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Bildrechte: Verlag Septemvri, Sofia 1982

AlbenaUrlaub im Plattenbau am Schwarzen Meer

04. Februar 2022, 13:36 Uhr

Anfang der 1970er-Jahre träumte Bulgariens Staatspräsident Todor Schiwkow von einer Urlaubsstadt an der Schwarzmeerküste. Westeuropäische Touristen sollten Devisen in seinen Balkanstaat spülen. In einer kuscheligen Bucht nördlich von Warna wurde diese Urlauberstadt in Plattenbauweise in nur drei Monaten Wirklichkeit. "Gleiche Hotelbauten, jedes Zimmer 3 mal 3,50 Meter, zwei Betten, zwei Nachttische und das war’s", erinnert sich der Architekt Nikolai Nenov. Immerhin: "Fast alle Hotels sind so angeordnet, dass jedes Zimmer Seeblick hat." Ein Name für das Areal war auch schnell gefunden – Albena, nach einer sagenumwobenen Frau aus einem Roman des bulgarischen Schriftstellers Jordan Jowkow.

Lob von der "Aktuellen Kamera"

Die Kunde vom neu entstandenen Urlauberparadies, das sich fünf Kilometer am Strand entlang zog, drang auch bis in die DDR. "Das Seebad Albena fasziniert seine Gäste nicht nur wegen seines milden Klimas und seiner reizvollen landschaftlichen Lage", berichtete die "Aktuelle Kamera" des DDR-Fernsehens. "Lob und Anerkennung besonders für die eigenwillige Architektur bulgarischer Baumeister. Sie praktizieren erstmals Großplattenbauweise im Hotelbau. Und wie wir sehen - mit großem Erfolg."

DDR-Urlauber - Gäste zweiter Klasse

Urlaubsgäste aus den "sozialistischen Bruderstaaten" hatten die Bulgaren beim Bau Albenas keineswegs im Blick gehabt. In der Nebensaison allerdings, wenn sich westliche Gäste nicht mehr gewinnen ließen, waren auch sie willkommen. Und so reisten denn auch Urlauber aus der CSSR, aus der UdSSR, Polen und der DDR an – in den Monaten Mai, September und Oktober. "Es gab Gäste von verschiedenen Kategorien", erinnert sich der bulgarische Reiseleiter Martin Janakiev, der damals vor allem mit Urlaubern aus der DDR zu tun hatte. "Die Kellner zum Beispiel haben gleich merken können – der kommt aus dem Osten, der kommt aus dem Westen. Das konnte man sehen, an der Kleidung, am Benehmen. Und man muss schon sagen: Die Gäste aus der DDR wurden nicht gut bedient."

1.500 Mark für 14 Tage Albena

Dennoch, wer einen Hotelplatz in Albena über das Reisebüro der DDR vermittelt bekam, fühlte sich als Glückspilz. Die Plätze waren rar und nur wer Beziehungen hatte, wusste überhaupt, an welchem Tag die Reisegutscheine verkauft wurden. Und einen stolzen Preis hatten sie überdies – etwa 1.500 Mark waren pro Person für 14 Tage zu berappen. "Warum machen Sie nicht Urlaub in der Hauptsaison?", fragte die "Aktuelle Kamera" in einer Reportage DDR-Urlauber in Albena scheinheilig. Und die Gefragten antworteten brav. "Uns ist es in der Hauptsaison zu heiß", sagte einer und ein anderer meinte: "Die Gaststätten sind jetzt nicht so überfüllt und ein paar Mark billiger ist es auch noch."