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Erich Honecker: Die Mauer "wird auch in 100 Jahren noch bestehen"

17. Januar 2019, 10:02 Uhr

Erich Honecker prophezeit am 19. Januar 1989, dass die Mauer "in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen" wird. Es ist ein Satz, der in die Geschichte eingeht. Vor allem aber ist es ein großer Irrtum des SED-Chefs, denn keine zehn Monate später ist die Mauer bereits gefallen.

Im Berliner Staatsratsgebäude tagt am 19. Januar 1989 das "Thomas-Müntzer-Komitee". Erich Honecker hält die Festansprache. Es werden keine überraschenden Aussagen erwartet. Im Verlauf der Rede wird der SED-Chef jedoch grundsätzlich und verkündet mit trotziger Stimme:

Die Mauer wird so lange bleiben, wie die Bedingungen nicht geändert werden, die zu ihrer Errichtung geführt haben. Sie wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen, wenn die dazu vorhandenen Gründe noch nicht beseitigt sind.

Mauer rettete den Frieden

Mit dem Bau des "antifaschistischen Schutzwalls" am 13. August 1961 sei die Lage in Europa stabilisiert und der Frieden gerettet worden, führt Honecker aus. Gegenteilige Meldungen und Ansichten bezeichnet er als Heuchelei. Auch anderswo gäbe es schließlich Grenzen. Als Beispiel führt Honecker die ebenfalls bewachte Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko an.

Reaktion auf Perestroika

Honeckers Sätze sind vor allem als eine Reaktion auf Gorbatschows Politik von Glasnost und Perestroika zu verstehen. In Moskau gibt es in diesen Monaten vorsichtige Überlegungen, die DDR im Interesse eines weiteren Ausbaus der Beziehungen zum Westen preiszugeben. Das will Honecker mit allen Mitteln verhindern. Und beharrt auf der Mauer.

Zahl der Ausreiseanträge steigt sprunghaft an

Innenpolitisch wirkt sich Honeckers Prophezeiung verheerend aus. Diejenigen DDR-Bürger, die mit dem Gedanken spielen, die Republik zu verlassen, fühlen sich nun geradezu bestätigt in ihrem Vorhaben. Die Zahl der Ausreiseanträge steigt in den folgenden Wochen sprunghaft an. Es ist der Anfang vom Ende der DDR. Keine zehn Monate später ist die Mauer bereits gefallen.

(SL)

Über dieses Thema berichtete der MDR im TV in "Aktuell"13.08.2018 | 21:45 Uhr