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#blickzurück: Kalenderblatt der GeschichteDas geschah am 15. November

15. November 2022, 05:00 Uhr

1897: Fußballer Johannes Albrecht Skockan stirbt

Am 15. November 1897 stirbt der deutsche Fußballer Johannes Albrecht Skockan. Er ist der erste bekannte Fußballer, der an den Folgeverletzungen eines Fouls verstirbt. Bei einem Spiel von FC Wacker Leipzig gegen den DFC Prag erlitt Skockan in der ersten Halbzeit einen Kniestoß in den Bauchraum. Einen Tag nach dem Spiel erliegt er in einem Prager Krankenhaus seinen Verletzungen. Er wird nur 20 Jahre alt. Sein Leichnam wird auf dem Südfriedhof in Leipzig begraben. Sein Grab ist das wohl älteste noch erhaltene Fußballerdenkmal der Welt.

1920: Freie Stadt Danzig gegründet

Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wird die Freie Stadt Danzig als eigenständiger und teilsouveräner Staat gegründet. Dies war bereits im Artikel 100 des Versailler Vertrags festgelegt worden. Am 15. November 1920 tritt diese Regelung in Kraft. Der neue Stadtstaat soll dem wiederentstandenen Polen Zugang zu einem Ostseehafen garantieren. Polen erhält in Danzig Sonderrechte: Es hat Einfluss auf die Verwaltung des dortigen Hafens, betreibt die Eisenbahnen im Staatsgebiet, erhält eine eigene polnische Post und bekommt ein exterritoriales Munitionslager auf der Danziger Westerplatte.

1933 kommen in Danzig, ähnlich wie in Deutschland, die Nationalsozialisten an die Macht. Das ohnehin komplizierte Verhältnis zu Polen wird zusehends strapaziert. Es kommt vermehrt zu Streitigkeiten und Zwischenfällen. Die Beschießung der Westerplatte (einer Halbinsel im Stadtgebiet Danzigs) gilt als Auftakt des deutschen Überfalls auf Polen und somit als Beginn des Zweiten Weltkriegs. Die ersten Kampfhandlungen beginnen genau genommen einige Stunden an anderen Orten. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs endet auch die Geschichte der Freien Stadt Danzig.

1923: Rentenmark wird eingeführt

Am 15. November 1923 wird in der Weimarer Republik die Rentenmark eingeführt. Mit der neuen Ersatzwährung soll die Hyperinflation gestoppt werden, welche die Wirtschaft enorm belastet. Die Rentenmark ist durch Immobilien sowie Grund und Boden, der von Unternehmen und der Landwirtschaft genutzt wird, gedeckt. Der Umtauschkurs zur inflationsgeschüttelten Papiermark liegt bei 1:1.000.000.000.000. Da die Währung nun an einen materiellen Wert gebunden ist, kann die Hyperinflation tatsächlich gestoppt werden. Die bekanntere Reichsmark wird im folgenden Jahr eingeführt. Sie hat den gleichen Wert wie die Rentenmark.

1948: Erstes Geschäft der Handelsorganisation eröffnet

Am 15. November 1948 eröffnet die erste Verkaufsstelle der Handelsorganisation (HO) in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) in Ost-Berlin. Die HO wurde noch vor der DDR gegründet und sollte die schwierige Versorgungslage der Bevölkerung verbessern. Die Handelsorganisation entwickelt sich rasant. Bald schon hat das volkseigene Unternehmen in jeder Stadt und Gemeinde der DDR eine Filiale. Die Geschäfte werden bei der Verteilung von Waren bevorzugt und können deshalb neben Lebensmitteln auch Konsumgüter und Mangelwaren verkaufen. Neben großen Kaufhäusern gibt es auch eine Vielzahl kleiner HO-Läden, meistens spezialisiert auf eine bestimmte Warengruppe. Im Schnitt tätigt die HO etwa 40 Prozent des gesamten Umsatzes im Einzelhandel der DDR. Nach 1989 wird sie durch die Treuhand verkauft.

Frauen stehen vor einer Metzgerei der Handelsorganisation in Köpenick in Ost-Berlin 1985. Bildrechte: imago/Sven Simon

1953: Zuckerstreuer "Süßer Heinrich" patentiert

Am 15. November 1953 erhält der Zuckerstreuer ein Patent. Entwickelt hatte ihn der hessische Erfinder Heinrich Kurz. Sein Enkel Theodor Jacob patentiert den "Süßen Heinrich". Der praktische Haushaltsgegenstand spendet bei jedem Kippen etwa die gleiche Menge Zucker für den Tee oder Kaffee. Jacobs Handelsunternehmen Helly in Hanau produziert und vertreibt den Zuckerstreuer. 1954 kommt er schließlich auf den Markt. Bis heute hat der Zuckerportionierer einen festen Platz in Cafés.

Der praktische Zuckerstreuer "Süßer Heinrich" besteht aus Glas und Metall. Bildrechte: Colourbox.de

1956: Ungarn-Aufstand endgültig beendet

Am 15. November 1956 kommen die letzten Kämpfe des Ungarn-Aufstandes endgültig zum Ende. Dieser begann am 23. Oktober 1956, als Studenten und Studentinnen in Budapest die demokratische Umgestaltung des Landes, Unabhängigkeit sowie Reformen forderten. Aus allen Schichten schlossen sich Menschen den Protesten an. Vorangegangen war der politische Kampf zwischen demokratischen und kommunistischen Kräften im Land.

Nach dem Tod Stalins 1953 setzte eine Zeitenwende für viele Ostblock-Staaten ein – so auch für Ungarn. Einerseits war eine zunehmende Abkehr der ungarischen Bevölkerung von der moskautreuen kommunistischen Regierung zu beobachten. Anderseits gab es weiterhin viele ehemalige Stalinisten im Land – vor allem in den Machtpositionen. Die daraus entstandene politische Anspannung gipfelt in Protesten. Bis zum 4. November 1956 weiten sich diese landesweit aus und setzen die ungarische Regierung unter Druck. Als Antwort auf den drohenden Machtverlust der Kommunisten startet die Sowjetunion schließlich eine militärische Offensive und schlägt die Ausschreitungen blutig nieder. Mit der Aktion "Wirbelsturm" will man die alten Verhältnisse wiederherstellen. Insgesamt 15 Divisionen der Sowjetarmee mit 2.000 Panzern und etwa 200.000 Soldaten rückten in Ungarn ein. Die Niederschlagung fordert nach Angaben der ungarischen Regierung 2.700 Todesopfer. Nach Ende des Aufstandes setzt eine Fluchtwelle ein. Insgesamt 200.000 Ungarinnen und Ungarn verlassen das Land.

1961: Beginn des "Contergan"-Skandals

Am 15. November 1961 gibt der Kinderarzt Widukind Lenz bekannt, dass die Arznei "Contergan" zu Kindesmissbildungen während der Schwangerschaft führt. Etwa zwei Wochen später, am 27. November 1961, nimmt die deutsche Herstellerfirma Grünenthal das Schlaf- und Beruhigungsmittel vom Markt. Weltweit wird die Zahl der durch das Medikament geschädigten Menschen auf 10.000 geschätzt. Zwischen 1968 und 1970 müssen sich die Eigentümer und leitende Angestellte der Firma in einem der größten Strafprozesse in der Bundesrepublik verantworten. Das Verfahren wird eingestellt, nachdem sich das Pharmaunternehmen verpflichtet hat, den Opfern Schadensersatz in Millionenhöhe zu zahlen.

2016: Schutzhülle für Tschernobyl-Reaktor installiert

Am 15. November 2016 beginnt die Installation einer neuen Schutzhülle für den 1986 zerstörten Atomreaktor in Tschernobyl in der Ukraine. Sie wird auch "New Safe Confinement" genannt. Der alte Beton-Sarkophag hatte über die Jahre Risse bekommen. Die mehr als 36.000 Tonnen schwere neue Konstruktion zur Eindämmung der radioaktiven Strahlung wird von 45 Ländern, darunter Dänemark und Österreich, finanziert. Den größten Teil übernimmt die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund zwei Milliarden Euro. Die Schutzhülle wurde 2019 in Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eingeweiht.

Die Schutzhülle über dem 1986 explodierten Reaktor des Atomkraftwerks Tschernobyl wird 2019 offiziell in Betrieb genommen. Bildrechte: IMAGO / Xinhua