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12. Juni: Tag des Lehrers - in der DDR

12. Juni 2021, 05:00 Uhr

Zu DDR-Zeiten wurde jedes Jahr am 12. Juni der "Tag des Lehrers" groß gefeiert. Das hieß auch: ein verkürzter Unterrichtstag sowie Geschenke und Auszeichnungen für die Lehrerinnen und Lehrer.

Blumen, Pralinen, Kaffee, Seife, Taschentücher – damit kamen die Schüler jedes Jahr am 12. Juni, kurz vor Beginn der großen Ferien, in die Schule, um ihre Lehrer zu beschenken. Die Kinder trugen Pionier- oder FDJ-Hemd und ganz sicher wurde auch ein Lied gesungen. Selbst der Unterricht wurde verkürzt. Der 12. Juni war der Tag des Lehrers in der DDR und wurde in jeder Schule in der Stadt und auf dem Land aufwändig gefeiert.

"Verdienter Lehrer des Volkes"

Aber nicht nur von den Schülern gab es an diesem Tag Geschenke und Gratulationen, auch von ganz oben wurde der Arbeit der Lehrer Anerkennung gezollt. Lehrer aus der ganzen Republik wurden ins Staatsratsgebäude nach Berlin eingeladen und als "Verdienter Lehrer des Volkes" oder "Verdienter Meister des Sports" ausgezeichnet. Die Ministerin für Volksbildung, Margot Honecker, überreichte persönlich die Urkunden. Anschließend bedankte sich der Staat mit einem Festbankett, bei dem auch viele Mitglieder des Politbüros zugegen waren, bei den Lehrern für ihren wichtigen Beitrag bei der Mitgestaltung des sozialistischen Staates. In den DDR-Medien wurde über den Festakt alle Jahre wieder in aller Ausführlichkeit berichtet.

Der Staat übernimmt die Erziehung

Eine Teilnehmerin des Banketts im Jahr 1984 beschreibt die Rolle der Lehrer in der DDR so: Es sei "unsere tägliche anspruchsvolle, oft schwere, aber immer schöne Aufgabe – die kommunistische Erziehung der Jugend". Tatsächlich kam den Lehrern in der DDR und den anderen Staaten des Ostblocks eine ganz andere Rolle zu als wir sie heute kennen: Schon mit dem Besuch der Kinder im Kindergarten, spätestens mit Schulantritt, ging die Verantwortung für die Erziehung der Kinder zu einem großen Teil von den Eltern an die Lehrer und anderes Erziehungspersonal über. Der Staat übernahm die Aufgabe, seinen Nachwuchs heranzuziehen. Somit kam den Lehrern eine wichtige Funktion zu, die Meinung der Eltern war weniger gefragt.

Fast alle entlassen

Dass den Lehrern beim Aufbau des Sozialismus eine ganz neue Rolle zukam, wurde schon in der Anfangszeit des Landes deutlich: Während in der Bundesrepublik viele Lehrer nach dem Krieg im Dienst blieben, wurden in der sowjetisch besetzten Zone die meisten Lehrer entlassen, weil sie Mitglieder oder Anhänger der nationalsozialistischen Partei gewesen waren. Man behalf sich mit sogenannten Neulehrern. Rund 40.000 von ihnen begannen schon nach einer nur wenige Monate dauernden Ausbildung mit dem Unterrichten.

Architektonisches Denkmal für den Lehrer

Und auch architektonisch wurde dem Lehrerberuf in der Hauptstadt der DDR ein Denkmal gesetzt. Bereits 1964 wurde auf dem Alexanderplatz in Berlin das "Haus des Lehrers" samt Kongresshalle eröffnet. Es war als Begegnungsstätte für Pädagogen gedacht und beherbergte unter anderem eine der bedeutendsten pädagogischen Bibliotheken Europas. Heute steht das "Haus des Lehrers" mit seinem riesigen Mosaikfries unter Denkmalschutz.

(ubi)

Info:Seit 1994 wird international der Tag des Lehrers am 5. Oktober begangen. Das Datum ist vielen in Deutschland unbekannt. Ganz anders in der DDR – damals wurde der Tag des Lehrers am 12. Juni gefeiert.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV:Kinder des Ostens: Meine Schule | 10.02.2015 | 22:05 Uhr