#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 5. Dezember

05. Dezember 2022, 05:00 Uhr

2014: Bodo Ramelow wird Ministerpräsident

Am 5. Dezember 2014 wählt der Thüringer Landtag Bodo Ramelow zum bundesweit ersten Ministerpräsidenten der Linken. Er übernimmt die Spitze der ersten Landesregierung, die Linke, SPD und Grüne gemeinsam bilden. Im März 2020 wird Ramelow als Landeschef wiedergewählt und übernimmt im Oktober 2021 die Präsidentschaft im Bundesrat.

1997: Rudolf Bahro stirbt

Am 5. Dezember 1997 stirbt Rudolf Bahro in Berlin. Der Schriftsteller wurde 1977 durch sein sozialismuskritisches Buch "Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus" bekannt. Darin kritisierte er das politische und wirtschaftliche System der DDR. Die Stasi warf ihm Geheimnisverrat und die landesverräterische Sammlung von Nachrichten vor und verhaftete ihn. Sein Anwalt war Gregor Gysi. Bahro wurde zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, musste jedoch auf internationalen Druck hin nur zwei Jahre in der Haftanstalt Bautzen II absitzen. Nach seiner Entlassung verließen Bahro und seine Familie die DDR, kehrten jedoch nach der Deutschen Einheit zurück nach Berlin. 1990 rehabilitierte der Oberste Gerichtshof der DDR den Autoren vollständig. 1997 stirbt Rudolf Bahro in seiner Heimatstadt an einem Krebsleiden.

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Mo 14.06.2021 09:59Uhr 01:12 min

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1977: Westfernsehen in Farbe

Am 5. Dezember 1977 können DDR-Bürgerinnen und Bürger erstmals auch Westfernsehen in Farbe empfangen. Sesamstraße, ZDF Hitparade oder Beat Club sind nun bunt. Davor gab es nur DDR-eigene Sendungen in Farbe. Das ändert sich 1977 stillschweigend mit dem Einbau des westdeutschen PAL-Systems in die neuen DDR-Fernseher. Denn die Staatsführung kann den massenhaften Konsum westdeutscher Fernsehprogramme nicht mehr verbieten. Die neuen TV-Geräte sind jedoch für die meisten DDR-Bürger mit mehr als 6.000 Mark unerschwinglich.

1992: Mahnmal für Sinti und Roma eingeweiht

Am 5. Dezember 1992 weiht der Wiesbadener Bürgermeister Achim Exner ein Mahnmal für die deportierten und getöteten Wiesbadener Sinti und Roma ein. Es ist eines der ersten Denkmäler in Deutschland, das an die Massenvernichtung erinnert: Die Nationalsozialisten töteten etwa 500.000 Sinti und Roma in Europa. Dennoch wird die Errichtung des Mahnmals von kontroversen Debatten begleitet. Jahrzehnte nach dem Krieg existieren noch immer rassistische Vorurteile gegen die Minderheiten. Die Bundesregierung bekannte sich 1952 zur deutschen Schuld am Holocaust, verbunden mit Wiedergutmachungsleistungen. Den NS-Völkermord an den Sinti und Roma Europas hingegen erkannte sie erst 1982 an. Auch in der DDR setzte sich die Diskriminierung teilweise fort: Die Volkspolizei führte die von den Nazis angelegten "Zigeunerpersonalakten" weiter.

Mahnmal Wiesbadener Sinti und Roma
Das Mahnmal für Sinti und Roma in Wiesbaden besteht aus einem großen dreigeteilten Sandsteinblock. Er zeigt eine Gruppe von Männern, Frauen und Kindern, die sich - erdrückt unter einer schweren Last - auf dem Weg in den Untergang befindet. Bildrechte: imago/Schöning

1961: Flucht mit Dampflok nach West-Berlin

Am 5. Dezember 1961 flieht der Lokführer Harry Deterling mit Familie, Verwandten und Freunden im Kugelhagel nach West-Berlin. Insgesamt 25 Personen durchbrechen die Grenze bei Staaken mit einer Dampflok der DDR-Reichsbahn. Nachts darauf lässt die DDR-Führung die Schienen vor der West-Berliner Grenze abmontieren. Das Ereignis wird zwei Jahre später, 1963, unter dem Titel "Durchbruch Lok 234" mit Erik Schumann als Lokführer verfilmt.

1957: Erster Atomeisbrecher der Welt

Am 5. Dezember 1957 läuft in Leningrad der erste atomgetriebene Eisbrecher der Welt vom Stapel. Die Jungfernfahrt über die Ostsee folgt zwei Jahre später, im Dezember 1959. Die "Lenin" wird von drei Atomreaktoren mit Energie versorgt und kann 2,5 Meter dickes Eis durchbrechen. Mit seiner Besatzung von 1.000 Personen kann das Schiff im freien Wasser eine Geschwindigkeit von 18 Knoten erreichen und 18 Monate lang auf See bleiben. 1990 wird es ausgemustert.

1941: Großoffensive der Sowjetarmee

Am 5. Dezember 1941 beginnt die Rote Armee mit der Großoffensive gegen die deutsche Wehrmacht. Kurz vor Moskau hatten der Wintereinbruch und eisige Temperaturen die Deutschen massiv geschwächt. Denn die Soldaten waren nur für einen Sommerfeldzug ausgerüstet. Mit der verlorenen Schlacht um Moskau verliert die Wehrmacht endgültig den Nimbus der Unbesiegbarkeit. Am 15. Januar 1942 erteilt Hitler den Befehl zum Rückzug.

1915: Eröffnung Nobelhotel Astoria in Leipzig

Am 5. Dezember 1915 eröffnet das Nobelhotel Astoria in Leipzig. Bis zu Schließung 1996 wohnen dort während der Messen SED-Größen wie Walter Ulbricht. Seit 2019 wird das Hotel umfangreich saniert.

Außenfassade vom Hotel Astoria
Das Hotel Astoria wird am 5. Dezember 1915 eröffnet und bis zum 30. Dezember 1996 betrieben.  Bildrechte: MDR/Udo Egelkraut

1854: Geburtsstunde der Litfaßsäule

Am 5. Dezember 1854 erhält der Buchdrucker und Verleger Ernst Litfaß die Genehmigung, in Berlin 150 sogenannte "Annoncier-Säulen" aufzustellen. Sie werden mit Werbeplakaten, Nachrichten, Propaganda oder Veranstaltungshinweisen beklebt. Ihrem Erfinder zu Ehren werden sie "Litfaßsäulen" genannt. Die Idee stammt jedoch nicht von Litfaß selbst. Vermutlich hat sich der Verleger in London und Paris inspirieren lassen, wo es bereits Vorläufer der "Litfaßsäule" gab. Bis heute sind die runden Werbeflächen in unserem Stadtbild präsent: Laut Fachverband Außenwerbung stehen über 51.000 Litfaßsäulen in Deutschland (Stand: 2005).

Eine Litfaßsäule in Cottbus mit Konzerplakat von Udo Lindenberg, 1990.
Auch in der DDR gibt es sie: Eine Litfaßsäule in Cottbus mit einem Konzerplakat von Udo Lindenberg, 1990. Bildrechte: IMAGO / teutopress

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Brisant | 06. November 2021 | 17:15 Uhr