Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio

Geschichte

DDRNS-ZeitZeitgeschichteMitteldeutschlandWissen

Kultmärchen im TVDrei Haselnüsse für Aschenbrödel: Was aus den Schauspielern geworden ist?

15. November 2023, 15:31 Uhr

"Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht ...", viele können Aschenbrödels Rätsel mitsprechen. Der Märchenfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ist seit Jahren Kult. Viele der Darsteller daraus verdanken dieser Produktion ihre große Beliebtheit. Und erstaunlich viele von ihnen hatten Pech in ihrem Leben.

Bildrechte: MDR/DEGETO

Libuše Šafránková: das Aschenbrödel

"Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht. Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht. Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht, mein holder Herr!" – Des Rätsels Lösung? Klar, das Aschenbrödel! Gespielt von der damals 19-jährigen Libuše Šafránková.

Lange hatte Regisseur Václav Vorlíček nach der Hauptdarstellerin für seine Märchenverfilmung gesucht. Dann fiel ihm Libuše Šafránková ein – sie hatte 1971 in der Verfilmung des tschechischen Literaturklassikers "Babička" mitgespielt, ihre erste Rolle überhaupt. Vorlíček schickte ihr das Drehbuch und die junge Schauspielerin war begeistert von der Rolle des Aschenbrödels – ein junges Mädchen, das reiten, schießen und klettern konnte wie ein Junge und das mit dem König samt seiner Kumpanen Katz und Maus spielt. Libuše Šafránková gewann das Casting, verzauberte mit ihrer Anmut und Grazie die gesamte Filmcrew und wurde schließlich zur Traumprinzessin etlicher Generationen.

Nach der Rolle des Aschenbrödels kam ihre Karriere richtig in Fahrt. Interessanterweise wurde sie in den Folgejahren noch mehrmals als Prinzessin in anderen Filmen besetzt: "Die kleine Meerjungfrau" (1976), "Prinz und Abendstern" (1979), "Der dritte Prinz" (1982) und "Der Salzprinz" (1983). Anfang der 1990er-Jahre zog sie sich mit ihrem Ehemann, dem Schauspieler Josef Abrhám, von der Bühne und aus der Öffentlichkeit zurück. 2014 wurde bei ihr Lungenkrebs diagnostiziert. Bei einer anschließenden OP verlor sie ein Fünftel der Lunge. Am 9. Juni 2021 starb die Schauspielerin.

Bildrechte: MDR/DEGETO

Pavel Trávníček: der Prinz

Die Rolle des Prinzen machte den damals 23-jährigen Pavel Trávníček, der eigentlich Musik studiert hatte, über Nacht berühmt. Zuvor hatte er lediglich als Laie in einem kleinen Studentenfilm mitgewirkt. Den allerdings hatte der "Aschenbrödel"-Regisseur Václav Vorlíček gesehen und sich Trávníček für die Rolle des Prinzen vorgemerkt.

Es gab allerdings zwei Probleme: Trávníček konnte nicht reiten und sprach dazu noch Dialekt. Das Reiten konnte er zwar erlernen, den Dialekt aber nicht ablegen. Am Ende wurde Trávníček auch in der tschechischen Fassung synchronisiert. Auch er wurde in den Folgejahren in Märchenfilmrollen besetzt. In "Der dritte Prinz" spielte er 1982 sogar erneut an der Seite von Libuše Šafránková. Seine Probleme mit dem Dialekt konnte er später offenbar überwinden, denn er war auch als Synchronsprecher tätig und lieh seine Stimme unter anderem Alain Delon.

Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Rolf Hoppe: der König

Rolf Hoppe war Anfang der 1970er-Jahre bei der DEFA auf die Bösewichter abonniert. Regisseur Václav Vorlíček aber gefielen Hoppes blaue Augen und seine markante kehlige Stimme. Und so besetzte er ihn kurzerhand als König. Und Hoppe hat sich gefreut, "weil es ein liebenswürdiger Vater ist, ein Papa".

An seinen König im "Aschenbrödel" erinnerte sich Rolf Hoppe, der in den 1980er-Jahren eine Weltkarriere machte, auch später noch gern: "Für mich war es schön, dass ich für Kinder spielen durfte. Und werde auch heute noch oft begrüßt als König." Rolf Hoppe starb 2018 in seiner Heimatstadt Dresden.

Bildrechte: MDR/DEGETO

Karin Lesch: die Königin

Rolf Hoppe hatte sich seine Filmgemahlin, die Königin, selbst aussuchen dürfen. Schön, intelligent und liebenswürdig sollte sie sein. "Und da habe ich die von mir hochverehrte Karin Lesch mitgebracht." Die 1935 in Zürich geborene Karin Lesch (ganz rechts im Bild) war mit ihrer Mutter, einer überzeugten Kommunistin, 1951 aus der Bundesrepublik in die DDR übergesiedelt. In den 1950er und 1960er Jahren hatte sie in einigen Märchenfilmen der DEFA mitgewirkt, vor allem spielte sie aber am Theater.

Nach ihrem Auftritt in "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" spielte Karin Lesch noch 1974 in einem Film, danach verliert sich ihre Spur. Bekannt ist lediglich, dass sie mit dem Regisseur und späteren DEFA-Generaldirektor Hans-Dieter Mäde verheiratet war und sehr zurückgezogen in der Nähe von Berlin lebt. 2013 gab sie dem "Tagblatt der Stadt Zürich" ein kurzes Interview. Gefragt nach ihren Erinnerungen an "Aschenbrödel", sagte sie: "Der Film beschwört – ohne Zeigefinger – die Solidarität der Anständigen. Und nicht zuletzt ist in ihm Humor allgegenwärtig."

Bildrechte: MDR/DEGETO

Daniela Hlaváčová: Aschenbrödels Stiefschwester

Daniela "Dana" Hlaváčová (im Bild links vorne), Aschenbrödels pummelige und garstige Stiefschwester, war während der Dreharbeiten im sechsten Monat schwanger. Auf die Rolle war sie bestens vorbereitet, denn schon 1969 hatte sie dieselbe Figur in einer Schwarz-Weiß-Fassung von "Aschenbrödel" im Tschechoslowakischen Fernsehen verkörpert. Dennoch war Regisseur Václav Vorlíček beeindruckt, dass sie die Rolle nur wenig später erneut annahm. "Bei der Hlaváčová faszinierte mich, dass sie eine Rolle annahm, die im Drehbuch ausdrücklich als hässlich beschrieben wurde. Solche Schauspielerinnen sind rar", erinnerte sich Vorlíček.

Vom Set seiner Märchenproduktion erinnert sich Hlaváčová vor allem an die Kälte: "Bis heute wundere ich mich, dass wir nicht erfroren sind. Bei einer Aufnahme hatte Libuše Šafránková rote Hände - das war nicht künstlich, es war Wirklichkeit!" Ihre schwierigste Szene war diejenige, in der sie mit ihrer Kutsche in einen Teich rutscht. Den Sturz selbst übernahmen zwar Stuntmen, ins Wasser musste die damals hochschwangere Hlaváčová aber doch für die Nahaufnahmen steigen. Immerhin hatte man ein Podest errichtet, so dass sie nur mit den Füßen im eisig kalten Wasser stehen musste: "Ich stand 15 cm über dem Wasser, alle hatten aber trotzdem Angst, dass mir was passiert – in meinem Zustand. Der Winter war grässlich!"

Anders als im Film, wo sie von ihrer Mutter am laufenden Band verwöhnt wird, stand Daniela Hlaváčová im echten Leben übrigens immer im Schatten ihrer älteren, berühmteren Schwester Jana, die ebenfalls Schauspielerin war.

Bildrechte: MDR/DEGETO

Carola Braunbock: Aschenbrödels Stiefmutter

Ihre Darstellung der "bösen Stiefmutter" ist sicherlich eine Sternstunde in der Karriere der Schauspielerin Carola Braunbock (rechts im Bild). 1924 in Böhmen geboren, spielte Carola Braunbock seit Anfang der 1950er-Jahre unter den Regisseuren Wolfgang Staudte, Konrad Wolf oder Kurt Maetzig an der Seite von Manfred Krug, Hilmar Thate, Ekkehard Schall oder Ruth-Maria Kubitschek in etlichen DEFA-Produktionen.

Braunbocks tschechische Herkunft war am Set allerdings nicht bekannt. Als sie in den letzten Tagen der "Aschenbrödel"-Dreharbeiten plötzlich anfing, Tschechisch zu sprechen, erschrak Regisseur Václav Vorlíček: "Ich weiß nicht, was sie alles mitbekommen hat, wenn die Maskenbildnerinnen zueinander sagten: 'Kämm doch mal die Olle'. Aber ich glaube nicht, dass so etwas fallen gelassen wurde. Es ist zumindest kein Fauxpas passiert." Warum sie ihre Herkunft verschwieg, habe Braunbock aber nie erklärt, so Vorlíček. Die Schauspielerin starb 1978 in Berlin im Alter von nur 54 Jahren.

Bildrechte: MDR/DEGETO

Vladimír Menšík: Knecht Vinzek

Vladimír Menšík, der den Knecht Vinzek verkörpert, war einer der großen tschechischen Schauspieler und Komödianten. Er soll auch einer der Lieblingsdarsteller des "Aschenbrödel"-Regisseurs Václav Vorlíček gewesen sein. Menšík spielte in zahllosen Filmen mit, etwa in "Die Frau hinterm Ladentisch", "Das Krankenhaus am Rande der Stadt", "Das Mädchen auf dem Besenstiel", "Pan Tau" oder in Miloš Formans "Die Liebe einer Blondine". Vladimír Menšík starb 1988, keine 59 Jahre alt im tschechischen Brünn. Seit frühster Jugend litt er unter schwerem Asthma - wegen der Krankheit musste er schon ab Mitte der 1980er Jahre seine Engagements einschränken, weil ihm das bloße Sprechen oft schwer fiel.

Bildrechte: MDR/DEGETO

Vítězslav Jandák und Jaroslav Drbohlav: Begleiter des Prinzen

Der 1947 in Prag geborene Vítězslav Jandák (links im lila Gewand) zweifelte stets daran, ob er überhaupt ein richtiger Schauspieler sei, unter anderem deswegen, weil er sich keine Texte merken konnte. Diesbezüglich muss ihm seine Rolle als Begleiter des Prinzen gut gefallen haben - hatte sein "Kamil" im Ganzen doch nicht mehr als fünf zusammenhängende Sätze zu sagen, ansonsten waren eher Jandáks pantomimischen Fähigkeiten bei den Dreharbeiten gefragt. Reiten hatte er allerdings vorher noch lernen müssen.

Jaroslav Drbohlav (rechts im Bild), gleich alt wie Jandák, spielte den anderen Begleiter des Prinzen: Vítek. Schon als Kind wirkte er in einigen Filmen mit. Nach einem Schauspielstudium in Prag setzte er die Karriere fort, spielte unter anderem am Nationaltheater und übernahm etwa 30 Filmrollen, darunter auch einige Hauptrollen. Er galt als einer der talentiertesten Schauspieler seiner Generation, man sagte ihm eine große Zukunft voraus. Doch er erkrankte an einer schweren Form von Diabetes mellitus, verlor allmählich Augenlicht und musste seine Karriere weitgehend aufgeben. 1985 starb er mit nur 38 Jahren an Leberversagen.

Sendetermine 2023

  • 3. Dezember 2023, 15:00 Uhr im Ersten
  • 10. Dezember 2023, 12:35 Uhr im hr
  • 10. Dezember 2023, 14:00 Uhr im RBB
  • 10. Dezember 2023, 14:35 Uhr im SR Fernsehen
  • 10. Dezember 2023, 15:35 Uhr SWR
  • 16. Dezember 2023, 14:40 Uhr im NDR
  • 17. Dezember 2023, 15:50 Uhr im MDR
  • 24. Dezember 2023, 13:15 Uhr im Ersten
  • 24. Dezember 2023, 15:15 Uhr im NDR
  • 24. Dezember 2023, 20:15 Uhr im WDR
  • 25. Dezember 2023, 9:40 Uhr im Ersten
  • 25. Dezember 2023, 16:40 Uhr im MDR
  • 25. Dezember 2023, 23:00 Uhr im SWR
  • 26. Dezember 2023, 16:35 Uhr im RBB
  • 31. Dezember 2023, 12:00 Uhr bei KiKa
  • 31. Dezember 2023, 20:15 Uhr bei hr
  • 6. Januar 2024, 11:15 Uhr im BR

Dieser Artikel wurde 2020 erstmals veröffentlicht.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Drei Haselnüsse für Aschenbrödel | 04. Dezember 2022 | 16:35 Uhr