Unterthema Literatur Lehrerinformation zum Thema

10. September 2019, 09:52 Uhr

Am Beispiel der Literatur können unterschiedlichste Ebenen erfahrbar und verdeutlicht werden. Jugendliche haben natürlich sehr heterogene – und manchmal nur reduzierte – Zugänge zu Literatur bzw. Ganzschriften. Umso spannender kann der Versuch sein, hier Wert und Funktion des Lesens unter den Bedingungen einer Diktatur bzw. "realsozialistischen Gesellschaft" zu untersuchen!

Die Videos bieten dabei unterschiedliche Anknüpfungspunkte. Je nach Lerngruppe kann gezielt ein bestimmter Ansatzpunkt gewählt werden, z.B.

  • Erwünschte und unerwünschte oder gar gefährliche Literatur – Hintergründe zum Literaturkanon der DDR und zu verdrängten oder verbotenen Werken (vgl. Video 1 & 4). Siehe Material 2 & 3, Brecht 1953 und ein "Offener Brief" 1979.
  • "Die Schere im Kopf" – wie Schriftsteller in der DDR überlebten oder Karriere machten (vgl. besonders Video 4). Siehe Material 1, Kunze-Gedicht.
  • Literatur als "Ersatzmittel" bzw. "Tor zur Welt" – am Beispiel der Leipziger Buchmesse (vgl. Video 2 & 3).
  • "Leseland DDR" – literarische Breitenkultur als Folge permanenter Abriegelung und kulturell-medialer Magerkost?

In Zusammenarbeit mit Deutsch-Kollegen könnte auch eine Vertiefung durch Lesen einer Ganzschrift erfolgen. In der Sekundarstufe I  könnte z.B.  "Blauvogel" von Anna Jürgen gelesen werden. (Anna Jürgen war keine DDR-Bürgerin, ihr Indianerbuch bekam jedoch 1950 einen DDR-Literaturpreis und wurde propagiert sowie von der DEFA verfilmt.) Für die Sekundarstufe II bieten sich Werke von Kunze, Christa Wolf, Heym, Loest u.a. an.

Neben der literarischen Analyse würde dann über den Geschichtsunterricht die historisch-gesellschaftliche Einordnung erfolgen. In jedem Fall sollten bei den Videos zunächst die Erfahrungen und Voreinstellungen der Schüler einbezogen werden, diese werden aber vermutlich bei Konfrontation mit den Quellen fast automatisch auftreten. Aus diesem persönlichen Bezug heraus kann dann sukzessive die historische Einordnung bzw. Dekonstruktion erfolgen.

Neben den üblichen Lern- und Arbeitsformen (Gruppenarbeit, Partnerrecherche, Stationenlernen etc.) könnten auch eigenständige Anschlussaufträge (z.B. Untersuchung zu einem in der DDR entstandenen Buch) und Referate entwickelt werden. Bei einer etwaigen Unterrichtseinheit sollte in jedem Fall eine abschließende Sammlung (Plenum, Phase der Sicherung) eingeplant werden.