Lexikon Auszeichnungen in der DDR
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Abzeichen | Ehrenbanner | Ehrenmal | Orden
29. Januar 2010, 15:01 Uhr
Die DDR war das Land der Abzeichen. Die Mitglieder von Parteien und Organisationen trugen sie am Revers. Die Abzeichen waren zugleich Auszeichnungen. Zu den Bekanntesten gehörte das Abzeichen "Für gutes Wissen", das von der FDJ in Bronze, Silber und Gold verliehen wurde. Die Pionierorganisation "Ernst Thälmann" belohnte mit dem Abzeichen "Für gute Arbeit in der Schule". Damit sollte die Einheit von gesellschaftlicher Arbeit und besonderen Lernerfolgen belohnt werden.
Mit Ehrenmedaillen, -nadeln und -zeichen überhäuften die verschiedenen Organisationen ihre besten Mitstreiter. Die Nationale Front hatte ihre eigene Ehrennadel, ebenso das Komitee der antifaschistischen Widerstandskämpfer, die Justiz, die Polizei, die Armee oder der Deutsche Turn- und Sportbund.
Auch Ehrenbanner gab es reichlich. Für die Pioniergruppe ebenso wie für das NVA-Regiment oder den Betrieb – sie mussten lediglich ihr Scherflein zum "Sieg des Sozialismus" beigetragen haben. Beispielsweise indem ein Plan pünktlich und in guter Qualität erfüllt wurde. Die Werktätigen nahmen die Fahne mit meist müdem Lächeln entgegen. Lieber hätten sie es gesehen, wenn sich etwas an den zum Teil katastrophalen Arbeitsbedingungen verbessert hätte. Nach der Verleihung wurde das Banner im Zimmer des Parteisekretärs, in den Räumen der Betriebsgewerkschaftsleitung oder der Kantine ausgestellt. Die Betriebszeitungen berichteten ausführlich.
Die zahlreichen Ehrenmale in den Stadtbildern dienten verschiedenen Zwecken, zumeist aber der Erinnerung an die Opfer des Faschismus. Eines der Bekanntesten erhebt sich auf dem Ettersberg, nahe dem ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald. Aber auch Ehrenmale für gefallene Sowjetsoldaten gab es reichlich. Das Größte wurde im Treptower Park in Berlin aus den Trümmern der gesprengten Reichskanzlei errichtet. An Gedenktagen, wie dem "Tag der Befreiung" am 8. Mai oder dem "Tag der Opfer des Faschismus" am 10. September, legten Funktionäre und Würdenträger dort ihre Kränze nieder. Andere Ehrenmale, wie die für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, wurden dagegen dezent hinter Büschen oder Plakatwänden versteckt.
In einer kleinen Fabrik in Markneukirchen sind die meisten Orden der DDR entstanden. Wer sie bekam, wurde ganz woanders entschieden. Der "Held der Arbeit" war streng limitiert - zehn Mal pro Jahr wurde der Orden vergeben. Und auch eine Übererfüllungsquote war festgeschrieben - 100 Prozent. Macht 20 Helden pro Jahr, bei mehreren Millionen Anwärtern. Je mehr das Land im Laufe der Jahre in der Kritik stand, desto inflationärer wurde ausgezeichnet. Am Ende waren es 562 Auszeichnungen, unterteilt in Orden, Preise, Medaillen und Ehrentitel. Einige waren mit für damalige Verhältnisse erheblichen Geldsummen verbunden.
Über dieses Thema berichtete der MDR auch in der TV-Doku "Die ausgezeichnete Republik": 05.12.2004 | 05:00 Uhr