Lexikon des Alltags Nationale Front

Wahlen

16. Februar 2010, 12:13 Uhr

Nationale Front

Nach der Gründung der DDR wurden im Oktober 1949 alle zugelassenen Parteien und Massenorganisationen in der so genannten Nationalen Front vereinigt, einem "Bündnis aller patriotischen Kräfte unter der Führung der geeinten Arbeiterklasse und ihrer revolutionären Partei. Im Klartext hieß dies die vollständige Gleichschaltung aller Parteien und Massenoranisationen.Höchstes Organ der Nationalen Front war der Kongress, der den Nationalrat der Nationalen Front und dessen Präsidenten wählte.

Träger der Wahlen

Großes Ziel der SED war die Sicherung des eigenen Machtanspruches. In dieser Hinsicht fungierte die Nationale Front als Bindeglied zwischen Staat und Gesellschaft. Vor allem trat das Bündnis im Zusammenhang mit den Wahlen in Erscheinung: die Nationale Front war Träger der Wahlen. Dabei war sie für die Vorstellung der Wahlbewerber, die Unterbreitung der Kandidatenvorschläge auf Einheitslisten sowie das zu verkündende Wahlprogramm verantwortlich.

Die eigentliche Durchführung der Wahlen lag in Händen der Zentralen Wahlkommission des Staatsrates. Zähe Verhandlungen über die Aufstellung der Einheitslisten gab es lediglich bei den ersten Wahlen der Volksvertretungen der DDR.

Geheime und freie Wahlen gab es nicht. Die Stimmzettel für die Volkskammerwahlen bis hin zu den Kommunalwahlen waren Einheitslisten, auf denen alle Kandidaten standen. Eine Veränderung der Stimmzettel war nicht vorgesehen. Sie sollten unverändert und offen in die Urnen geworfen werden. Meist wurden die realen Wahlergebnisse gefälscht, damit 99 Prozent der Ja-Stimmen für die Liste herauskamen.

DDR-Wahlergebnisse

1981: Volkskammerwahlen 99,86 % Ja-Stimmen für die Liste 1984: Kommunalwahlen 99,88 % 1986: Volkskammerwahlen 99,94 % 1989: Kommunalwahlen 98,85 %

Arbeitseinsatz unter der Nationalen Front

Im Allgemeinen bemühte sich die Nationale Front um die Mobilisierung gesellschaftlicher Aktivitäten, um eine möglichst breite Zustimmung zur Politik der Partei- und Staatsführung zu erreichen.

Im Alltagsleben der DDR-Bürger spielte die Nationale Front eine gewisse Rolle: In Hausgemeinschaften und bei der gemeinschaftlichen Lösung der Probleme des Zusammenlebens war sie ebenso zugegen wie an den Kampagnen zur Verbesserung der Lebensverältnisse. Eine der größten Aktionen der Nationalen Front war die Bürgerbewegung "Schöner unsere Städte und Gemeinden - Mach mit!"

Die Bürger sollten unentgeltlich und in ihrer Freizeit Stiefmütterchen im Stadtpark pflanzen, Buswartehäuschen streichen oder verwahrloste Fassaden verschönern. Es fehlte nicht am Willen der Bürger, sondern am Material und Arbeitsmitteln. So wurde die Aktion schließlich klammheimlich eingestellt.

Mitglieder der Nationalen Front waren... SED, DBD, CDU, LDPD, NDPD, FDGB, FDJ, DFD, KB, VdgB, DSF, das Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer, die Volkssolidarität, PO, der Schriftstellerverband der DDR, Domowina, GST, URANIA, der Friedensrat der DDR, VKSK, der Verband der Konsumgenossenschaften der DDR, DTSB, das Solidaritätskomitee der DDR, DRK, KdT, das DDR-Komitee für Menschenrechte, der Blinden- und Sehschwachenverband, der Gehörlosen- und Schwerhörigenverband, der Verband der Theaterschaffenden, der Verband bildender Künstler, die Vereinigung der Juristen, der Verband der Jüdischen Gemeinden, die Liga für Völkerfreundschaft und die für die Vereinten Nationen, der Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler, der Verband der Film- und Fernsehschaffenden, der Bund der Architekten, der Verband der Journalisten und der Zentrale Ausschuss für Jugendweihe.