Einführung ins Thema Die Universität im Dienst des Sozialismus

03. April 2020, 12:17 Uhr

Die Universität sollte in der DDR der Erziehung der Jugendlichen zur "sozialistischen Persönlichkeit" im Sinne des SED-Regimes dienen. Politische Zuverlässigkeit war ein wichtiges Kriterium für die Zulassung zur EOS, zu Hochschulen und Universitäten. Der Marxismus-Leninismus war die Grundlage wissenschaftlicher Betätigung, was sich vor allem in den Geisteswissenschaften auswirkte.

Die Zulassung zum Studium war reglementiert. Das Auswahlverfahren orientierte sich an Bedarf, Leistung und erwünschter sozialer Zusammensetzung der Studierenden. Während bis Anfang der 60er-Jahre Arbeiterkinder bevorzugt studieren durften, ging ihr Anteil in der Folgezeit zurück. Studierende kamen danach verstärkt aus der intellektuellen Elite.

Folgenreiche Verpflichtungen

Wenn ein Student immatrikuliert wurde, musste er sich dazu verpflichten, die Forderungen der "sozialistischen Gesellschaft" zu erfüllen, für ausgezeichnete Studienergebnisse zu kämpfen, aktiv an der militärischen Ausbildung oder an der Ausbildung in der Zivilverteidigung teilzunehmen und danach mindestens für drei Jahre ein Arbeitsverhältnis entsprechend den gesellschaftlichen Erfordernissen aufzunehmen. Nach dem Mauerbau wurden die wissenschaftlichen Kontakte zum nicht-sozialistischen Ausland erschwert, so dass der internationale wissenschaftliche Austausch stagnierte und die Universitäten und Hochschulen allmählich zu Bastionen des SED-Regimes wurden.

Paulinerkirche muss Universität weichen

Der rigorose Ideologiebezug wurde auch deutlich bei der Sprengung der alten gotischen Universitätskirche in Leipzig, der Paulinerkirche, am 3. Mai 1968. Die Kirche galt als Relikt eines "feudalen Zeitalters", das der neuen "fortschrittlichen", "sozialistischen" Zeit weichen musste und das an der nach Karl Marx benannten Universität keinen Platz mehr haben sollte.

Ein weiteres Beispiel für die Kultur- und Hochschulpolitik der DDR stellt der Umgang mit dem Literaturwissenschaftler Hans Mayer dar. Obwohl dieser bedeutende Gelehrte nach dem Exil im Jahre 1948 in die SBZ übersiedelte, um den Aufbau des Sozialismus im östlichen Teil Deutschlands zu unterstützen, bekam er ab 1956 immer mehr Schwierigkeiten mit dem SED-Regime, weil er Autoren wie Franz Kafka, James Joyce und Marcel Proust erforschte, die in der DDR als "bürgerlich-dekadent" verurteilt wurden. Aufgrund zunehmender Repressalien kehrte Mayer wie sein Vorbild Ernst Bloch 1963 der DDR den Rücken und übernahm zunächst einen Lehrstuhl in Hannover, dann in Tübingen.

Trotz der ideologischen Vorgaben war die Universitätsausbildung, gerade in Naturwissenschaften und Technik, von durchweg hohem Niveau. Eine sehr günstige Relation zwischen Studierenden und Dozenten führte dazu, dass es  nur wenige Studienabbrecher gab.