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Zum Ende des Uranbergbaus der Wismut verschließen Kumpel einen Stollen des Werkes in Dresden Gittersee. Bildrechte: imago/Ulrich Hässler

Lungenkrebs bleibt größte KrankheitsgruppeMehr als eine Milliarde Euro Entschädigung für Wismut-Kumpel

31. Juli 2021, 05:00 Uhr

Für Entschädigung und für Vorsorge- und Therapieprogramme hat die Berufsgenossenschaft insgesamt seit 1991 nach eigenen Angaben 1,1 Milliarden Euro an die ehemaligen Bergleute und deren Familien gezahlt. Aber auch 30 Jahre nach Ende des Uranbergbaus fordern damalige Wismutkumpel weitere Entschädigung für Berufskrankheiten.

von Rainer Erices

Auch 30 Jahre nach dem Ende des Uranbergbaus der Wismut fordern einstige Bergleute weiter Entschädigung für Berufskrankheiten. Nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks gingen bei der zuständigen Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) von 1991 bis Juni 2021 rund 22.000 Verdachtsmeldungen ein. In gut 7.900 Fällen wurde eine Berufskrankheit anerkannt und bei über 5.300 Personen mit einer Rente entschädigt.

In den Bergparaden pflegen die Bergleute stolz ihre Tradition. Doch die Arbeit unter Tage hat viele von ihnen krank gemacht. Bildrechte: imago/Müller-Stauffenberg

Häufigste Erkrankungen: Lungenkrebs und Silikose

Den größten Anteil dabei hatten Krankheiten durch ionisierende Strahlen. Hier wurden 11.400 Verdachtsfälle gemeldet. 4.200 davon wurden als Krankheit anerkannt. In den meisten Fällen (90 Prozent) handelte es sich dabei um Lungenkrebs. Die zweite große Krankheitsgruppe waren Quarzstaub-Lungen, sogenannte Silikosen. 5.200 Verdachtsfälle wurden angezeigt, rund 3.000 als Berufskrankheit anerkannt. Als anerkannte Berufskrankheiten der Wismut gelten daneben Lärm- oder Wirbelsäulenschäden sowie Lungenkrankheiten durch Asbeststaub.

1,1 Milliarden Euro Entschädigung

Für Entschädigung und für Vorsorge- und Therapieprogramme hat die Berufsgenossenschaft insgesamt seit 1991 nach eigenen Angaben 1,1 Milliarden Euro an die einstigen Kumpel und deren Familien gezahlt. Allein im vergangenen Jahr betrug die Summe rund 18 Millionen Euro.

Jüngste Forschungen der Bundesanstalt für Strahlenschutz zu rund 60.000 ehemaligen Wismut-Beschäftigten bestätigen das vergleichsweise hohe Risiko für Lungenkrebs nach Radonbelastung. Die leitende Forscherin Michaela Kreuzer sagte dem Geschichtsmagazin MDR-Zeitreise, daneben hätten die Kumpel auch vermehrt unter anderen Krebsarten an Leber, Magen oder des Blutes gelitten. Unklar sei hier jedoch, inwieweit es sich tatsächlich um Berufskrankheiten handele oder um Risiken einer ungesunden Lebensweise der Kumpel. Außerdem würden die Forscher untersuchen, ob weitere Krebsarten mit der hohen Radonbelastung in Zusammenhang stehen. Im Verdacht haben die Forscher Tumorarten der Atemwege und Leukämie. Die Forschungen hierzu laufen weiter.