Olympia-Doku "Wir gegen uns" Teil 3: Die deutsch-deutsche Medaillenjagd

22. August 2013, 16:02 Uhr

Nach der olympischen Schlappe 1972 in München bekamen die Sportfachverbände im Westen so viel Geld wie nie zuvor. In Montreal sollte das BRD-Team die DDR-Mannschaft in Form von Medaillen in die Schranken weisen. Auswahl und Vorbereitung der West-Athleten glichen in ihrer Schärfe und Strenge sogar den Ost-Kriterien.

Bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 hatte die Bundesrepublik Deutschland nur ein Ziel: Das "Sportwunderland DDR" sollte besiegt werden. Während die BRD bei den Spielen in München "nur" 40 Medaillen erkämpfte, erschien die DDR mit 66 Plaketten übermächtig. "Noch keine Olympiamannschaft der Bundesrepublik ist besser vorbereitet worden als die für Montreal", erklärte NOK-Chef Willi Daume zum Jahreswechsel 1975/76. 40 Medaillen in Montreal waren das Ziel.

BRD-Team enttäuscht erneut

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Doch trotz einer Annäherung des Westens an das Sportförder- und Planungssystem der DDR, wie z.B. durch die Schaffung von Leistungszentren oder Planstellen für Sportsoldaten bei  der Bundeswehr, wird das Ziel verpasst: Nur 39 Medaillen für die Bundesrepublik in Montreal, davon zehn Goldene, sind eine Enttäuschung für alle Beteiligten. Einer der wenigen Lichtblicke aus bundesdeutscher Sicht in Kanada ist Gregor Braun. Der damals erst 21-jährige Bahnradfahrer aus der Pfalz raste bei seinem Olympiadebüt in der Einer- und Mannschaftsverfolgung sensationell zu zweimal Gold! Für Braun wurde sein Olympiastart zum Sprungbrett einer erfolgreichen Profikarriere.

Goldflut für DDR-Mannschaft

Genauso überraschend wie Brauns Erfolge war auf der anderen Seite der Triumph des Armeesportlers Udo Beyer. Eigentlich sollte der 1,94 m große und 130 kg schwere DDR-Kugelstoßer bei seinen ersten Spielen nur Erfahrungen sammeln. Doch sein Stoß auf 21,06 m wurde von keinem anderen Athleten übertroffen und veränderte sein Leben. "Ging ich in Montreal als Außenseiter an den Start, war ich ab diesem Moment der Olympiasieger. Und den wollten alle schlagen!" Doch nicht nur für Beyer ertönte die DDR-Hymne. Insgesamt 40 Mal standen Sportler aus dem kleinen "Arbeiter- und Bauernstaat" ganz oben auf dem Podest, darunter auch die erst 18-jährige Marlies Oelsner (später Göhr) aus Thüringen, die mit der 4x100-Meter-Staffel der DDR das Quartett aus der Bundesrepublik schlug. Durch die kaum erwartete Goldflut verwies die DDR erstmals die USA in der Nationenwertung auf Rang drei.

Udo Beyer, Olympiasieger im Kugelstoßen 1 min
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