Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio

Geschichte

DDRNS-ZeitZeitgeschichteMitteldeutschlandWissen

Jazz-InterpretDer Sänger Manfred Krug

28. Januar 2022, 16:58 Uhr

Ab Ende der 1950er-Jahre trat Manfred Krug auch als Jazz-Interpret in Erscheinung. 1964 spielte er seine erste Schallplatte ein. Später sang er auch Arbeiterlieder, Chansons und Schlager.

"Zu den schönsten Kulturerfindungen des amerikanischen Brudervolkes gehört für mich der Jazz", sagte Manfred Krug einmal. "Dafür braucht man ein gewisses Feeling. Das kann man nicht lernen, man erbt es. Und ich dachte, wenn du es schon hast, dann nutze es." Und so trat der junge Schauspieler bereits ab Ende der 1950er-Jahre auch als Jazz-Interpret in Erscheinung. Doch der Jazz war in jener Zeit, als ein hoher SED-Kulturfunktionär den Gesang von Louis Armstrong noch mit dem Geräusch von Wasser, das aus einer Badewanne abfließt, verglich, nicht eben wohlgelitten im sozialistischen Staat. Dekadentes, amerikanisches Gejaule, so hieß es damals. Krug ließ sich von den Kulturfeldwebeln der Staatspartei freilich nicht im Geringsten beirren – er jazzte unbekümmert und konnte 1964 schließlich eine erste Schallplatte einspielen.

Soundtrack für das Leben in der DDR

Ab Mitte der 1960er-Jahre war Krug dann freilich nicht mehr nur als Jazz-Sänger unterwegs. Der Gesangs-Autodidakt mit der rauen Bariton-Stimme sang fortan schlichtweg alles – Evergreens, Schlager, Chansons, Arbeiterlieder und sogar Opernpartien. Krug schrieb unter dem Pseudonym Clemens Kerber Liedertexte mit gnadenlosen Reimen ("Reizend war der Abend, // so erfrischend und labend") und ging mit Uschi Brüning, Günter Fischer und Klaus Lenz auf ausgedehnte Tourneen durch die DDR und die sozialistischen Bruderstaaten. In den Unterhaltungssendungen des DDR-Fernsehens war er Dauergast. Krug lieferte gewissermaßen den "Soundtrack zum Leben in der DDR", wie ein Kenner der Unterhaltungsszene einmal bemerkte. Bis zu seinem Weggang aus der DDR 1977 veröffentlichte Krug insgesamt zehn Schallplatten.

Die Wiederentdeckung des Sängers im "Tatort"

Im Westen kannte zunächst kaum einer den Sänger Manfred Krug, obgleich er von Peter Herbolzheimer gefördert wurde und mit Showgrößen wie Caterina Valente oder Joy Fleming auftrat. Eine 1979 veröffentlichte Schallplatte mit Chansons aus Krugs Feder fand kaum Käufer. Erst 1995, 15 Jahre später, wagte sich Krug wieder an die Veröffentlichung einer Platte – "Jazz und Lyrik", etwas für Insider. Der Durchbruch als Sänger gelang Krug erst als Kommissar Stöver im Hamburger "Tatort" Ende der 1990er-Jahre. In jeder Folge hatte Krug damals gemeinsam mit seinem Kollegen Charles Brauer alias Kommissar Brockmöller ein nostalgisches und meist leicht verjazztes Liedchen angestimmt. Der Sänger Manfred Krug war wiederentdeckt. Krug veröffentlichte eine CD mit Evergreens und Schlagern und ging in den folgenden Jahren – unter anderem begleitet von seiner Tochter Fanny und dem Jazztrompeter Till Brönner - wieder auf höchst erfolgreiche Konzertreisen, vor allem im Osten des Landes.

Mehr über Manfred Krug

mit Video

Provokateur als IdentifikationsfigurManfred Krug und "Spur der Steine"

Der wohl bedeutendste Krug-Film in der DDR war "Spur der Steine" aus dem Jahr 1966. Doch dieser wurde bereits kurz nach der Uraufführung verboten. Der Film sei "ein Machwerk in jeder Beziehung", hieß es zur Begründung.

mit Video

Der Charme des AufmüpfigenManfred Krug – der Gaukler

Manfred Krug bezeichnete sich selbst stets als Gaukler – als einen Menschen also, der ein paar Kunststücke beherrscht, mit denen er sein Publikum unterhält. Erfahren Sie hier mehr über den Schauspieler Krug.

Zur Geschichte des DOK-Festivals in LeipzigDie Achtziger | Späte Stunde des DEFA-Dokumentarfilms

Die 1980er-Jahre des Leipziger Dokfilmfestivals entwickelt sich mit Werkstätten weiter. Doch politische Meinungsäußerungen sind nur Prominenten gestattet - leiser politischer Protest von Studierenden wird geahndet.

Digitalisierung der DEFA-FilmeWie DEFA-Filme im digitalen Zeitalter für die Nachwelt erhalten werden

Der Zahn der Zeit nagt unerbittlich. Sichtbar ist das auch in den Archiven, in denen das DDR-Filmerbe der DEFA lagert. Die DEFA-Stiftung hat dem Verfall jetzt den Kampf angesagt: Digitalisierung heißt das Stichwort.

Dokumentationsfilme über die DDRDEFA-Regisseur Volker Koepp über das Filmemachen in der DDR

Über fünfzig Filme in vierzig Jahren hat Volker Koepp für die DEFA produziert. Doch durch die kritischen Szenen wurden sie kaum im Fernsehen gespielt. Chronist Volker Koepp über die DEFA und das Filmemachen in der DDR.