Ein Blick in die Zeit Die DDR förderte den Leistungssport

09. März 2020, 14:53 Uhr

Der Wettlauf der Systeme verlief für die DDR in vielen Bereichen enttäuschend. Im Sport sah dies anders aus – mit höchster und gezielter Anschubhilfe durch den Staat!

1969 beschloss das Sekretariat des ZK der SED eine "Grundlinie der Entwicklung des Leistungssports in der DDR bis 1980" (siehe Großbölting 2008, S. 274). Hinter diesem sperrigen Titel verbarg sich ein bald erfolgreiches Programm der intensiven und gezielten Pflege bestimmter Sportarten, in denen auf internationaler Ebene Erfolge möglich waren. Die Disziplinen mit aufgefächerten Einzelsparten (z.B. Rudern, Schwimmen, Leichtathletik) wurden fortan stark gefördert, Massen- und Mannschaftssportarten (z.B. Fußball) wurden demgegenüber nachrangig.

Internationale Kontakte jenseits der Mauer

Die Systematik der Förderung erforderte bereits Sichtungen in Kindergärten und Schulen, umfangreiche Fördermaßnahmen sorgten für Training und Ausbildung etwaiger Medaillenhoffnungen. Die negativen Begleiterscheinungen (Kontrolle durch die Stasi, Doping-Maßnahmen, Zwang zu politischen Lippenbekenntnissen) wurden von vielen Sportlern akzeptiert, hatten sie doch persönliche Vorteile und unter Umständen auch die Möglichkeit zu internationalen Kontakten jenseits der Mauer.

Erfolge wichtig für politische Führung

Der Erfolg dieser Politik zeigte sich in der Medaillenspiegeln der Olympiaden bis 1988, das 17-Millionen-Volk der DDR überflügelte den größeren "Bruder" im Westen und errang noch 1988 in Seoul 37 Goldmedaillen – gegenüber elf Goldmedaillen der Bundesrepublik. Die DDR war "Weltspitze" im Sport, seit der Trennung der Olympiamannschaften ab 1968 konnte man hier sportpolitisch Flagge zeigen. Diese Erfolge waren für die politische Führung wichtig, da in anderen Bereichen die versprochenen Erfolge immer neuer "Aufholjagden" und "Überholmanöver" verfehlt wurden.

Die DDR besiegt die Bundesrepublik

1974 stellte daher der 1:0-Sieg über die Bundesrepublik bei der Fußball-WM einen Höhepunkt im Selbstwertgefühl der DDR dar. Endlich gelang in der populären Ballsportart Fußball ein Erfolg über den Westen, das "Neue Deutschland" berichtete über den "Verdienst eines sich prächtig steigernden Kollektivs"( ND, 23.6.1974). Ironischerweise wurde die Bundesrepublik 1974 noch Weltmeister, die DDR schied aus – und Jürgen Sparwasser beging 1988 Republikflucht.

Während die DDR insgesamt gegen Ende der Honecker-Ära zunehmend in die Phase der Erstarrung, Krise und Agonie überging, errangen die Leistungssportler bis zuletzt weiter Erfolge. Viele Sporterfolge nach 1989 sind noch auf "Anschub" durch ostdeutsche Athleten zurückzuführen, bei Olympiaden und anderen Wettkämpfen konnte Gesamtdeutschland von ihrer Teilnahme profitieren. Erst nach und nach wurden auch die Schattenseiten der DDR-Sportpolitik deutlich, Themen wie Doping oder Stasi-Bespitzelung von Spitzensportlerin sind hier stellvertretend zu nennen.