als Pferdebursche und Zureiter im Zirkus Aeros in Leipzig. So was hatte ich schon in Ellrich nach dem Krieg gemacht. Es war keine leichte Zeit. Aber die Pferde haben mir geholfen. Später, bei der DEFA, bin ich regelrecht eingeritten: Die konnten wohl so einen 100-Kilo-Brocken wie mich, der ulkig im Sattel 'rollte' und auch die Stallarbeit, das Pferdeputzen nicht scheute, gut gebrauchen. Und gedoubelt musste ich auch nicht werden. Nie."

Theaterschauspieler in Dresden

Der Schauspieler Rolf Hoppe
Rolf Hoppe in Gorkis "Nachtasyl" 1979 am Staatsschauspiel Dresden. Bildrechte: DRA

Dresden ruft: Das renommierte Staatstheater macht ihn in Stücken von Kleist, Lessing oder Sophokles populär. Hier lässt er sich nieder, lebt er mit Frau Friedericke und zieht die Töchter Christine und Josephine groß: "Das Dresdner Publikum ging gern ins Theater. Theater war allen ein Bedürfnis. Und ich war in der Stadt bei den Menschen angenommen, fühlte und fühle mich wohl hier. Ich halte es mit Lessing: Ein Mensch spielt Menschen für Menschen. Naja, das Tal der Ahnungslosen: Wir waren Journalismus-Ersatz, es war eine andere Zeit. Das ist doch schon ewig her. Und man bekam für eine Theaterkarte mal ein schönes Kotelett oder ein paar Bretter."

Der ewige "Bösewicht" der DEFA

Die DEFA erkennt im Theater-Tier Hoppe ihren feisten Schlapphut-Schurken, der von 1968 an zum Todfeind von DDR-Fernsehliebling Gojko Mitić in den Indianerfilmen wird. Hoppe brilliert als glatzköpfige Fratze des Bösen und hat wegen seiner Rollen im wirklichen Leben "einiges auszustehen", wie er 1972 bekannte: Sogar mit Tomaten sei er schon beworfen worden, weil er "den Gojko umgebracht habe". Doch auch in anderen Film- und Fernsehproduktionen scheint Hoppe auf die bösen, abgründigen Charaktere festgelegt. "Rolf Hoppe spielte in der DDR unglaublich viele Bösewichte", erinnert sich die damalige Film- und Fernsehkritikerin des "Berliner Rundfunks", Margit Voss, und resümiert: "Aber es waren alles viel zu kleine Rollen für ihn. Er hätte mehr gekonnt." Hoppe selbst verwies stets darauf, dass "gut" und "böse" reine Schlagworte seien. "Das Tückische an bösen Menschen", so Hoppe, "sind ihre guten Seiten."

Über dieses Thema berichtete der MDR auch in Brisant 02.02.2017, 17.15 Uhr