Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio

Geschichte

DDRNS-ZeitZeitgeschichteMitteldeutschlandWissen

1952 - DDR-Ferienlager in Kriebstein"Das große Abenteuer": Ferienlager in Kriebstein

26. Juli 2022, 05:00 Uhr

Es war nicht irgendein Ausflug, sondern das große Abenteuer: Am Fuße der Burg Kriebstein in Sachsen verlebten rund 100.000 Mädchen und Jungen von zehn bis 14 Jahren zwischen 1952 und 1990 einen Teil ihrer Ferien. 2014 kehrten viele Ehemalige zurück, um noch einmal in Erinnerungen zu schwelgen.

Ruhig liegt die Talsperre Kriebstein da, die Sonnenstrahlen spiegeln sich in der Wasseroberfläche. Zu DDR-Zeiten war hier größerer Trubel am Wasser: Am Fuße der Burg Kriebstein lag das Pionierferienlager "Ernst Thälmann", eine kleine Zeltstadt, in der bis zum Ende der DDR rund hundertausend Kinder ihren Sommer verbrachten. Die Erinnerungen an die sorglosen Tage von einst sind bei der Chemnitzerin Andrea Zika immer noch lebendig. 2014 erzählt sie bei einem Ehemaligentreffen, wie sie sich damals gefreut hat: Auf die Tage ohne elterliche Fürsorge und das Lust auf Abenteuer. Von Heimweh keine Spur!

Burg Kriebstein Bildrechte: Andreas Wetzel/MDR

Preiswerte Ferien

Das Ferienlager in der zwischen Döbeln und Mittweida gelegenen Gemeinde Kriebstein wurde von der Wismut ins Leben gerufen. Wie jeder größere Betrieb der DDR hatte sie für die Kinder seiner mehr als 45.000 Wismut-Arbeiter bis 1990 mehrere, gut ausgestattete Ferienlager eingerichtet - das an der Talsperre Kriebstein entstand auf Anordnung der Sowjetischen Kommandantur bereits Anfang der 1950er-Jahre. An den Uran-Bergbaubetrieb mussten die Eltern nur zwölf bis 14 Mark bezahlen, für An- und Abreise, Unterkunft, Betreuung und Verpflegung - eine willkommene Entlastung.

So wie hier im Ferienlager „Wilhelm Pieck“ des VEB Leuna-Werke in Lubmin tummelten sich rund eine Million Kinder in den Sommerferien in den Ferienlagern der DDR. Bildrechte: IMAGO / Marco Bertram

Taschengeld gab es die ganzen Jahre. Unabhängig vom Alter fünf Mark, mit 35 Pfennig am Tag sind wir da über die Runden gekommen. Aber wir haben ja alles gehabt, es hat an nichts gefehlt. Für die fünf Mark gab es Andenken für die Eltern, die durften ja nicht vergessen werden. Einmal hatte ich die Zahnbürste vergessen, da waren schon 50 Pfennig weg.

Andrea Zika, Ferienlagerkind 1968-1974

Freizeitspaß statt Ideologie

Wie der Alltag in den Ferienlagern aussehen sollte, gab das "Ministerium für Volksbildung der DDR" vor. Die Ferienlager sollten nicht nur zur Erholung dienen, sondern die "sozialistische Erziehungsarbeit" auch außerhalb der Schule fortsetzen. Doch die ideologische Beeinflussung wurde ab den späten 1970er Jahren von Jahr zu Jahr schwächer, wenn man von den Fahnenappellen absah. Erzieher und Betreuer bemühten sich um ein abwechslungsreiches Programm - zum Beispiel war die "Neptuntaufe" fester Bestandteil. An der Talsperre Kriebstein war Günter Funke für viele Jahre der Neptun. Über die Sommermonate ließ der Bauarbeiter der Wismut den Erzhammer fallen und tauscht ihn gegen einen Dreizack ein. Das Neptunfest war auch stets für ihn ein großer Spaß.

"Neptuntaufe" im Ferienlager. Bildrechte: Silke Heinz

Wir sind runter in den Club und haben uns angemalt - mit Plakatfarben, was anderes gab es nicht. Es gab auch mal die Idee, sich vorher einzucremen und dann die Plakatfarbe drauf zu machen. Sollte dann leichter wieder abgehen. War aber Fehlschlag. Die Creme ist eingezogen, die Plakatfarbe mit. So sind wir drei Tage noch in grün rumgelaufen.

Günter Funke, Ferienlager-Neptun 1983-1990

Das schönste Ferienerlebnis von Andrea Zika war ihre erste Liebe mit 13: Sie dauerte zwar nur einen Sommer und endete mit der Heimfahrt. Aber die Erinnerung dauert bis heute an.

Dieser Artikel wurde erstmals 2014 veröffentlicht.