Legendäre Spiele Deutsch-deutsche Begegnungen im Europapokal

17. Mai 2011, 10:37 Uhr

Zu deutsch-deutschen Fußballduellen kam es zumeist in den diversen Europapokalserien. Wurde eine solche Paarung ausgelost, so war Hochspannung garantiert. Einige dieser Begegnungen sind legendär geworden.

Wismut Aue, Kaiserslautern und das "Jahrhunderttor" (1956)

Der 6. Oktober 1956 ist in doppelter Hinsicht ein denkwürdiger Tag des deutschen Fußballs: Erstmals nach der Gründung beider deutscher Staaten durfte eine westdeutsche Mannschaft ein "Gastspiel" in der DDR bestreiten. Gegner war der DDR-Meister Wismut Aue, der zu dieser Zeit aus politischen Gründen als SC Wismut Karl-Marx-Stadt antrat. Als um 15:45 Uhr bei regnerischem Wetter zum Spiel angepfiffen wurde, füllten insgesamt 120.000 fußballverrückte Zuschauer das weite Rund des Zentralstadions. In der Kaiserslauterner Mannschaft mit fünf "Helden von Bern", also Weltmeistern von 1954, spielte auch Fritz Walter mit. Die "roten Teufel vom Betzenberg" gewannen am Ende mit 5:3, aber alle sprachen nach dem Spiel nur von einem Tor. Fritz Walter erzielte es mit der Hacke über den Kopf schießend, ein wahres "Jahrhunderttor". Noch bis nach Mitternacht jubelten mehrere tausend DDR-Fans der Walter-Truppe zu vor dem Astoria-Hotel in der Nähe des Bahnhofs zu. Dass dieses Traumtor dennoch nicht die große internationale Anerkennung fand, die es verdient hätte, ist einzig dem Umstand zu schulden, dass es keine Filmaufnahmen dieses Spektakels gibt. Nur ein paar Fotos haben das Jahrhunderttor eingefangen.

1.FC Magdeburg gegen Schalke 04 (1977)

In der zweiten Runde des UEFA Pokals 1977 traf die Mannschaft von Trainer Klaus Urbanczyk auf Schalke 04. Das Hinspiel vor heimischem Publikum (36.000 Zuschauer) im Ernst-Grube-Stadion entschieden die Bördestädter mit 4:2 (2:0) für sich. Allein drei Tore erzielte der überragende Jürgen Sparwasser. Beim Rückspiel im Gelsenkirchener Parkstadion konnten die DDR-Fußballer vor 71.000 Zuschauern noch einmal einen grandiosen Sieg mit 1:3 Toren erzielen. Zwei Treffer gingen diesmal auf das Konto von Jürgen Pommerenke. Magdeburg war eine Runde weiter, scheiterte dann aber im Viertelfinale am späteren Pokalsieger PSV Eindhoven. Immerhin ist Magdeburg die einzige Mannschaft, die Schalke jemals in einem Europapokalspiel eine Heimniederlage beigebracht hat.

Dynamo Dresden gegen den FC Bayern München (1973)

Kommentatoren sprachen vom "Klassenkampf auf dem grünen Rasen", als klar war, dass Dynamo Dresden im Achtelfinale des Europapokals der Landesmeister 1973 auf Bayern München treffen würde. Es war das erste Aufeinandertreffen zweier deutscher Mannschaften in diesem Wettbewerb. Die Stasi bereitete sich auf die beiden Spiele minutiös vor, legte eine "Aktion Vorstoß" an, in der alles genau geplant war: die Überwachung der Trainer, der Spieler, die Auswahl der Fußballfans, die ins Dresdner Stadion durften. Erst recht an die 1.000 "Fans", die mit dem Bus zum Rückspiel in die bayerische Landeshauptstadt reisen durften, war gedacht worden. Die Bayern reisten entgegen der Pokalregeln erst am eigentlichen Spieltag in Dresden an. Ihr fadenscheiniges Argument: Man müsse sich erst wegen des Höhenunterschiedes (106 Meter über dem Meeresspiegel in Dresden, 500 Meter in München) akklimatisieren. In Wirklichkeit fürchteten sie "verwanzte" Zimmer und "schlechtes" Essen. Das Spiel in München hatten die Bayern denkbar knapp mit 4:3 gewonnen.

BFC Dynamo gegen Werder Bremen (1988)

Am 6. September 1988 fuhr die Mannschaft von Werder Bremen zum Europapokalspiel gegen DDR-Meister BFC Dynamo nach Ost-Berlin. Am Ende reisten sie mit einer 0:3 Niederlage nach Hause, der höchsten eines Westclubs gegen einen DDR-Verein in der Pokalgeschichte. Die Berliner wähnten sich bereits auf der Siegerstraße, als sie zum Rückspiel nach Bremen aufbrachen. Aber die Hansestädter hatten einige Überraschungen für sie bereit. Vor 23.000 Zuschauern im Weserstadion warfen sie die Dynamos mit 5:0 aus dem Wettbewerb.