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ChronikDas Jahr 1989 in Mittel- und Osteuropa

26. August 2009, 15:22 Uhr

Mit dem Jahr 1989 verbinden viele das Ende des 20. Jahrhunderts. Hier eine Chronik, die die wichtigsten Ereignisse des Jahres in Mittel- und Osteuropa dokumentiert.

6. Februar bis 5. April

In Warschau finden am ersten "Runden Tisch" Gespräche zwischen Vertretern der Regierung Jaruzelski (Polnische Vereinigte Arbeiterpartei) und der Opposition um die Gewerkschaft Solidarność statt. Beide Seiten einigen sich auf die Durchführung halbfreier Wahlen am 4. Juni 1989.

2. Mai

Die Volksrepublik Ungarn beginnt mit dem Abbau der Grenzbefestigungen nach Österreich.

4. Juni

Die Gewerkschaft Solidarność gewinnt die ersten halbfreien Wahlen in Polen. Die kommunistische Regierungspartei muss damit die Macht abgeben.

27. Juni

Gyula Horn, der Außenminister Ungarns, und Alois Mock, der Außenminister Österreichs, durchtrennen symbolisch den Stacheldraht am gemeinsamen Grenzzaun. Damit öffnet sich der Eiserne Vorhang.

ab Juli

Viele DDR-Bürger flüchten über Ungarn nach Österreich oder suchen Zuflucht in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ostberlin und in den bundesdeutschen Botschaften in Budapest, Prag und Warschau.

23. August

Etwa 2 Millionen Menschen bilden auf einer Länge von 600 Kilometern die "Baltische Menschenkette", die von Tallinn über Riga nach Vilnius reicht. Damit demonstrieren sie für die Unabhängigkeit Estlands, Lettlands und Litauens von der Sowjetunion.

10./11. September 1989

Ungarn lässt (ohne Absprache mit Ostberlin) alle Fluchtwilligen aus der DDR in den Westen ausreisen. Bis Ende September kommen über 25.000 Übersiedler auf diesem Weg in die Bundesrepublik.

30. September

5.500 DDR-Bürger, die sich in der völlig überfüllten Prager Botschaft befinden, erhalten die Genehmigung zur Ausreise. Sie werden ab dem 4. Oktober mit Sonderzügen der Deutschen Reichsbahn in die Bundesrepublik gebracht. Als der Zug Dresden passiert, versuchen DDR-Bürger in die Waggons zu gelangen. Es kommt zu gewaltsamen Ausschreitung zwischen Volkspolizei und Bevölkerung.

3. Oktober

Die DDR-Regierung setzt den visafreien Reiseverkehr in die Tschechoslowakei aus.

9. Oktober

Etwa 70.000 Menschen beteiligen sich in Leipzig an einer friedlichen Demonstration gegen die politischen Verhältnisse in der DDR. Sechs prominente Leipziger rufen die Bevölkerung zur Gewaltlosigkeit auf.

11. Oktober

Nach landesweiten Unruhen wird der bulgarische Staats- und Parteichef Todor Shiwkow von einer Fraktion innerhalb des Politbüros der Bulgarischen Kommunistischen Partei (BKP) gestürzt. Im Herbst kommt es zu einem "Runden Tisch" Sofia. Dort sitzt der regierenden BKP das Oppositionsbündnis "Union der demokratischen Kräfte" (UDK) gegenüber. Etwa ein halbes Jahr später wird es in Bulgarien freie Wahlen geben.

9. November

Die Berliner Mauer fällt 28 Jahre nach ihrem Bau.

16. bis 19. November

Mit großen Studentendemonstrationen in Bratislava und Prag, bei denen es einige hundert Verletzte gibt, wird die "Samtene Revolution" gegen das Regime der Tschechoslowakei eingeleitet. Am 19. Dezember wird in Tschechien das "Bürgerforum" (OF) und in der Slowakei die "Öffentlichkeit gegen Gewalt" (VPN) gegründet. Diese suchen den Dialog mit den Machthabern.

24. bis 29. November

In Prag kommt es zu Massenprotesten. Václav Havel und Alexander Dubček fordern die Führung der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei zum Rücktritt auf. Kurz darauf führt die "Samtene Revolution" zu einem landesweiten Streik. Am 29. November wird die führende Rolle der Kommunistischen Partei in der Verfassung aufgehoben.

10. Dezember

In der Tschechowslowakei wird eine neue "Regierung des nationalen Einverständnisses" unter Marián Čalfa ernannt, nachdem Anfang Dezember zwei andere neue Regierungen auf breiten Widerstand gestoßen waren.

15. Dezember

In der rumänischen Stadt Temeschwar kommt es zu Unruhen und Demonstrationen gegen den Diktator Nicolae Ceauşescu, die sich später auf das ganze Land ausweiten. Auf dem Platz vor der Oper schießen Armee und Securitate auf Demonstranten.

22. Dezember

Ceauşescu versucht aus Rumänien zu fliehen, nachdem ihm die Armee ihre Unterstützung versagt hat.

25. Dezember

Nicolae Ceauşescu wird von der Armee zusammen mit seiner Frau Elena erschossen.

28./29. Dezember

In der Tschechoslowakei wird Alexander Dubček zum Parlamentsvorsitzenden gewählt. Der Schriftsteller und Bürgerrechtler Václav Havel wird neuer Präsident.