Campen in der DDR"Klappfix" – der legendäre Wohnzelt-Anhänger
Ein Anhänger, aus dem sich mit wenigen Handgriffen ein Zelt machen lässt, das ist der "Klappfix". Zu Tausenden zogen die DDR-Bürger früher mit ihrem "Klappi" auf die Zeltplätze. Insgesamt machten etwa 30 Prozent der DDR-Bürger Urlaub auf den staatlichen Campingplätzen der Republik. Viele zog es aber auch nach Ungarn oder Bulgarien. Das Campen war damals nicht nur eine Alternative zum FDGB-Urlaub, es war auch pures Abenteuer.
Auch das liebe Geld dürfte einer der Gründe gewesen sein, warum Camping in der DDR so beliebt und verbreitet war. Die staatlichen Campingplätze waren spottbillig. In der besten Kategorie kostete eine Übernachtung Mitte der 80er-Jahre eine Mark pro Person, für Wohnwagen und Auto kam noch eine Mark dazu. In den Anfangsjahren allerdings, da beäugte der junge Arbeiter- und Bauern-Staat diese Urlaubsform noch mit einigem Argwohn, denn beim Campen verbringen die Bürger ihre Freizeit individuell - so individuell, dass es anfangs Zweifel gab, ob das auch wirklich "sozialistisch" genug ist.
FKK wurde populär
An den Ostseezeltplätzen spielte außerdem die FKK-Bewegung eine große Rolle. Als die ersten Nackten am Strand von Prerow Anfang der 50er-Jahre auftauchten, wurden sie von der Kasernierten Volkspolizei zusammen mit sowjetischen Soldaten auf Pferden auseinandergetrieben. Aber es war eines der wenigen Verbote, das die DDR nicht durchsetzen konnte. Nacktbaden wurde immer populärer - die Zeltplätze an der Ostsee waren auch deshalb sehr gefragt.
Autodachzelt, Dübener Ei und Klappfix
Für den motorisierten Camper hatte die Autoindustrie der DDR einiges zu bieten. Das war nicht immer billig, aber durchaus originell. Das berühmte Dachzelt für den Trabant hat wirklich funktioniert. Und zu Tausenden zogen die DDR-Bürger mit ihrem "Klappfix" auf die Campingplätze – einem Anhänger, aus dem sich ein Zelt machen ließ. Heute ist es ein Sammlerstück, das von den Fans aber immer noch benutzt wird. Ein paar Handgriffe genügen, um aus dem Anhänger ein Zelt samt Küche zu zaubern.
Zahlreiche Amateurfilme aus jener Zeit offenbaren heute, wie einfallsreich die Bürger Ost die Mängel in Ausstattung und Infrastruktur ausgeglichen haben. Aber auch in den Fernseharchiven lagern wahre Camping-Schätze: Legendär sind die Auftritte vom nackten Reporter Wolle am FKK-Strand in der Sendung "Außenseiter, Spitzenreiter". Der Fernsehfilm "Camping, Camping" mit Ursula Karusseit und Henry Hübchen zeigt die Höhen und Tiefen im ostdeutschen Camperleben. In der Wiedervereinigungskomödie "Go Trabi go" mit Wolfgang Stumph, Claudia Schmutzler und Marie Stein erfährt der "Klappfix" 1991 seine bundesweite Vorstellung.
Die Fans des "Klappi" sitzen bei Weitem nicht nur im Osten Deutschlands. Die Zeltanhänger aus Olbernhau wurden europaweit verkauft. Die Exportquote lag zeitweise sogar bei über 80 Prozent, berichten Zeitzeugen. Die campingbegeisterten Holländer zum Beispiel zogen sie als "Alpenkreuzer" hinter sich her. Durch die Fertigung in der DDR konnten sie im Westen vergleichsweise billig verkauft werden. Und oft genug werden sich die Leute dort wohl gewundert haben, was für eine "Villa" aus so einem kleinen Anhänger herauskam.
Der Artikel wurde erstmals 2019 veröffentlicht.
Über dieses Thema berichtet der MDR auch im TV:Klappfix, Hering, Luftmatratze - Campen in der DDR || 02.07.2019 || 22:05 Uhr