#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 8. Oktober

08. Oktober 2022, 05:00 Uhr

1951: Lebensmittelrationierung aufgehoben

Am 8. Oktober 1951 wird in der DDR die Rationierung von Nahrungsmitteln teilweise aufgehoben - ausgenommen sind Fleisch, Fett und Zucker. Bis dahin hat es knappe Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Brot, Eier oder Milch nur rationiert und gegen Marken gegeben. Aufgrund der Lebensmittelknappheit hat man im Zweiten Weltkrieg Grundnahrungsmittel rationiert und die Regelung noch jahrelang in Ost und West beibehalten.

Komplett verschwinden die Lebensmittelkarten in der DDR erst im Mai 1958. In der Folge steigen die Lebensmittelpreise. Um die Waren bezahlbar zu machen, werden ein einheitliches Preissystem eingeführt und Nahrungsmittel staatlich subventioniert. Die Mangelwirtschaft bleibt weiterhin bestehen.

Verkäuferin und Kundschaft 1981 im Konsum von Schenkenberg
Nach dem Wegfall der Lebensmittelkarten steigen die Preise für Lebensmittel. Als Ausgleich gibt es staatliche Zuschläge bei den Löhnen. Bildrechte: imago/Werner Schulze

1962: "Spiegel" enthüllt Missstände bei der Bundeswehr

Am 8. Oktober 1962 erscheint im Magazin "Der Spiegel" ein Bericht über die Verteidigungsbereitschaft der Bundeswehr, der die Regierung in eine tiefe Krise stürzt. Unter dem Titel "Bedingt abwehrbereit" untersuchen die Autoren das Nato-Manöver "Fallex 62". Das simuliert einen Großangriff des Warschauer Pakts auf Westeuropa. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Bundeswehr für einen Atomkrieg nicht ausreichend gerüstet ist.

Der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß lässt daraufhin "Spiegel"-Herausgeber Rudolf Augstein und weitere Chefredakteure wegen Verdachts auf Landesverrat verhaften und die Redaktionsräume durchsuchen. Die Aktion ruft starken Protest in Medien und Öffentlichkeit hervor. Am 30. November 1962 tritt Franz Josef Strauß zurück. Der Bundesgerichtshof urteilt 1965, dass keine Beweise für einen Verrat vorliegen. Die Pressefreiheit in Deutschland wird infolge der Affäre noch einmal durch das Bundesverfassungsgericht gestärkt.

1982: Verbot der Gewerkschaft Solidarność

Am 8. Oktober 1982 wird die einzige überparteiliche Gewerkschaft in Polen, die Solidarność, durch ein neues Gesetz offiziell verboten. Erst zwei Jahre zuvor ist die Solidarność nach anhaltenden sozialen Unruhen gegründet worden und mehr als die Hälfte der polnischen Arbeitnehmer ist eingetreten. Die polnische Regierung will den zunehmenden Einfluss der Gewerkschaft unterbinden: Sie verbietet deren Arbeit und inhaftiert Anführer Lech Wałęsa. Aber die Aktivitäten gehen im Untergrund weiter. Die Mitglieder strebten Reformen innerhalb des bestehenden "sozialistischen" Systems an. 

Nach zwei großen Streikwellen und angesichts einer wirtschaftlichen Krise erklärt sich die polnische Staatsführung 1988 zu Verhandlungen mit der politischen Opposition bereit. Am 17. April 1989 wird die Solidarność wieder zugelassen, im Juni gewinnt sie als Bürgerkomitee die Parlamentswahlen und initiiert einen Regimewechsel. 

1989: Dresdner "Gruppe der 20" gegründet

Am 8. Oktober 1989 gründet sich in Dresden spontan die "Gruppe der 20". Der Bürgervertretung gelingt an diesem Tag erstmals ein friedlicher Dialog zwischen oppositionellen Demonstranten und Vertretern des DDR-Systems. Ein regionaler Gedenktag erinnert heute an dieses entscheidende Datum der Friedlichen Revolution.

Rund 20.000 Menschen ziehen damals durch die sächsische Landeshauptstadt und demonstrieren unter anderem für Reise- und Meinungsfreiheit. Obwohl ein Teil der Demonstranten von der Polizei eingekesselt wird, bleibt der Abend damals weitgehend friedlich - dank der "Gruppe der 20", die einen Dialog mit den Ordnungskräften zustande bringt. Die Gruppe überbringt am nächsten Tag dem SED-Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer die Forderungen der Demonstranten. In den Tagen zuvor war die Staatsmacht in Dresden wie in anderen DDR-Städten mit Gewalt gegen Protestierende vorgegangen.

Pfarrer Christof Ziemer (vorn) während einer Versammlung der - Gruppe der 20 - im Dresdner Rathaus
Pfarrer Christof Ziemer (vorn) während einer Versammlung der "Gruppe der 20" im Dresdner Rathaus. Bildrechte: IMAGO / Ulrich Hässler

1992: Willy Brandt gestorben

Am 8. Oktober 1992 stirbt der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt infolge einer Krebserkrankung. In seiner Regierungszeit von 1969 bis 1974 setzt er unter dem Motto "Wandel durch Annäherung" auf enge Beziehungen zu den östlichen Nachbarn. Am 19. März 1970 trifft er sich mit DDR-Ministerpräsidenten Willi Stoph in Erfurt. Es ist das erste Mal, dass sich die Regierungsspitzen der beiden deutschen Staaten begegnen. Auf seinem Weg durch die DDR jubeln ihm die Bürger stürmisch zu.

Zum Symbol einer neuen Ostpolitik wird sein Kniefall: Am 7. Dezember 1970 kniet Bundeskanzler Willy Brandt im Zentrum der polnischen Hauptstadt Warschau vor dem Mahnmal für die Opfer des Aufstandes im Warschauer Ghetto nieder. Am selben Tag wird der "Warschauer Vertrag" unterzeichnet, in dem die Bundesrepublik die "Oder-Neiße-Linie" als "westliche Staatsgrenze der Volksrepublik Polen" offiziell anerkennt. Für seine Ostpolitik erhält Willy Brandt im Dezember 1971 den Friedensnobelpreis.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Artour | 12. Mai 2022 | 22:10 Uhr