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Bildrechte: imago/Werner Schulze

Einführung ins ThemaDie Landwirtschaftliche Produktions-Genossenschaft

13. September 2019, 10:49 Uhr

Die LPG (Landwirtschaftliche Produktions-Genossenschaft) repräsentiert – ähnlich wie die VEB – die Organisationsform, in welcher in der DDR im Kollektiv produziert wurde. Außerdem bedeuteten LPG und VEB weit mehr als einen bloßen Arbeitsplatz für die Beschäftigten. Was hat es mit der LPG auf sich?

Mit der Schaffung landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) wollte das SED-Regime unter Walter Ulbricht den "Sozialismus auf dem Lande" verwirklichen. Gleichzeitig sollte mithilfe der sozialistischen Planwirtschaft die kollektivierte Landwirtschaft ähnlich zentralistisch geplant und modernisiert werden wie die Industrie.

Aus privater wird genossenschaftliche Großproduktion

Die Gründung der LPG wurde vom Staat erzwungen. Sie war ein Baustein im Programm der "Vergesellschaftung der Produktionsmittel", die den "Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse" näher bringen sollte. So wie die überwiegende Mehrheit des industriellen Bruttosozialprodukts in VEBs (Volkseigenen Betrieben) erzeugt wurde und auch der Handel weitgehend an den Staat überging, propagierte die SED seit 1952 die Kollektivierung der Landwirtschaft, d.h. die Umwandlung von privater Produktion in genossenschaftlich geführte Großproduktion.

Keine Rücksicht auf die Umwelt

Für die LPG begeisterten sich zunächst nur wenige Bauern. Vor allem die Neubauern, die nach der Bodenreform im Jahre 1945 kleine Hofstellen erhalten hatten, traten in eine LPG ein. 1958 wurde auf dem V. Parteitag der SED dann die Vollkollektivierung begonnen. Werbebrigaden von Parteifunktionären, Volkspolizisten, Staatssicherheitsdienst, Staatsanwälten und Richtern setzten die Bauern unter Druck, der LPG beizutreten. Eine große Fluchtbewegung nach Westdeutschland, setzte daraufhin ein. Das verlassene Land wurde in die LPG eingegliedert, so dass Zentralisierung, Rationalisierung und Modernisierung der Landwirtschaft durch das Entstehen großer Betriebe gefördert wurden. Hier wurde landwirtschaftliche Großproduktion ohne Rücksicht auf die Umwelt betrieben.

Noch heute bemerkt man bei der Durchfahrt in Ostdeutschland die oft unabsehbare Größe der Getreide- oder Gemüseflächen. Die nicht kollektivierte westdeutsche Landwirtschaft blieb im Vergleich hierzu (trotz Flurbereinigungen und "Höfesterben") doch kleinflächiger.