Themenkomplex Schlüsselereignisse in der deutsch-deutschen Geschichte

18. November 2019, 16:03 Uhr

War die DDR eine vernachlässigbare Episode deutscher Geschichte, zumal ihr der Beigeschmack der zweiten deutschen Diktatur und des Misserfolgs anhaften? Oder anders: Lässt sich die Bundesrepublik ohne die DDR erklären?

Beide deutsche Staaten waren seit 1949 in der Mitte Europas, auf der Grenzlinie zweier widerstreitender Weltsysteme, angesiedelt. Ihre Bewohner hatten die gleiche Sprache, gleiche Kulturerfahrungen, die gleiche historische Last des "Dritten Reiches" zu schultern und beide konkurrierten um den "besseren deutschen" Zukunftsentwurf. Beide waren nicht frei in ihren Entscheidungen, sondern abhängig von der weltpolitischen Entwicklung und den Vorgaben ihrer jeweiligen Besatzungsmächte. Ihre Entwicklung verlief asymmetrisch, aber, durch räumliche, kulturelle und historisch-politische Faktoren bestimmt, immer auf das Engste miteinander verflochten.

So bildeten sich im Netz der geschichtlichen Entwicklungen Knotenpunkte, an denen Alternativen zur Wahl standen, Wege sich trennten oder wiedervereinten.

Bei der Beschäftigung mit historischen Prozessen sind solche Knotenpunkte wichtige Orientierungsmarken, die helfen, die Vielzahl hoch spannender Einzelphänomene zu sortieren, zu wichten und deren gegenseitige Durchdringung und Bedingtheit zu erkennen und zu verstehen. Die Akteure erleben aktuell die Ereignisse, erst Geschichte erfasst die Bedeutsamkeit einzelner Phänomene als Schaltstellen. Die einzelnen Episoden, Erlebnisse und Ereignisse aus dem Leben der Personen, von denen das vielfältige Quellenmaterial erzählt, verlangen nach Strukturierung, Einordnung, Verallgemeinerung, damit man sie verarbeiten kann. Die Hervorhebung der Knotenpunkte soll dabei helfen. Die fachkundige Auseinandersetzung mit den vorgeschlagenen Materialien wird hoffentlich bei der Umsetzung anregend und unterstützend wirken.