Kinder des Ostens: Katharina Kraft
Bildrechte: LOOKS Film & TV GmbH/Katharina Kraft

Kinder des Ostens (1/3): Meine Eltern

05. Januar 2016, 09:32 Uhr

Katharina hat schon als Kind ihren Vater gegen Anfeindungen verteidigt. Dietrich sehnt sich im Kinderheim nach seiner Mutter – eine Sehnsucht, die nicht erfüllt wird. Martina vergöttert ihren Vater - das ändert sich aber, als sie nach der Trennung der Eltern zu ihm zieht und ihn ganz anders kennenlernt. Rollenmuster im Verhältnis von Kindern zu ihren Eltern, die wir alle so oder so ähnlich kennen. Diese und ähnliche Geschichten sollen erzählt werden, jeweils im Spiegel der Zeit, jeweils aus der rückblickenden Perspektive von heute Erwachsenen auf ihre Kindheit.

Das ganz private Beziehungsgeflecht zwischen Kindern, Vätern und Müttern ist jedoch nie unabhängig von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. 40 Jahre lang bildeten diesen Rahmen das sozialistische Menschenbild, das in der DDR propagiert wurde, die ständigen Reibungen zwischen Privatem und Politischem, aber auch gesellschaftliche und ökonomische Zwänge. Anders als im Westen Deutschlands war die Berufstätigkeit beider Elternteile in der DDR die Regel. Früh wurden die "Kinder des Ostens" deshalb selbstständig, doch der Preis war oft die fehlende Zeit füreinander. Alleinerziehende Mütter, die morgens um sechs ihre Kinder in Betreuungseinrichtungen und Schulen brachten, dann am Nachmittag Besorgungen erledigten, um am Abend erschöpft die Schularbeiten zu kontrollieren – Alltag für viele.

Doch der Blick von Menschen auf ihre Kindheit offenbart auch die Erinnerung an Nestwärme, an energisches Engagement der Eltern für ihren Nachwuchs in Zeiten, die nicht immer einfach waren. Einfacher wurde es auch nach der Wende nicht, als die meisten Gewissheiten an einer ungewissen Zukunft zerbrachen, als der Platz von Eltern und Kindern in der neu gewonnenen - und zunächst grenzenlos erscheinenden - Freiheit erst noch gefunden werden musste.

Der erste Teil der Dokumentationsreihe "Kinder des Ostens" blickt auf die Beziehung von Kindern zu ihren Eltern, lässt Heimkinder, Scheidungskinder von ihren Vätern und Müttern erzählen. Parallel dazu kommen Zeitzeugen zu Wort, die die pädagogischen Absichten der DDR-Erziehung skizzieren und diese einordnen in den gesellschaftlichen Alltag vor und nach 1989.