#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 25. September

25. September 2022, 05:00 Uhr

2016: Revival der Konsum-Rallye aus DDR-Zeiten

2016 findet in Gera das sogenannte Konsum-Rallye-Revival statt. Rund 130 Oldtimer und 250 Fahrräder fahren auf einer Strecke von 140 Kilometern verschiedene alte DDR-Konsum-Gaststätten ab.

Die Geschichte der Konsum-Rallye hat ihren Ursprung Ende der 1960er Jahre. Neben Fachgeschäften und Kaufhäusern besaß die Genossenschaft Konsum auch rund 250 Gaststätten. Doch der Umsatz dieser Gaststätten war wegen der geringen Bekanntheit und der oft abgelegenen Objekte nicht gerade üppig. Deshalb beschloß die Genossenschaft Gera, eine Rallye mit Verlauf vorbei an Gaststätten auszurichten.

1970 fand die erste Veranstaltung statt. Es starteten Trabanten, Ladas, Wartburgs, Mofas und Fahrräder. Bis in die 1980er Jahre hinein wuchs die Anzahl der Teilnehmer und der zu befahrenden Kilometer. Zur zehnten Rallye 1980 fuhren die Teilnehmer alle Konsum-Gaststätten auf 428 Kilometern Strecke ab. Diese Rallye war auch die letzte zu DDR-Zeiten. Denn danach wurde sie seitens der DDR-Führung verboten: Es würde zu viel Benzin verbraucht.

Vor fünf Jahren – 2016 – erfährt die Veranstaltung ein Revival. Initiiert hatten es Erhard Lemm, der bereits 1970 per staatlichem Auftrag die Rallye gestaltet hatte. Zuletzt findet sie am 19. September 2021 statt.

2001: Wladimir Putin spricht im Bundestag

Als Wladimir Putin am 25. September 2001 vor dem Deutschen Bundestag spricht, ist er seit eineinhalb Jahren Russlands Präsident. Er hält seine Rede auf Deutsch und präsentiert Russland als idealen Partner für ein starkes, demokratisches Europa. Man unterstütze die europäische Integration und sehe sie mit Hoffnung: "Wir tun das als ein Volk, das gute Lehren aus dem Kalten Krieg und aus der verderblichen Okkupationsideologie gezogen hat." Die deutschen Abgeordneten reagieren mit stehendem Applaus.

Gerhard Schröder (l.) und Wladimir Putin legen 2005 Blumen nieder an der Begräbnisstätte von Immanuel Kant in Kaliningrad.
Gerhard Schröder (l.) und Wladimir Putin legen 2005 Blumen nieder an der Begräbnisstätte von Immanuel Kant in Kaliningrad. Bildrechte: imago/ITAR-TASS

Mit dem damaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder entsteht etwas, was beide öffentlich als "Männerfreundschaft" zelebrierten. Sie laden sich wechselseitig zu ihren Geburtstagen ein und schwitzen gemeinsam in der Sauna. Doch das deutsch-russische Verhältnis bekommt durch den Regierungswechsel 2005 eine andere Note. Die neue deutsche Regierungschefin Angela Merkel kritisiert Putins Politik zunehmend öffentlich. Zum offenen Bruch kommt es spätestens 2014, als Russland die politischen Umwälzungen in der Ukraine dazu nutzt, die Krim zu annektieren.

1991: "Öffentlicher Tarif Ost" eingeführt

Ab dem 25. September 1991 werden bei rund 1,4 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes der neuen Länder die DDR-Dienstzeiten voll anerkannt. Ausgenommen sind ehemalige Stasi-Angehörige und SED-Sekretäre. Dies ist das Ergebnis eines langen Streiks.

1991 wurde der Bundesangestelltentarifvertrag (BAT) geändert, der vorher gültig für alle Angestellten des öffentlichen Dienstes gewesen war. Wesentliche Unterschiede zu BAT-West waren folgende: Ab 1961 bekamen Angestellte – beispielsweise Krankenschwestern – in den alten Bundesländern nach zwei Jahren einen höheren Lohn, nach vier Jahren wechselten sie erneut automatisch in die nächsthöhere Lohnklasse. Das nennt man Bewährungsaufstieg.

Mit der Einführung des BAT-Ost erhielten auch Angestellte in den neuen Bundesländern eine Gehaltserhöhung, allerdings zunächst nur 60 Prozent der Westkollegen. Und: Bislang geleistete Dienstjahre wurden nicht anerkannt. Angestellte im Osten wurden beispielsweise trotz 30 Dienstjahren wie Berufsanfänger bezahlt. Erst im September 1991 ändert sich dies.

1972: Zwei DDR-Agentinnen gegen 100 Häftlinge

Am 25. September 1972 gibt Egon Franke, Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen, bekannt, dass die Bundesrepublik zwei zuvor inhaftierte DDR-Spioninnen in die DDR abgeschoben habe. Im Gegenzug entlasse die DDR 100 politische Häftlinge in die Bundesrepublik. Bei den unter Spionageverdacht stehenden Frauen handelt es sich um Liane Lindner und Irene Schultz. Letztere war Sekretärin des Bundeswissenschaftsministers Laussink gewesen.

Schulz unterrichtet die Öffentlichkeit, da er der Behauptung widersprechen will, die Spioninnen seien "ohne Gegenleistung" in die DDR gebracht worden. Wie der Tagesspiegel tags darauf berichtet, ist die Aktion unter dem "Gesichtspunkt der humanitären Verpflichtung" der Bundesrepublik zustande gekommen. Der Großteil der Häftlinge sei bereits in der Bundesrepublik angekommen. Einige von ihnen hatten in der DDR lebenslange Hafstrafen erhalten.

Egon Franke, 1981
Egon Franke ist von 1969 bis 1982 Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen. Bildrechte: IMAGO / Sven Simon

Der Freikauf, oder wie in diesem Fall das Tauschgeschäft, von Häftlingen beginnt nach dem Mauerbau 1961. Ab 1963 initiierte die Bundesregierung ausdrücklich den Freikauf von Häftlingen. Die DDR gelangt so an dringend notwendige Devisen und Güter. Fast 34.000 politische Gefangene kauft die Bundesrepublik bis 1989 von der DDR und bezahlt dafür rund 3,4 Milliarden D-Mark.

1968: Flucht im Ruderboot über die Ostsee

Zwanzig Stunden treibt ein Ehepaar aus der DDR in einem Ruderboot auf offener See, ehe ein Frachtschiff sie rettet und sicher nach Schweden bringt. Den beiden DDR-Bürgern ist damit die Flucht über die Ostsee geglückt.

Nach dem Mauerbau 1961 kommt es zu rund 5.600 Fluchtversuchen über die Ostsee. Ob auf dem Surfbrett, in einem Falt- oder Motorboot oder mit einem selbst gebauten Aqua Scooter: Eine Flucht über die Ostsee erscheint nach 1961 vielen DDR-Bürgern als weniger gefährlich wie eine Flucht über Land. Doch das Meer erweist sich als tückisch: mindestens 180 Menschen sterben bei dem Versuch, über die Ostsee zu flüchten. 901 DDR-Bürger erreichen dennoch auf diesem Wege die Freiheit. Dies ist auch für den letzten Ostsee-Flüchtling am 2. September 1989 der Fall.