#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 26. Oktober

26. Oktober 2022, 05:00 Uhr

1863: Konferenz zur Gründung des "Roten Kreuzes"

Am 26. Oktober 1863 treffen sich in der Schweiz 16 Landesregierungen um die Gründung einer neutralen Rettungsorganisation, die unabhängig von Hautfarbe, Religion und Nationalität ist, vorzubereiten. Im Jahr darauf wird das entsprechende Abkommen schließlich von zwölf Staaten unterzeichnet. Inzwischen ist das Rote Kreuz die größte humanitäre Gesellschaft der Welt und zurzeit in mehr als 90 Ländern bei Krisen und Katastrophen im Einsatz.

Die Gründung geht auf eine Idee des Schweizers Henry Dunant zurück. Auf seiner Reise nach Italien war er mit den Toten und Verwundeten der blutigen Schlacht von Solferino 1859 konfrontiert. Seitdem setzt er sich für eine bessere Versorgung verwundeter Soldaten in Kriegszeiten ein. Dafür bekommt Henry Dunant 1901 den ersten Friedensnobelpreis der Welt.

1927: Gründung Quelle

Am 26. Oktober 1927 gründet Gustav Schickedanz (1895-1977) das Versandhaus Quelle in Fürth. Damals ist es innovativ, Waren aus einem Katalog direkt an Privatkunden zu verschicken. Bereits 1938 zählt das Versandhaus zwei Millionen Stammkunden. Als NSDAP-Mitglied profitiert Schickedanz von der Enteignung jüdischer Unternehmen im Nationalsozialismus. Er kauft die Markenrechte an unterschiedlichen Unternehmen, wie beispielsweise Tempo, unter ihrem Wert von jüdischen Eigentümern. Mit Kriegsende wird Schickedanz aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft verhaftet und enteignet. 1949 erhält er sein Unternehmen zurück, weil er als "Mitläufer" im Nationalsozialismus eingestuft und damit rehabilitiert wird. Sein Quelle-Unternehmen wird ab 1948 wiederaufgebaut und Schickedanz kann erfolgreich expandieren. Ab den 1950er-Jahren boomt das Versandgeschäft, der Umsatz beträgt im Jahr 1954 260 Millionen D-Mark.

Viele Artikel, die bei Quelle bestellt werden können, werden in Ostdeutschland hergestellt, unter anderem auch durch Zwangsarbeit in DDR-Gefängnissen. Im Jahr 1985 kauft Quelle für 29,2 Millionen D-Mark bei DDR-Betrieben ein.

Im Jahr 1999 schließen sich Karstadt, Neckermann und Quelle zur KarstadtQuelle AG zusammen, dem größten Versandkonzern Europas. Am 9. Juni 2009 meldet Quelle Insolvenz an, mehrere Tausend Mitarbeiter werden daraufhin arbeitslos. Die Namensrechte an Quelle werden im November 2009 von der Otto Group aufgekauft.


1962: Beginn der "Spiegel-Affäre"

Am 26. Oktober 1962 stürmen Polizisten das Verlagsgebäude des SPIEGELS und nehmen sieben Redakteure fest. Der Vorwurf: Landesverrat wegen vermeintlich veröffentlichter Staatsgeheimnisse. Anlass ist ein kritischer Artikel über ein NATO-Manöver und ein daraus resultierender Streit zwischen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CDU) und SPIEGEL-Herausgeber Rudolf Augstein. Aus dem Streit entwickelt sich eine Regierungskrise in der Bundesrepublik.

Die Stürmung und die Festnahmen rufen bei den Bürgern Empörung hervor. Sie protestieren für Pressefreiheit und gegen das Vorgehen der Regierung. Die Anschuldigungen gegen den SPIEGEL und seine Redakteure erweisen sich als haltlos. Infolge dessen werden fünf FDP-Minister aus der Regierung ausgeschlossen, auch Verteidigungsminister Strauß verlor sein Amt. Die "Spiegel-Affäre" gilt als Meilenstein in der Verteidigung der Pressefreiheit in Deutschland.

1977: Ende der Dampfloks bei der Bundesbahn

Am 26. Oktober 1977 fahren die letzten Dampflokomotiven in der Bundesrepublik. Mit den Fahrten dreier Loks durch das Ruhrgebiet endet eine Ära, die 1835 mit dem Eisenbahnzeitalter in Deutschland begonnen hatte. In den 1920er-Jahren wurden die Dampflokomotiven größtenteils durch Elektroloks ersetzt und später auch durch Diesel betriebene Lokomotiven, weil diese deutlich effektiver waren. 1968 kündigte die Bundesbahn dann das Ende der Dampfloks an. In einigen Gebieten fuhren die Lokomotiven jedoch weiter - Elektroloks waren beispielsweise zu schwach für manche tonnenschweren Waggons oder es mangelte schlicht an Dieselloks. In der Bundesrepublik dürfen, nachdem die letzten Dampflokomotiven aus dem Verkehr gezogen werden, bis zum 150. Geburtstag der deutschen Eisenbahn im Jahr 1985 keine mehr fahren. In der DDR fahren die Dampfloks noch bis Oktober 1988. Heute sind sie vielerorts als Museumsbahnen unterwegs.


1993: Ex-Stasi-Chef Erich Mielke verurteilt

Am 26. Oktober 1993 wird der Ex-Stasi-Chef Mielke verurteilt. Der SED-Politiker Erich Mielke war von 1957 bis 1989 Minister für Staatssicherheit und somit für den Ausbau der Stasi als flächendeckendes Kontroll- und Überwachungssystem verantwortlich. Doch auch für den "Meister der Angst" waren die politischen Umbrüche im Jahr 1989 das Ende seiner Karriere. Nach dem Mauerfall wurde Mielke aus der SED ausgeschlossen und kam in Untersuchungshaft. Zwei Jahre später begann sein Prozess. Aber nicht wegen der Verbrechen, die in der DDR durch die Stasi verübt wurden, sondern wegen Mordes an zwei Polizisten im Jahre 1931. Erich Mielke stritt den Mord im Prozess ab. Am 26. Oktober 1993 fällt in Berlin schließlich das Urteil: Sechs Jahre Haft. Bereits Ende 1995 wird er auf Bewährung entlassen. Fünf Jahre später stirbt Erich Mielke im Alter von 92 Jahren. Die Verfahren wegen der Stasi-Verbrechen werden zuvor aus gesundheitlichen Gründen eingestellt.

2002: Orkantief "Jeanett"

Am 26. Oktober 2002 zieht das Orkantief "Jeanett" über Deutschland und große Teile Europas. In Deutschland sterben zwölf Menschen und es gibt mehr als 50 Verletzte. Der Sturm tobt bis zum 28. Oktober und verwüstet ganze Landstriche. Starke Regenfälle fluten Straßen und Keller. Außerdem kommt es zu Bahn- und Straßensperrungen und in mehreren hundert Orten in Bayern und Thüringen fällt der Strom aus. Auf dem Fichtelberg (Erzgebirge) werden die höchsten Windgeschwindigkeit mit 183 km/h gemessen. Die Feuerwehr wird während des Orkans zu rund 50.000 Einsätzen gerufen.

2002: Stürmung des Dubrowka-Theaters in Moskau

Am 26. Oktober 2002 stürmen russische Spezialeinheiten das Moskauer Dubrowka-Theater, in dem 40 tschetschenische Terroristen seit dem 23. Oktober mehr als 800 Geiseln festhielten. Die Terroristen sind der Separatisten-Bewegung Tschetscheniens zuzurechnen und fordern während des zweiten Tschetschenienkrieges (1999-2009) den Rückzug russischer Streitkräfte.

In den frühen Morgenstunden leiten verschiedene russische Spezialeinheiten Gas ins Theater und stürmen dann das Gebäude. Es kommt zu Schusswechseln und Kämpfen zwischen ihnen und den tschetschenischen Separatisten. Dabei werden laut russischer Angaben alle Terroristen getötet. Durch das eingesetzte Narkosegas kommen jedoch auch etwa 130 Geiseln ums Leben, weil sie nach dem Einsatz nur unzureichend medizinisch behandelt werden.

Stürmung des Dubrowka-Theaters in Moskau 26. Oktober 2002
Über das Wissen und die Verantwortung der russischen Sicherheitsbehörden bei der Geiselnahme gibt es unterschiedliche Auffassungen. Ebenso darüber, ob wirklich alle Geiselnehmer im Theater ums Leben gekommen sind. Da keine offiziellen Untersuchungen zu den Begebenheiten erfolgen, gibt es widersprüchliche Aussagen und Berichte. Bildrechte: IMAGO / Russian Look

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Russland 2011 zu Schadensersatzzahlungen an 64 Überlebende verpflichtet. Begründet wird dies unter anderem damit, dass die Befreiungsaktion schlecht vorbereitet war und unsachgemäß verlaufen ist.