#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 6. März

06. März 2023, 05:00 Uhr

1992: Neue Telefonvorwahlen für ostdeutsche Telefonnetze

Am 6. März 1992 verkündet die Telekom, dass es ab dem 15. April 1992 neue Vorwahlnummern für die ostdeutschen Telefonnetze gibt. In der BRD und DDR bestehen bis dahin zwei eigenständige Telefonnetze mit separaten Auslandsvorwahlen: +49 für die Bundesrepublik und +37 für die DDR. Durch die neuen Vorwahlen und die Integration des ost- ins westdeutsche Netz, entfällt die Auslandsvorwahl der DDR. Die Telefonvorwahlen innerhalb der DDR waren uneinheitlich, denn jedes Ortsnetz hatte ein eigenes Vorwahlverzeichnis.

1983: "Die Grünen" ziehen in den Bundestag

Am 6. März 1983 wird die Protestpartei "Die Grünen" erstmals in den Bundestag gewählt. Mit ihren Vollbärten und Strickpullovern sowie ihren Protestaktionen fallen die 27 Abgeordneten der ersten Grünenfraktion immer wieder auf. Unter ihnen sind der ehemalige Straßenkämpfer Joschka Fischer, der Ex-General Gert Bastian, die Ikone der Friedensbewegung Petra Kelly und der frühere RAF-Anwalt Otto Schily.

Mit der Wende fliegen die Grünen 1990 aus dem Bundestag. Vor der Bundestagswahl 1994 schließt sich die Partei mit dem "Bündnis 90" zur neuen Partei "Bündnis 90/Die Grünen" zusammen und wird 1998 Juniorpartner in der Koalition mit der SPD.

Gert Bastian (1. Reihe 2.v.re., Deutschland/Die Grünen) im Deutschen Bundestag in Bonn, 1983
Mit ihren Vollbärten, aber vor allem auch mit ihren Protestaktionen fallen einige Grünen-Abgeordnete im Bundestag immer wieder auf. Bildrechte: IMAGO / Sommer

1978: DDR-Politiker Werner Lamberz stirbt bei Hubschrauberunglück

Am 6. März 1978 stirbt der DDR-Funktionär Werner Lamberz bei einem Hubschrauberabsturz in Libyen. Der Politiker, der als Nachfolger des Staats- und Parteichefs Erich Honecker gilt, war der Leiter der Abteilung Agitation und Propaganda und Mitglied des Politbüros des ZK der SED. In Libyen verhandelte er als Sonderbotschafter für afrikanische Länder mit Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi.  

Werner Lamberz
Nach dem Unfall werden Straßen, Schulen und sogar eine Kondomfabrik in der DDR nach Lamberz benannt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

1967: Stalins Tochter flieht in die USA

Am 6. März 1967 beginnt die Flucht von Stalins Tochter Swetlana Allilujewa in die USA. Swetlana, 1926 in Moskau geboren, war das jüngste Kind Josef Stalins. Nach dem Tod des Vaters nahm sie 1953 den Nachnamen ihrer Mutter an. Für eine Reise nach Indien darf sie die Sowjetunion, unter Beobachtung, verlassen. Sie nutzte die Gelegenheit, um im Westen zu bleiben. Sie beantragt Asyl in der amerikanischen Botschaft in Neu-Delhi. Über Rom und die Schweiz kommt sie in die USA.

Das Ereignis ist damals eine Sensation. In den USA verfasste sie zwei autobiografische Bücher, in denen sie die Sowjetunion heftig kritisiert – sie werden zu Bestsellern. Die viermal verheiratete Frau und Mutter von drei Kindern lebt später in Großbritannien, der Sowjetunion und kehrt in den 1990er-Jahren in die USA zurück. Im Bundesstaat Wisconsin stirbt sie verarmt am 22. November 2011 im Alter von 85 Jahren.

Swetlana Allilujewa
Swetlana Allilujewa 1969. Bildrechte: IMAGO / United Archives International

1953: Neues Notaufnahmeverfahren für DDR-Flüchtlinge

Am 6. März 1953 beschließen die westdeutschen Länderchefs ein vereinfachtes Notaufnahmeverfahren, um den hohen Zustrom an DDR-Flüchtlingen koordinieren zu können. Im April wird dafür in Berlin-Marienfelde ein zentrales Notaufnahmelager eröffnet, in der auch die am Aufnahmeprozess beteiligten Behörden jeweils mit einem Büro vertreten sind. Zudem können die Flüchtlinge aus der DDR und Ost-Berlin in den 15 Blocks der Einrichtung untergebracht werden, bis über ihr Verfahren entschieden ist.

Nach der Abriegelung der Grenze ab 1952 war nur noch die Berliner Sektorengrenze für DDR-Bürger durchlässig. Allein 1953 flüchten über 330.000 Ostdeutsche in die Bundesrepublik. Bevor der Mauerbau am 13. August 1961 die Abwanderung abrupt stoppt, verlassen fast drei Millionen Menschen die DDR.

1951: BRD darf wieder Auswärtiges Amt gründen

Am 6. März 1951 erlauben die West-Alliierten der Bundesrepublik die Wiederbegründung des Auswärtigen Amtes nach dem Zweiten Weltkrieg. Die BRD erhielt somit das Recht, Beziehungen zu den anderen Staaten zu pflegen.

Auswärtiges Amt in Bonn (BRD)
Der Begriff "Auswärtiges Amt" geht bis ins Jahr 1870 zurürck. Bis heute hat sich der Name für das deutsche Außenministerium gehalten. Bildrechte: IMAGO / Sven Simon

1943: Frauenprotest rettet jüdische Ehemänner

Am 6. März 1943 werden nach einem mehrtägigen Frauenprotest hunderte jüdische Männer aus der Haft in der Berliner Rosenstraße entlassen. Den Befehl dazu gibt Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, nachdem eine Woche lang rund 600 Ehefrauen vor dem Haftgebäude die Freilassung ihrer Männer forderten. Goebbels bezeichnet die Festnahme als "Versehen und Übergriff der Berliner Gestapo". Auch bereits nach Auschwitz deportierte Männer wurden aus dem Konzentrationslager entlassen und in ein Arbeitslager nahe Berlin zurückgebracht.

Ende Februar 1943 wurden im Verlauf einer erneuten Deportationswelle rund 8.000 jüdische Bürger verhaftet, darunter zahlreiche männliche Juden aus sogenannten Mischehen, die bislang von der Verfolgung verschont geblieben sind. Allerdings wird Anfang 1945 der Abtransport aller in solchen Ehen lebenden Juden nach Theresienstadt beschlossen, doch er scheitert an mangelnden Transportmöglichkeiten.

1937: Kosmonautin Walentina Tereschkowa geboren

Am 6. März 1937 wird die sowjetische Kosmonautin Walentina "Walja" Tereschkowa geboren. 1963 ist sie an Board der "Wostok 6" die erste Frau im Weltraum und die einzige Frau in der Raumfahrtgeschichte, die auf eine Solo-Mission geflogen ist. Ab den 1950er-Jahren verlagert sich der Kalte Krieg auch in den Weltraum – Sowjets und Amerikaner kämpfen um militärische Übermacht und Prestige.

1930: Erste Tiefkühlkost der Welt im Handel

Am 6. März 1930 werden erstmals tiefgekühlte Lebensmittel in den USA verkauft. Der amerikanische Biologe Clarence Birdseye gilt als Erfinder der Tiefkühlkost. Die Idee für die von ihm erfundene Schockgefrieranlage bekam er durch eine Expedition bei den Inuit. Ende der 1920er-Jahre stellt er den ersten Schockfroster für die industrielle Tiefkühlung vor. Am 6. März 1930 kann in der amerikanischen Kleinstadt Springfield im US-Bundesstaat Massachusetts erstmals Tiefkühlkost gekauft werden.

In Deutschland wird Tiefkühlkost erst 1955 bekannt und stößt auf wenig Interesse. Dies hat sich mittlerweile geändert: Bundesweit werden rund 17.000 Tiefkühlprodukte angeboten und  der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt bei 46 Kilogramm.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 09. Mai 2022 | 21:45 Uhr