Otto Mellies
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Biografie Otto Mellies: "An einem schönen Sommermorgen"

24. März 2011, 12:11 Uhr

Über 50 Jahre wirkte der Schauspieler Otto Mellies am Deutschen Theater Berlin, war zudem in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen zu sehen. Seine Lebenserinnerungen hat er in dem Buch "An einem schönen Sommermorgen" veröffentlicht.

Bei der Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule schummelte Otto Mellies ein Jährchen auf sein tatsächliches Alter drauf und trug mannhaft seinen Text vor. Das Urteil der Kommissionsvorsitzenden, der berühmten Schauspielerin Lucie Höflich, traf ihn wie ein Donnerschlag: "Gott, ist das Bübchen süß!" Doch der erlösende Anruf kam. So begann die Schauspielerkarriere von Otto Mellies, der zu einem bedeutenden Darsteller am Deutschen Theater wurde und in vielen Filmrollen überzeugte.

Vom Pferdepfleger zum Schauspieler

Otto Mellies wurde am 19. Januar 1931 in Stolp in Pommern geboren. Ein Großteil seiner Familie kam kurz vor Kriegsende um. Er ist als 14-Jähriger gemeinsam mit seinem Bruder Eberhard Mellies, der später ebenfalls als Schauspieler arbeiten wird, auf sich allein gestellt, arbeitet u.a. als Pferdepfleger für russische Soldaten.

Mit 16 Jahren bewirbt er sich 1947 am Schweriner Theater. Bei der gestandenen Bühnen- und Filmschauspielerin Lucie Höflich erhält er zwei Jahre Schauspielunterricht. Danach arbeitet der junge Schauspieler auf verschiedenen Bühnen im Osten Deutschlands.

1956 holt Mellies der Intendant Wolfgang Langhoff ans Deutsche Theater in Berlin, dem der Schauspieler bis heute als Gast angehört. Dort wird er zum Charakterdarsteller. Er spielt den Pylades in der legendären "Iphigenie"-Inszenierung von Thomas Langhoff aus dem Jahr 1976 mit Inge Keller in der Hauptrolle. Häufig arbeitet er unter der Regie von Friedo Solter, Alexander Lang, Thomas Langhoff und Joachim Gosch. Aus seiner mehr als 55-jährigen eindrucksvollen Bühnenpräsenz ragt die Darstellung des Nathan hervor, den Friedo Solter 1987 inszeniert und der mehr als dreihundert Mal gespielt wurde.

Beliebter TV-Schauspieler

Seit Mitte der 50er-Jahre steht Otto Mellies auch vor der Kamera. Er debütiert mit einer kleinen Rolle in dem Unterhaltungsfilm "Sommerliebe" (1955) unter der Regie von Franz Barrenstein. In der Literaturverfilmung "Kabale und Liebe" (1959) von Martin Hellberg gibt er den jungen Ferdinand. In der Folge ist Otto Mellies mehrfach in Klassiker-Adaptionen und Bühnenverfilmungen zu sehen.

Prof. Schmitz (Otto Mellies) telefoniert mit dem russischen Generaloberst Burski um ihn vor einer möglichen Katastrophe im Bergwerk zu warnen. Doch Burski will nichts von der der Existenz eines unterirdischen Sees wissen, der zum Verhägnis für die Bergarbeiter werden könnte.
Otto Mellies als Professor Schmitz in dem Film "Der Uranberg". Bildrechte: MDR/Steffen Junghans

Anfang der 60er-Jahre ist der Schauspieler auch im Fernsehen der DDR präsent. Mit der Darstellung des Arztes in dem Fünfteiler "Dr. Schlüter" (1965) von Achim Hübner wird Otto Mellies über die Grenzen des Landes bekannt. Die TV-Serie ist beim Publikum überaus beliebt. Am 3. Februar 1966 erhält der Film viel Lob auf einer Tagung des Präsidialrats des Deutschen Kulturbundes, wogegen die Filme "Das Kaninchen bin ich" (1965) und "Denk bloß nicht, ich heule" (1965) kritisiert werden und gar nicht erst den Weg zum damaligen Publikum finden.

DEFA-Film wurde verboten

Auch die DEFA hat für Otto Mellies zahlreiche Aufgaben in Gegenwartsstoffen parat. In der Anna-Seghers-Verfilmung "Der Frühling braucht Zeit" (1968) von Günter Stahnke spielt er den parteilose Heinz Solter, Ingenieur eines Energieversorgungsbetriebes, dem grobe Fahrlässigkeit vorgeworfen wird. Der auf Tatsachen basierende Film wurde kurz nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED aus den Kinos genommen. Otto Mellies ist auch in dem Episodenfilm "Aus unserer Zeit" (1969) zu sehen und agiert in "Zeit zu leben" (1969) von Horst Seemann.

Ab den 70er-Jahren konzentriert sich der Schauspieler auf seine Theaterarbeit, ist nur noch selten in Hauptrollen vor der DEFA-Kamera präsent. Dafür wirkt er in zahlreichen Fernsehsendungen mit, ist wie viele seiner Kollegen in Teilen der Reihen "Polizeiruf 110" und "Der Staatsanwalt hat das Wort" zu sehen.

Lebenserinnerungen: "An einem schönen Sommermorgen"

Neben seiner umfangreichen Theaterarbeit synchronisiert Otto Mellies und arbeitet oft fürs Hörspiel. Er leiht seine wundervoll sonore Stimme unter anderem den Schauspielern Paul Newman, Christopher Lee und Sean Connery. Beim MDR spielte er zuletzt an der Seite von Rosemarie Fendel den alten Liebhaber El Zoro Dedé in "Das Hundeleben der Juanita Narboni" (2007). Seine Lebenserinnerungen hat Otto Mellies in dem Buch "An einem schönen Sommermorgen. Erinnerungen" veröffentlicht. Erschienen 2010 im Verlag Neues Leben.

Otto Mellies starb am 26. April 2020 in Zeuthen.

Buchtipp Otto Mellies: An einem schönen Sommermorgen. Erinnerungen, 256 Seiten, Verlag Neues Leben 2010
ISBN 978-3360019974