Wiederbelebung der Kultfiguren Die Würchwitzer "Olsenbande"

05. November 2010, 08:10 Uhr

Helmut "Humus" Pöschel, Friedrich Karl Steinbach, Andreas Schaller, Hubertus Triebe und Thomas Linzner sind die "Olsenbande" aus Würchwitz in Sachsen-Anhalt. Sie drehen Amateurfilme nach dem legendären dänischen Vorbild.

Helmut "Humus" Pöschel (Buch und Regie)

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Helmut "Humus" Pöschel Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

1967 richtete sich der Biologie- und Chemielehrer Helmut Pöschel, den in Würchwitz alle nur "Humus" nennen, sein eigenes Filmstudio ein - "das kleinste Filmstudio der Welt", wie er es nennt. Waren es damals vor allem erotische oder satirische Kurzfilme, die das Dorfleben auf die Schippe nahmen, so dreht er heute seine Olsenbandenfilme. Sie sind inzwischen Kult und jede Uraufführung wird mit einem großen Fest in Würchwitz gefeiert, auch deshalb, weil immer das halbe Dorf mitspielt.

Friedrich Karl Steinbach (Egon)

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Der Würchwitzer "Egon" Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

"Ich hatte mich sehr gefreut, dass ich ausgewählt worden bin für die Rolle", sagt Friedrich Karl Steinbach, das älteste Mitglied der Würchwitzer "Olsenbande". Als Bürgermeister hatte er das Dorf durch die Wendezeit bugsiert, heute ist er Rentner und züchtet Pferde. In den Filmen spielt er Egon Olsen, den Chef der Bande. "Zu DDR Zeiten war die 'Olsenbande' ein Mythos. Und jetzt wollen die Leute das wieder sehen. Ich hab noch nie so eine Stimmung erlebt, wie an dem Tag, als wir unseren Film das erste Mal in Würchwitz zum 'Kleefest' vorgestellt haben. Das war herrlich."

Andreas Schaller (Kjeld)

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"Kjeld" alias Andreas Schaller Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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Im normalen Leben arbeitet Andreas Schaller als Schmied. Während der Drehwochen muss die Arbeit in der Schmiede schon mal liegen bleiben.

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https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/video-190672.html

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Der Schmied Andreas Schaller hatte die Filme der "Olsenbande" in seiner Jugend leidenschaftlich gern gesehen. Und so hatte "Humus" Pöschel nicht viel Mühe, ihn eines Abends beim Bier in der Dorfkneipe zu überreden, den Kjeld in seinen Filmen zu spielen. Andreas Schaller musste dann allerdings schnell feststellen, dass das Filmemachen eine harte Arbeit sein kann - oft bleibt in den Drehwochen die Arbeit in seiner Schmiede unerledigt liegen.

Hubertus Triebe (Benny)

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"Benny" aus Würchwitz Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

"Als der erste 'Olsenbanden'- Film hier im Dorf lief, waren 600 Gäste da - bei 300 Einwohnern. Und da haben wir gemerkt, dass das ankommt", erinnert sich Hubertus Triebe, jüngstes Mitglied der Würchwitzer "Olsenbande". Seit 2009 arbeitet er als Weinbauer auf seinem eigenen Gut arbeitet, zehn, zwölf Stunden jeden Tag. "Und da braucht man, um einen Ausgleich zu haben, auch ein bisschen Spaß und Humor. Und das bietet 'Humus'. Er war mein Bio- und Chemielehrer gewesen, ein strenger Lehrer, manchmal auch ein sehr ungerechter, aber als Amateurfilmer ist er eben eine Spitzenkraft. Der auch nach der Wende nicht abgestürzt ist, sondern weitergemacht hat."

Thomas Linzner (Kamera)

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Peng Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Thomas Linzner, im bürgerlichen Leben Zahnarzt, ist der Kameramann der Würchwitzer "Olsenbande". "Peng", wie Linzner von allen gerufen wird, kümmert sich aber auch um die Requisiten und Kostüme, schreibt am Drehbuch mit und ist überhaupt das organisatorische Pendant zum ungestümen "Humus". Seine Besonnenheit ist vor allem bei den Dreharbeiten gefragt, denn da "wir nie so hundertprozentig wissen, wie alles ablaufen wird", so Linzner, "ist fast alles Improvisation".