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1955 neu auf dem DDR-Markt:Die Königin der Buchungsmaschinen - die Astra 170

10. November 2017, 11:20 Uhr

Sie steht in einer langen Tradition, ihr Aussehen ist formvollendet: Gestandene Ingenieure sprechen von einem Wunderwerk der Feinmechanik in nicht weniger als 16.000 Einzelteilen. Die Astra 170 katapultierte die DDR lange unangefochten an die Weltspitze der analogen Datenverarbeitung. Günther Jornitz erinnert sich an seine Zeit mit der "Königin der Buchungsmaschinen". Als sie 1955 auf den Markt kam, eroberte sie nicht nur den Ostblock.

Im Zeitalter der Smartphones und Tablet-PCs ist es kaum vorstellbar, wie vor nicht einmal 60 Jahren große Datenmengen, vor allem in der Buchhaltung, bewältigt wurden. Die Lösung dieses Problems war ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor, denn wo man viele fleißige Hände mit Rechenschiebern einsparen konnte, gewann man neue Kapazitäten für die Produktion. An der Schwelle zum Computerzeitalter konnte die Antwort auf die Frage nach der neuen Technik allerdings nur eine mechanische sein, denn an Mikrochips war noch nicht zu denken.

Automaten aus dem "deutschen Manchester"

Buchungsmaschinen stehen in einer langen Tradition von Büromaschinen, deren Anfang im antiken Abacus zu sehen ist und deren vorläufiger Höhepunkt der Computer darstellt. Ihre Entwicklung begann in den 1930er-Jahren und war eng mit den Marken IBM aus den USA, Anker aus Bielefeld und Astra aus Chemnitz verbunden. Chemnitz, das vor dem Krieg das "deutsche Manchester" genannt und als Wiege der mechanischen und elektrischen Datenverarbeitung in Mitteldeutschland bezeichnet wurde, prägte in den 1950er-Jahren die Entwicklung von Buchungsmaschinen.

Man hat hier schon um die Jahrhundertwende angefangen Büromaschinen zu produzieren und daraus erschließt sich dann diese ganze weitere Entwicklung. Das heißt, man könnte schon sagen, dass hier in Sachsen und Thüringen die Wiege der deutschen Büromaschinenindustrie liegt.

Günther Jornitz, Büromaschinenmechaniker | Geschichte Mitteldeutschlands

Wunderwerk der Feinmechanik

Als Wunderwerke der Feinmechanik bezeichnete man die sogenannten Buchungsmaschinen, die ein Laie wahrscheinlich als eine Mischung aus einer Schreibmaschine und einer Registrierkasse beschreiben würde. In ihnen steckte jedoch weit mehr als das: Nicht nur Addieren und Subtrahieren, sondern auch Speichern und Programmieren konnten die Geräte. Diese Erfindung war jedoch bei weitem keine DDR-Entwicklung, die unter dem Motto "Überholen ohne Einzuholen" den Weltmarkt revolutionieren sollte. In der langen Tradition des Büromaschinenbaus stellten die Chemnitzer Ingenieure mit ihrem Buchungsautomaten der Klasse 170 eines der zuverlässigsten und komplexesten Geräte seiner Art her.

Der Verkaufsschlager aus Chemnitz

Mit der Vorstellung auf internationalen Messen stellte sich unerwartet Erfolg ein und der sprach für sich: Die Maschinen fanden nicht nur im Ostblock reißenden Absatz. Wo man konnte, wollte man die Buchhaltung nun mit den Maschinen aus Chemnitz organisieren. Ganze Lastwagen-Ladungen wurden vom Fließband weg nicht nur in die Bundesrepublik geschafft.

Dieser Siegeszug setzte sich dann auch auf den großen Messen fort, in Paris und Brüssel zum Beispiel, in vielen großen Städten Europas. In Paris hat man ihr 1964 den Titel 'Königin der Buchungsmaschinen' verliehen.

Günther Jornitz, Büromaschinenmechaniker | Geschichte Mitteldeutschlands

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Computer von Robotron

Robotron A 5120 (BC 5120) Der A5120 ist ein imposantes Stück Rechentechnik aus den 80er Jahren. Er wiegt etliche Kilo und das erste, was man für ihn braucht, ist ein stabiler Tisch und eine stabile Stromversorgung. Den A 5120 konnten nur Betriebe und Institutionen erwerben und er hatte einen stolzen Preis: zwischen 60.000 bis 80.000 Mark kostete er. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Drucker SD 1152 Model 257 Dieser Drucker - ein professioneller Typenraddrucker - ist wie die meisten Robotron-Geräte für die Ewigkeit gebaut: gusseisernes Gehäuse, unverwüstliche Mechanik. Das Ganze wiegt dann soviel wie ein Sack Zement, nämlich 25 kg. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron K 8915 Ursprünglich lediglich als Terminal vorgesehen, wurden diese Geräte auch als vollständiger PC betrieben. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron K 8924 Der K 8924 ist ein 8-bit Rechner, der unter anderem in Banken, bei der Post und der Deutschen Reichsbahn zum Einsatz kam. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron A 5105 / BIC (Bildungscomputer) Der Name sagt es: Der Rechner war vor allem im Bildungswesen der DDR, also in Schulen und Hochschulen, im Einsatz. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron A 7100 Der A 7100 ist der erste 16-bit Arbeitsplatzcomputer der DDR. Gebaut wurde er 1987. Er war mit einem 8086 Prozessor und zwei 5 1/4 Zoll Diskettenlaufwerken ausgerüstet, eine Festplatte gab es aber erst beim Nachfolgemodell A 7150 (CM1910). Der Rechner ist grafikfähig. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron CM 1910 (A 7150) Der CM 1910 aus dem Jahr 1989 ist einer der leistungsfähigsten DDR-Computer überhaupt gewesen. Im Gegensatz zu seinem sehr ähnlichen Vorgänger A7100 konnte er mit einer Festplatte ausgerüstet werden, hatte eine erweiterte Grafikansteuerung und war in der Lage, neben CP/M auch MS-DOS als Betriebssystem zu nutzen. Das gute Stück ist stabil verarbeitet und wiegt um die 25 kg. Eine Besonderheit des CM 1910 war eine optoelektronische Lüfterüberwachung, welche die Netzteile bei einem Defekt automatisch abschaltete. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron KC 87 Die KC Reihe 85/2 bis 85/4 waren die eigentlichen Homecomputer der DDR und ausgesprochen begehrt. Als Bildschirm wurde meist ein Schwarzweiss-Fernsehgerät benutzt ("Junost" oder "Robotron"). Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron KC 85/2 85/4 Der "Kleincomputer" 87 ist ein Homecomputer aus dem Jahr 1987, der hauptsächlich in Computerkabinetten von Schulen zu finden war. Angeschlossen wurde er an den russischen Fernseher mit Namen "Junost". (Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: MDR um 2 | 03.02.2017 | 14:00 Uhr) Bildrechte: Computermuseum efb-1.de

VEB Kombinat Robotron

Als Stammbetrieb von Robotron und Sitz der Kombinatsleitung wurde zunächst das Fernsehwerk VEB Rafena in Radeberg genutzt. Hier wurden auch die ersten Computer R300 produziert. Der VEB RAFENA Radeberg war ürsprünglich der Stammbetrieb des Kombinats Robotron. Später übernahm der VEB Robotron-Elektronik Dresden diese Rolle. Damit wurde auch die Kombinatsleitung von Robotron von Radeberg nach Dresden verlegt. Bildrechte: MDR/robotron
Robotron Hauptsitz in Dresden. Zuletzt gehörten dem Kombinat über 20 Betriebe an fast 70 Standorten mit insgesamt rund 68.000 Beschäftigten an. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Hier eine Rechenanlage sowjetischer Bauart. Die Anlagen damals waren für heutige Verhältniss unvorstellbar groß. Der R300 zum Beispiel benötigte für seine 45 Schränke eine Aufstellfläche von 200 m² und hatte ein Gewicht von 600 kg. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Werbefoto - Robotron - High Tech made in GDR Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
In den 1980er Jahren erlangte Robotron auch für den westdeutschen Markt Bedeutung, indem Peripheriegeräte wie Drucker für Heimcomputer geliefert wurden. Diese wurden beispielsweise unter dem Namen Präsident (BRD) und Samelco (USA) angeboten. Auch ein Großteil der Schreibmaschinen wurden über Versandhandelsunternehmen im Westen verkauft. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Robotron Werbefoto von 1989. Im Jahre 1989 betrug die Belegschaft des Kombinates 68.000 Beschäftigte, die Zahl der Betriebe 21 und der Umsatz 12,8 Milliarden Mark der DDR. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Gudrun Kluge: Betriebsausweis Robotron. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Robotron Hauptsitz in Leipzig. Bis 2005 Sitz der Robotron Bildungs- und Beratungszentrum GmbH Leipzig Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Radeberg: ehemaliger Speisesaal des VEB Rafena Radeberg Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Ehemalige Produktionshalle des VEB Rafena Radeberg nach der Auflösung des Betriebes 1990. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger