Die letzten Jahre bis zum Sturz

Die "harte Politik nach innen" musste Honecker dann Ende der 1980er-Jahre sogar gegenüber dem sowjetischen Staats- und Parteichef Gorbatschow und dessen Reformkonzepten von Glasnost und Perestroika verteidigen. Den Veränderungen im zerbröckelnden Ostblock und den Anliegen der DDR-Bevölkerung, die sich 1989 in Massenausreisen und Großdemonstrationen äußerten, stand er mit völligem Unverständnis gegenüber. Stattdessen begrüßte er die gewaltsame Niederschlagung der Demokratiebewegung in China, kündigte das weitere Fortbestehen der Mauer an und ließ schließlich am 7. Oktober 1989 in Berlin den 40. Jahrestag der DDR und sich selbst feiern – zehn Tage vor seinem Sturz. Die Zeit war sozusagen über ihn und seine Ansichten hinweggegangen.

Die letzten Jahre Honeckers stehen im Zeichen strafrechtlicher Verfolgung zuerst in der DDR, dann in der Bundesrepublik. Hauptanklagepunkt: der "Mauerschießbefehl". Anfang 1993 wurde das Verfahren wegen krankheitsbedingter Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten eingestellt, Honecker begab sich ins Exil nach Chile, wo er am 29. Mai 1994 seinem Krebsleiden erlag.