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Ein Blick in die ZeitHistorischer Kontext

13. September 2019, 10:50 Uhr

Im Jahre 1952 beschloss die SED auf ihrer 2. Parteikonferenz in Ost-Berlin die Förderung von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, während sie vorher eher die Kleinbauern als Gegengewicht gegen die Mittel- und Großbauern unterstützt hatte. Die Gründe für diese Kehrtwende waren ökonomischer und ideologischer Natur. Die vor allem infolge der im Jahre 1945 durchgeführten Bodenreform entstandenen Höfe der Neubauern waren mit durchschnittlich fünf Hektar Land zu klein, um wirtschaftlich überleben zu können. Diese Neubauern waren auch die ersten, die sich freiwillig zu einer LPG zusammenschlossen.

Schaffung der sozialistischen Persönlichkeit

Ein zweiter Grund für die forcierte Propagierung der LPG war ein ideologischer. Die SED sah in der kollektiven Produktionsweise eine Erziehung zur Überwindung des bäuerlichen Individualismus und einen Weg zur Schaffung der sozialistischen Persönlichkeit. Diese ideologische Zielsetzung kam in den Plakaten, mit denen für den Beitritt in die LPG geworben wurde, zum Tragen.

Kollektivierung 1960 abgeschlossen

Die mittleren und größeren Bauern waren wenig geneigt, ihr Eigentum der Genossenschaft zu übertragen. Mit Agitationstrupps aus Parteifunktionären, Volkspolizisten, dem Staatssicherheitsdienst, Richtern, Staatsanwälten und örtlichen Beamten übte die SED massiv Druck auf die widerständigen Bauern aus. Diese Zwangskollektivierung der Landwirtschaft führte zu einer Massenflucht, so dass Arbeitskräftemangel herrschte. Im Jahre 1960 galt die Kollektivierung der Landwirtschaft als abgeschlossen.

Sozialansprüche steigern Akzeptanz

In der Folgezeit akzeptierte die Landbevölkerung die LPG allmählich, weil die dort Beschäftigten mit einem Acht-Stundentag, Urlaub, leistungsbezogenem Lohn, Gewinnbeteiligung, Rentenanspruch und anderen sozialen Errungenschaften, z.B. Kindergärten, rechnen konnten und so ihr Leben abgesicherter war als die Existenz als Einzelbauer. Auch bestand für die LPG-Bauern in begrenztem Maße die Möglichkeit zu privater Viehhaltung.

Große Umweltschäden als Folge

Ab Mitte der 1960er-Jahre strebte die SED die Spezialisierung und Konzentration der landwirtschaftlichen Genossenschaften an. Diese kooperierten miteinander und spezialisierten sich entweder auf die Produktion von Pflanzenprodukten (Kooperative Abteilungen Pflanzenproduktion, d.h. KAP) oder von Tierprodukten (Kooperative Abteilungen Tierproduktion, d.h. KAT). Dadurch entstanden moderne landwirtschaftliche Großbetriebe, die allerdings große Umweltschäden verursachten.

Entwicklung nach der Wende

Nach der Einigung verloren viele LPG-Arbeiter ihren Arbeitsplatz. Rechtsunsicherheit und Umstrukturierungen stellten eine große Herausforderung für die ländliche Bevölkerung dar. Das Landwirtschaftsanpassungsgesetz, das im Juni 1990 von der im März gewählten Volkskammer der DDR beschlossen wurde, eröffnete sowohl den Weg zum bäuerlichen Familienbetrieb für diejenigen, die ihr Eigentum aus der LPG wieder selbst bestellen wollten ("Wiedereinrichter") als auch die Möglichkeit, die LPG in eine eingetragene Genossenschaft oder in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Gegenwärtige landwirtschaftliche Großbetriebe in Ostdeutschland zeugen von den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften der ehemaligen DDR.

Ernst ThälmannErnst Thälmann (1886-1944) war von 1925 bis 1933 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Auf einem KPD-Treffen einige Tage vor der bevorstehenden Reichstagswahl am 5. März 1933 bekräftigte Thälmann die Notwendigkeit eines gewaltsamen Sturzes Adolf Hitlers. Einige Tage später wurde er verhaftet. Nach mehr als elf Jahren Einzelhaft wurde Ernst Thälmann im August 1944 auf direkten Befehl Adolf Hitlers erschossen.